Freitag, 1. September 2006

(S)coop !

„Die Trennung zwischen redaktionellem Teil bzw. Programm und Werbung ist optisch und begrifflich klar zu kennzeichnen. Journalistinnen und Journalistinnen* haben diese Abgrenzung zu gewährleisten und dürfen sie nicht durch Einfügen von Schleichwerbung in der redaktionellen Berichterstattung verletzen.“

Soweit der Presserat.
Nun steht seit heute (Freitag) Morgen ein Artikel bei baz.ch online, der den Titel „Weitere Preissenkungen bei Coop“ trägt:

Screenshot baz.ch © baz.ch
(Ausriss: baz.ch)

Die Meldung an sich hat keinen besonderen Informationsgehalt (meiner Meinung nach zumindest), und fasst im Wesentlichen lediglich eine Medienmitteilung von Coop selbst zusammen.
Kein negatives Wort über Coop, stattdessen werden die Formulierungen von Coop fast wortwörtlich übernommen, die eigentlich nur eine Werbeaktion zum Ereignis machen wollen, wie sie tagtäglich viele Unternehmen vornehmen, um Kunden anzulocken: einfach die Preise von manchen Produkten senken und darüber reden, wie toll und effizient man als Unternehmen ist.
Informationsgehalt ?

Die Krönung des Ganzen ist das Bild, das man zur Illustration gewählt hat: eine Werbeanzeige von Coop („Die Tiefstpreis-Marke“) – ohne Bildnachweis, versteht sich. Weder Artikel noch Bild sind als Anzeige gekennzeichnet und fügen sich nahtlos in den redaktionellen Teil der Regionalnachrichten ein.

Hat sich die baz instrumentalisieren lassen ? Hat Coop einen Redakteur der Basler Zeitung gekauft ? Oder haben die Leser einen an der Klatsche ?

*aber auch männliche Journalisten, sei hier angemerkt ;-)

Montag, 21. August 2006

Campaigner Schibli fährt Kampagne in die Wand

Sigfried Schibli darf sich austoben auf S.3:
Als ich das Wort, das als Berufsbezeichnung unter einem Namen stand, zum ersten Mal sah, las ich irrtümlich «Container» und wunderte mich, dass sich ein Mensch so bezeichnet. Beim zweiten Hinsehen korrigierte mein Auge in Richtung «Champagner» und schielte zu «Camping» hinüber. Bis mich ein dritter Blick belehrte: Der gute Mann nennt sich «Campaigner».
Soweit, so anglizistisch unauffällig. Aber Schibli kann auch aus nichts einen casus belli fabrizieren:
Nun passt die sprachliche Umweltverschmutzung, die im Wort Campaigner vorliegt, kaum zu den Zielen, denen sich solche Kampagnenritter zu verschreiben pflegen. Diese Werber für das Gutmenschliche wollen sich von gewöhnlichen Werbern, die im Dienst von Zahnpastaherstellern und Autoimporteuren stehen, klar unterscheiden. Des Campaigners Motor ist der Wille zum moralisch Guten und ästhetisch Sauberen. Dass ihm seine Tätigkeit mitunter den Ruf einbringt, ein professioneller Verhinderer zu sein, steckt er leicht weg.
"Campaigner" ist "sprachliche Umweltverschmutzung"? Das ist eine Diktion, die auch der deutschnationalen rechtsaussen Postille "Junge Freiheit" gefällt! Schibli wähnt sich wohl im Einverständnis mit jener politischen Ecke. Campaignern hingegen unterstellt er die Verwendung einer mir gänzlich unbekannten Wärmequelle: Das Einverständnis.
Campaigner sind meist bei Non-Profit-Organisationen anzutreffen. Dort wärmen sie sich im Einverständnis mit Gleichgesinnten, hirnen und planen und schreiben Leserbriefe, die dann in Zeitungen erscheinen, denen eines streng verboten ist: Kampagnen zu fahren.
Und zwar aus reinem Selbsschutz! Hätte nämlich Schibli sich daran gehalten und würde heute in seiner Kolumne keine Kampagne gegen den Begriff "Campaigner" fahren, wäre er nicht ins offene Messer gelaufen.

Montag, 14. August 2006

"Na, wie war ich?"

Wie war der Einfluss des heute vor 50 Jahren verstorbenen Dramatikers Bert Brecht auf Literatur und Theater des 20. Jahrhunderts?
dramatisch
Steht so, aus der Feder von "Kastendichter" "sr" auf S. 6, im kulturmagazin:
Er wurde nur 58 Jahre alt, doch sein Einfluss auf die Literatur und das Theater des 20. Jahrhunderts war dramatisch./
"Da muss man was dagegen tun!" dachte sich die Kulturredaktion der baz wohl. Und schritt zur Tat:
Aus diesem Anlass widmet ihm das baz-Kulturmagazin einen Schwerpunkt (...)
Und damit war auch Brecht erledigt!

Dienstag, 8. August 2006

Schlecht abgeschrieben ...

... und auch das nicht recht verstanden hat die beste aller Zeitungen ein vermeintliches Brecht-Zitat. Dummerweise stammte das Zitat nicht von Brecht, sondern von Constantin Seibt. Die ganze unrühmliche Geschichte gibt es hier.
Quizfrage: Wie heisst der "ein wenig kryptisch schreibende" baz-Musikkritiker, der Seibt auf den Leim gekrochen ist?

Samstag, 29. Juli 2006

Untergang des Abendlandes

baz S. 19, Interview mit dem Basler Marketingprofessor Manfred Bruhn, erste Frage von Wirtschaftsredaktor Felix Erbacher:
baz: Die Kids lassen sich von Marken beeinflussen. Eltern können diese nicht bezahlen. Das schafft Probleme in der Familie...
Bruhn: Unter gesellschaftspolitischen Aspekten ist dies problematisch und ein Zeichen des Wertewandels und des Verfalls der Gesellschaft. Wenn Werte fehlen, versucht man diese durch das System einer Marke zu ersetzen.
"Verfall der Gesellschaft"? Früher war alles besser? Reaktionäres Gerede! Pikanterweise lässt Bruhn Erbachers Geschichte über das Markenranking von Interbrand (was zufälligerweise eine grosse Branding-Agentur ist. Würde Sie Coca Colas Softdrinkranking interessieren?), immerhin heute der Aufmacher des Wirtschaftsteils, mit der Antwort auf die letzte Frage en passant die Luft raus:
baz: Git es noch weitere Marken-Rankings?
Bruhn: Ja, eine Menge von Methoden und Modellen, die Markenwerte zu messen. Nach meiner Schätzung sind es bis zu 50. Leider differieren die Ergebnisse sehr stark, was den Wert der Rankings wiederum einschränkt. Bis heute hat sich kein allgemein anerkanntes Verfahren herausgebildet.
Interbrand behauptet hingegen von sich selbst:
Interbrand bewertet die Marken nach der eigenen, breit anerkannten und weltweit angewendeten Methode.
Wenn der Experte von dem einen Ranking, mit dem die baz eine ganze Seite füllt und dessen Rangliste feiert als wär sie Gottes Wort, genau gleich wenig hält, wie von allen anderen, was kann ich dann von der baz halten?

Gesammelte Bazismen

Die baz (Basler Zeitung) ist die beste Zeitung der Welt und ich bin ihr Prophet! It's a dirty job, but somebody's got to do it! language is a baz-illus! Hier können übrigens alle mitschreiben. Alle mit einem twoday-account. Und der ist gratis! Feedback via "bazismus @ mac.com".

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