Organisierte Rufschädigung
Die baz liefert derzeit ein schönes Beispiel, wie eine Rufschädigung so vor sich geht. Es braucht dazu einen wirren Text, bei dem der Eindruck entsteht, eine Person sei in ein Verfahren verwickelt, in das sie gar nicht verwickelt ist. Die baz von gestern macht das so: Im Lead des Frontaufhängers geht es um ein Strafrechtsverfahren, bebildert wird das Ganze über vier Spalten mit einer Ständerätin. Unvermeidlicher Eindruck: Das Verfahren richte sich gegen sie. Zusammen mit einem möglichst ungünstigen Titel ("Affäre bleibt im Dunkeln") suggeriere man zudem, nur diese Frau hätte Klarheit schaffen können, was sie aber eben gerade gar nicht kann, weil das Verfahren ja in Tat und Wahrheit nicht sie betrifft.
Weiter lasse man einen unzuständigen Experten zu Wort kommen. Im konkreten Fall ist es ein Stiftungsrechtsexperte, der zu einem Strafverfahren von Bankgeheimnisverletzung und unzulässiger Annahme von Kundengeldern zu Wort gebeten wird.
Dienlich ist es auch, durch negative Wortwahl den Eindruck noch zu verstärken ("verbandelt") und Fakten gezielt wegzulassen (die Stiftungsaufsicht wurde von Zanetti und Fetz eingeschaltet, was der Artikel aktiv verschweigt).
Ebenso dienlich ist es, hierauf in einem unmotiviert erscheinenden letzten Absatz zu suggerieren, das Handeln einer Person sei selbstsüchtig (im konkreten Fall: wegen wirtschaftlicher Konsequenzen habe die Kritisierte wohl ein Konto aufgelöst und für sich beantsprucht).
Dann lasse man das tags darauf (im Sinn einer Fortsetzungsgeschichte) von der politischen Konkurrenz und von einem chronisch unzureichend informierten Kommunikationsmann, dessen letzter Arena-Auftritt peinlich genug war, gebührend kritisieren. Hernach fordere man die geneigte Leserschaft mit rhetorischer Fragestellung dazu auf, gezielt Dampf abzulassen. Wie solche Fragen aussehen, erfährt man beispielsweise durch Lektüre des letzten NZZ-Folios zu Statistiken und Umfragen; im konkreten Fall wird der Dampf gewonnen durch die Aufzählung einiger nachweislich falscher Behauptungen (die als Fakten apostrophiert werden), am besten mit einer möglichst schlechten Foto der Kritisierten. Diesen unweigerlich negativen Dampf wiederum kann man als Chef Recherche dann mit scheinheiligem Verweis auf die neutrale, aussenstehende Kritik und auf ein vorgeschobenes öffentliches Interesse der Kritisierten unterbreiten, die also letztlich auf die Unklarheiten reagieren müsste, die der Chef Recherche selbst zu verantworten hat. So einfach geht das.
Derzeit zu verfolgen in der "besten aller Zeitungen". Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die Zeitung es nicht einmal schafft, den Vornamen der Ständerätin fehlerfrei zu schreiben. Sie heisst heute "Antia": Zwischenablage01b (jpg, 14 KB)
Weiter lasse man einen unzuständigen Experten zu Wort kommen. Im konkreten Fall ist es ein Stiftungsrechtsexperte, der zu einem Strafverfahren von Bankgeheimnisverletzung und unzulässiger Annahme von Kundengeldern zu Wort gebeten wird.
Dienlich ist es auch, durch negative Wortwahl den Eindruck noch zu verstärken ("verbandelt") und Fakten gezielt wegzulassen (die Stiftungsaufsicht wurde von Zanetti und Fetz eingeschaltet, was der Artikel aktiv verschweigt).
Ebenso dienlich ist es, hierauf in einem unmotiviert erscheinenden letzten Absatz zu suggerieren, das Handeln einer Person sei selbstsüchtig (im konkreten Fall: wegen wirtschaftlicher Konsequenzen habe die Kritisierte wohl ein Konto aufgelöst und für sich beantsprucht).
Dann lasse man das tags darauf (im Sinn einer Fortsetzungsgeschichte) von der politischen Konkurrenz und von einem chronisch unzureichend informierten Kommunikationsmann, dessen letzter Arena-Auftritt peinlich genug war, gebührend kritisieren. Hernach fordere man die geneigte Leserschaft mit rhetorischer Fragestellung dazu auf, gezielt Dampf abzulassen. Wie solche Fragen aussehen, erfährt man beispielsweise durch Lektüre des letzten NZZ-Folios zu Statistiken und Umfragen; im konkreten Fall wird der Dampf gewonnen durch die Aufzählung einiger nachweislich falscher Behauptungen (die als Fakten apostrophiert werden), am besten mit einer möglichst schlechten Foto der Kritisierten. Diesen unweigerlich negativen Dampf wiederum kann man als Chef Recherche dann mit scheinheiligem Verweis auf die neutrale, aussenstehende Kritik und auf ein vorgeschobenes öffentliches Interesse der Kritisierten unterbreiten, die also letztlich auf die Unklarheiten reagieren müsste, die der Chef Recherche selbst zu verantworten hat. So einfach geht das.
Derzeit zu verfolgen in der "besten aller Zeitungen". Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die Zeitung es nicht einmal schafft, den Vornamen der Ständerätin fehlerfrei zu schreiben. Sie heisst heute "Antia": Zwischenablage01b (jpg, 14 KB)
christoph unmensch - 5. Jan, 16:49
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