Philipp Maloney, Ermittler bei der Tragödie am Aeschenplatz, geht von einem Redaktionsdrama aus
Mann tötet am Samstag in Rheinfelden seine Familie mit gezielten Kopfschüssen, dann sich selbst. Die baz kriegt sich nicht mehr ein und macht daraus die vierspaltige Topgeschichte auf der Frontseite. Und - Emotionen, Emotionen, Emotionen - setzt als Kontrast, zur Illustration des Wettergeschehens am vergangenen Wochenende, darunter dreispaltig das Bild einer lasziv an der Rheinpromenade bauchnabelfrei hingefläzten, sonnenbebrillten jungen Blondine (Bild Tino Briner). Die Bild-Zeitung hätte mehr Fingerspitzengefühl. Den Artikel auf der Frontseite startet Philip Loser mit quantitativen Betrachtungen.
Gross war der Andrang, als die Polizeidirektion am Sonntag zur Medienkonferenz lud.
Das findet bei dem Anlass nur der bemerkenswert, der sich darüber ärgert, dass er arbeiten muss und also nicht zur Blondine am Rhein liegen kann. Das reicht aber noch nicht. Loser füllt mit der Geschichte auch gleich die Bundspitze des Teils "region". Und - als ob wir inzwischen noch daran zweifeln dürften, was geschehen ist - setzt darüber die "zurückhaltende" Spitzmarke:
Uwe Wenk, Ermittler bei der Tragödie in Rheinfelden (D), geht von einem Familiendrama aus
Wer hätte das gedacht...? Loser hat aber noch einen. Die Seite ziert ein langes Interview mit dem Ermittler, das so nie stattgefunden hat. Was Loser entwaffnenderweise auch gleich zugibt:
Das folgende Interview besteht aus Aussagen, die Kriminalhauptkommissar Uwe Wenk, der verantwortliche Ermittlungsbeamte, während der Pressekonferenz gemacht hat.
Das Interview war also gar keines. Vielleicht erfindet die baz gerade eine neue Sorte Journalismus: Den "anything-goes-Journalismus". Ganz sicher aber ist die Negativ-Pointe der ganzen Geschichte, der absolute Nullpunkt der Berichterstattung, eine Frage, die Markus Wüest in seinem Kommentar zu dem Drama auf S. 2 stellt:
Sind es die veränderten Geschlechterrollen, die zu solchen Explosionen führen?
Wüest behauptet damit implizit: Alice Schwarzer, und alles wofür sie steht, ist schuld daran, dass ein wohlhabender Deutscher (Ermittler Uwe Wenk laut baz: "Die Familie hattte, obwohl der Mann schon seit einigen Jahren nicht mehr arbeitete, keine finanziellen Probleme.") seine Kinder und seine somalische Frau aus nächster Nähe mit Kopfschüssen liquidiert. Kann mal jemand den Wüest wüst schütteln, bitte! Solche Fragen in die Welt zu setzen, das hat nichts, aber auch gar nichts mehr zu tun mit dem aufklärerischen Bemühen, irgendein Denktabu zu brechen. Das ist blosser chauvinistischer, reaktionärer, frauenfeindlicher Reflex. Wüest insinuiert damit nichts weniger als dass die Frau, weil sie als solche zur Welt gekommen ist, selber schuld ist an der Kugel, die in ihrem Kopf steckt.
Gross war der Andrang, als die Polizeidirektion am Sonntag zur Medienkonferenz lud.
Das findet bei dem Anlass nur der bemerkenswert, der sich darüber ärgert, dass er arbeiten muss und also nicht zur Blondine am Rhein liegen kann. Das reicht aber noch nicht. Loser füllt mit der Geschichte auch gleich die Bundspitze des Teils "region". Und - als ob wir inzwischen noch daran zweifeln dürften, was geschehen ist - setzt darüber die "zurückhaltende" Spitzmarke:
Uwe Wenk, Ermittler bei der Tragödie in Rheinfelden (D), geht von einem Familiendrama aus
Wer hätte das gedacht...? Loser hat aber noch einen. Die Seite ziert ein langes Interview mit dem Ermittler, das so nie stattgefunden hat. Was Loser entwaffnenderweise auch gleich zugibt:
Das folgende Interview besteht aus Aussagen, die Kriminalhauptkommissar Uwe Wenk, der verantwortliche Ermittlungsbeamte, während der Pressekonferenz gemacht hat.
Das Interview war also gar keines. Vielleicht erfindet die baz gerade eine neue Sorte Journalismus: Den "anything-goes-Journalismus". Ganz sicher aber ist die Negativ-Pointe der ganzen Geschichte, der absolute Nullpunkt der Berichterstattung, eine Frage, die Markus Wüest in seinem Kommentar zu dem Drama auf S. 2 stellt:
Sind es die veränderten Geschlechterrollen, die zu solchen Explosionen führen?
Wüest behauptet damit implizit: Alice Schwarzer, und alles wofür sie steht, ist schuld daran, dass ein wohlhabender Deutscher (Ermittler Uwe Wenk laut baz: "Die Familie hattte, obwohl der Mann schon seit einigen Jahren nicht mehr arbeitete, keine finanziellen Probleme.") seine Kinder und seine somalische Frau aus nächster Nähe mit Kopfschüssen liquidiert. Kann mal jemand den Wüest wüst schütteln, bitte! Solche Fragen in die Welt zu setzen, das hat nichts, aber auch gar nichts mehr zu tun mit dem aufklärerischen Bemühen, irgendein Denktabu zu brechen. Das ist blosser chauvinistischer, reaktionärer, frauenfeindlicher Reflex. Wüest insinuiert damit nichts weniger als dass die Frau, weil sie als solche zur Welt gekommen ist, selber schuld ist an der Kugel, die in ihrem Kopf steckt.
patpatpat - 2. Mai, 12:11
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