Dienstag, 8. November 2005

vetrogefasel

mir fällt zur von der baz heute gehypten Leerformel "metrobasel" nichts ein, aber supra schon.

Wobei... da kommt mir grad in den Sinn: Erinnert sich hier noch jemand an den "Verein Oekostadt"? Oder an Daniel Wieners Buch "Oekostadt Basel"? Oder an "Werkstadt Basel" oder das Buch darüber (herausgegeben von Daniel Wiener, von dem wir's hier leider auch schon verschiedentlich, z.B. von seinen Dichtkünsten, hatten)? Alles auf dem Misthaufen der Geschichte gelandet, oder? Was denkt der D.W. wohl von metrobasel?

Wer hat denn dieses Sammelsurium von neoliberalen Allgemeinplätzen, Finanz-PR, Chemie-PR und - last but not least - eigen-PR von BAK Basel Economics unter dem Titel "metrobasel report" zusammengestöpselt, über das sich die baz vor Begeisterung gar nicht mehr einkriegt (aber das kennen wir ja...)? Im Impressum auf S. 30 gut versteckt sind zu finden: Christoph Koellreuter, Chefökonom von BAK Basel Economics. Als Chef wird er sich wohl nicht grad die Finger wund geschrieben haben. Dann Koellreuters Angestellte: Andreas Steffes (*76), Manuela Merki (*80), Thomas Schoder (*66) und Urs Müller (*57). Lassen wir die Jungspunde mal weg. Bleibt Urs Müller, Titel: Senior Consultant, davor '96-'05 Chef der Basler Finanzverwaltung. Über die Arbeit als Finanzchef des Kantons von Müller, der jetzt plötzlich ganz genau wissen soll, was in und um Basel Sache ist, urteilte die Parlamentarische Untersuchungskommission PUK in Sachen Anlagepolitik der Pensionskasse des Basler Staatspersonals Ende '04:

Es gab aber organisatorische Schwächen. Zudem verfolgten die PKBS-Organe eine Strategie der hohen Risiken ohne genügendes Risikobewusstsein. Der Finanzverwaltung (FIWA), die in allen Anlagegremien der PKBS Einsitz hatte, bescheinigt die PUK mangelnde Professionalität. Die PUK stellte bei der FIWA zudem Unregelmässigkeiten in Zusammenhang mit der PKBS und weiteren Vermögensmandaten fest. (...) Aus Sicht der PUK genügte die FIWA sowohl personell als auch organisatorisch nicht den Anforderungen an einen Vermögensverwalter mit einem derart grossen und aktiv verwalteten Portfolio. Die PUK bemängelt zudem, dass sich die Leitung der FIWA [Anm: = Urs Müller] in den Untersuchungen wenig kooperationswillig und lernfähig zeigte. (...) Die PUK will die Hintergründe der Bevorzugungen gewisser Mandate und das Ausmass der aufgedeckten Unregelmässigkeiten in der Arbeit der FIWA in einer forensischen Folgeuntersuchung weiter abklären lassen. Sie stellt unzureichende Führung durch den Chef der FIWA [Anm.: namens Urs Müller], mangelnde Professionalität im Management der Aktienportfolios und ungenügende Kontrollmechanismen in der FIWA und der als Global Custodian beauftragten Bank fest.

Auch sehr amüsant: Am 12.1.05 stand in der baz über den Rücktritt von Urs Müller als Chef der Finanzverwaltung:

Für den LDP-Fraktionspräsidenten Peter A. Zahn ist der Rücktritt Müllers «absolut folgerichtig». Denn: «Unter seiner Leitung sind Dinge passiert, die wir in der PUK beanstanden mussten.» Ausserdem sei Müller während der langen Zeit der Untersuchung uneinsichtig gewesen, kritisiert Zahn, der Mitglied der Finanzkommission ist. «Jetzt ist Müller vielleicht doch noch einsichtig geworden», meint Zahn.

Und wo ist die mit einem Stammkapital von Fr. 20'000.-, davon BAK 12'000, Herzog & de Meuron 4'000, baz 4'000.- austestattete metrobasel GmbH, deren namengebender Report der von Zahn kritisierte Müller mitverantwortet, domiziliert? Oh Wunder: bei eben diesem Müllerkritiker Peter A. Zahn! Wie sagt man? "Pack schlägt sich, Pack verträgt sich"? Passt das hier? Vielleicht.

"metrobasel" rapportiert begeistert, was der künftige Wirtschaftsförderer beider Basel, Hampe Wessels, sagt: Die Region Basel sei in Sachen Life Sciences der beste Standort der Welt. Zu diesem Eigenlob meint die Zürcher Weltwoche am 20.10.2005; Seite 46; Nummer 42

Die Zusammenarbeit mit Gilead zeigt exemplarisch, wie wichtig derartige Biotech-Kooperationen für Roche geworden sind: Von den zehn meistverkauften Medikamenten stammen sechs Produkte von Biotechnologie-Partnern. Sie sind «einlizenziert», wie es im Branchenjargon heisst. Roche hat die Produkte, wie Tamiflu, nicht erfunden, darf sie aber unter ihrem Namen vermarkten.
Die hausinterne Forschung dagegen zeigt weniger berauschende Erfolge. 5000 Forscher arbeiten heute für Roche, rund fünf Milliarden lässt sie sich das im Jahr kosten. Dennoch stammen heute nur vier der Top-Ten-Medikamente aus der Roche-eigenen Forschungsküche ­ und erst noch jene, die am wenigsten versprechen. Das Patent für das Antibiotikum Rocephin ist dieses Jahr in den USA ausgelaufen. Die Fettpille Xenical war von Anfang an eine Enttäuschung und verzeichnet sinkende Absatzzahlen. Nur das Hepatitis-C-Mittel Pegasys sowie das Brust- und Darmkrebs-Mittel Xeloda dürften künftig steigende Verkaufszahlen aufweisen.


Was sagst Du jetzt, Herr Wessels?

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