Montag, 21. August 2006

Campaigner Schibli fährt Kampagne in die Wand

Sigfried Schibli darf sich austoben auf S.3:
Als ich das Wort, das als Berufsbezeichnung unter einem Namen stand, zum ersten Mal sah, las ich irrtümlich «Container» und wunderte mich, dass sich ein Mensch so bezeichnet. Beim zweiten Hinsehen korrigierte mein Auge in Richtung «Champagner» und schielte zu «Camping» hinüber. Bis mich ein dritter Blick belehrte: Der gute Mann nennt sich «Campaigner».
Soweit, so anglizistisch unauffällig. Aber Schibli kann auch aus nichts einen casus belli fabrizieren:
Nun passt die sprachliche Umweltverschmutzung, die im Wort Campaigner vorliegt, kaum zu den Zielen, denen sich solche Kampagnenritter zu verschreiben pflegen. Diese Werber für das Gutmenschliche wollen sich von gewöhnlichen Werbern, die im Dienst von Zahnpastaherstellern und Autoimporteuren stehen, klar unterscheiden. Des Campaigners Motor ist der Wille zum moralisch Guten und ästhetisch Sauberen. Dass ihm seine Tätigkeit mitunter den Ruf einbringt, ein professioneller Verhinderer zu sein, steckt er leicht weg.
"Campaigner" ist "sprachliche Umweltverschmutzung"? Das ist eine Diktion, die auch der deutschnationalen rechtsaussen Postille "Junge Freiheit" gefällt! Schibli wähnt sich wohl im Einverständnis mit jener politischen Ecke. Campaignern hingegen unterstellt er die Verwendung einer mir gänzlich unbekannten Wärmequelle: Das Einverständnis.
Campaigner sind meist bei Non-Profit-Organisationen anzutreffen. Dort wärmen sie sich im Einverständnis mit Gleichgesinnten, hirnen und planen und schreiben Leserbriefe, die dann in Zeitungen erscheinen, denen eines streng verboten ist: Kampagnen zu fahren.
Und zwar aus reinem Selbsschutz! Hätte nämlich Schibli sich daran gehalten und würde heute in seiner Kolumne keine Kampagne gegen den Begriff "Campaigner" fahren, wäre er nicht ins offene Messer gelaufen.

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