Die anonyme Dichterin
Wirtschaftsredaktorin Franziska Pfister trägt auf S. 15 das Gedicht vor, das ihr "eine Verkäuferin eines Basler Warenhauses" diktiert hat. Mehr erfahren wir über die bescheidene, aber sehr begabte Autorin nicht, deren - nahezu - Prosagedicht in den ersten Zeilen dem immer seltener anzutreffenden Schema "aabbdefgahijklamn" folgt:
Zum Ausverkauf kommen die Leute zwar in Scharen.
Ziehen tut das Geschäft aber nicht wie in anderen Jahren
zumindest in meinem Rayon,
der Damenbekleidung.
Das kann mit dem Wetter zu tun haben:
Der Schnee
von letzter Woche
hat sicher
einige abgehalten, in die Stadt zu fahren.
Zurzeit tauschen viele Kunden
Weihnachtsgeschenke um oder lösen
Gutscheine ein.
Aber eingekauft wird gewählter, nicht
mehr wie vor ein paar Jahren,
als die Leute euphorisch
nach allem Möglichen griffen.
Wie viel Welt in so wenig Zeilen stecken kann! Die Essenz der existenziellen Erfahrung eines jeden Individuums in der postindustriellen, globalisierten Gesellschaft, gefasst in bewegende und berührende Zeilen. Konkret, einfach und gleichzeitig voller erschütternder Wahrheit.
Zum Ausverkauf kommen die Leute zwar in Scharen.
Ziehen tut das Geschäft aber nicht wie in anderen Jahren
zumindest in meinem Rayon,
der Damenbekleidung.
Das kann mit dem Wetter zu tun haben:
Der Schnee
von letzter Woche
hat sicher
einige abgehalten, in die Stadt zu fahren.
Zurzeit tauschen viele Kunden
Weihnachtsgeschenke um oder lösen
Gutscheine ein.
Aber eingekauft wird gewählter, nicht
mehr wie vor ein paar Jahren,
als die Leute euphorisch
nach allem Möglichen griffen.
Wie viel Welt in so wenig Zeilen stecken kann! Die Essenz der existenziellen Erfahrung eines jeden Individuums in der postindustriellen, globalisierten Gesellschaft, gefasst in bewegende und berührende Zeilen. Konkret, einfach und gleichzeitig voller erschütternder Wahrheit.
patpatpat - 3. Jan, 09:56
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