Samstag, 23. April 2005

Da hört ja alles auf!!!

Der Herausgeber spricht, auf S. 3

Staatliches Handeln wird oft kritisch beobachtet. Von den Bürgern, weil der Staat mit ihren Steuern finanziert wird. Von den Medien, weil es Teil ihres Auftrags ist. In Basel kommt diese Rolle etwas einseitig der Presse zu. Denn einerseits ist ein Regierungsrat Stiftungsratspräsident des Lokalfernsehens, und andererseits ist der Sohn des Regierungssprechers seit neuestem Chefredaktor des zürcherisch-baslerischen Lokalradios.

Das sind ja Verhältnisse wie zu Enver Hoxhas besten Zeiten in Albanien! Die baz also als Samisdat? Als regimekritische Stimme aus dem Untergrund? Ihr Herausgeber ist so etwas wie der Vaclav Havel vom Rheinknie, der Nelson Mandela vom Aeschenplatz, die Aun San Suu Kyi à la bâloise? Glaubt er offenbar von sich. Wo unseren Freedomfighter allerdings der Mut verlassen hat, das sind die Namen. Darum sei ihm hier unter die Arme gegriffen (ähem...): Der inkriminierte Regierungsrat heisst Ralph Lewin. Der Regierungssprecher heisst Felix Drechsler, sein Sohn ist Nicolas. Der "zürcherisch-baslerische" Lokalsender heisst "Basilisk". Und, weil Mahatma Ghandi Hagemann offenbar unter einer kurzzeitigen Amnesie gelitten haben muss, als er seinen "Zwischenruf" schrieb, sei er daran erinnert, dass der - in seiner Terminologie - baslerisch-baslerische Lokalsender Basel1 übrigens mehrheitlich ihm gehört. Ebenso ganz oder teilweise die grösste Gratiszeitung der Nordwestschweiz, der Baslerstab, sowie der Muttenzer Anzeiger, der Prattler Anzeiger, die Reinacher Zeitung, das Allschwiler Wochenblatt, der Birsfelder Anzeiger, der Vogel Gryff, die prevag (Presse-Vertriebs AG), Birkhäuser GBC, Jüdische Medien AG, Fricktaler Bote, Presse TV AG. Das sind ja Verhältnisse wie zu Enver Hoxhas besten Zeiten! Aber aus anderen Gründen, als Lech Walesa Hagemann meint.

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Holbein - 25. Apr, 08:56

Worte des Vorsitzenden

Der Vergleich zwischen dem Verleger Hagemann und den unerschrockenen Kämpfern gegen staatliche Willkür drängt sich auf. Wer den Zwischenruf genau durchliest fühlt sich allerdings auch in anderer Weise an die guten alten kommunistischen Zeiten zurückerinnert. Josef Wisarionowitsch Hagemann alias Janos Kadar oder – noch besser – Klement Gottwald hätten es nicht besser machen können. Im offiziellen Parteiorgan wird eine nette Glosse (aha – der Genosse Verwaltungsratspräsident joggt jetzt und hat sein Trotinett auf den Estrich gestellt und die Eishockeystöcke verbrannt) verfasst und die Belegschaft bekommt aufgrund der Bemerkungen zwischen den Zeilen die obligaten Hiebe. Da ist die Rede vom heiligen Martin von den Baumwipfeln, „der sich bekanntlich um jeden Baum sorgt, ausser um die im Garten seines Elternhauses“. Woher soll der geneigte Leser wissen, dass der Baumschützer in Tat und Wahrheit ein Baumfrevler ist? Aus der BaZ jedenfalls nicht, weil zum Fall Bruderholz seinerzeit nur die Verteidigungsrede von Martin V. zu lesen war. Das ist gar nicht so wichtig. Wichtiger scheint, dass der oberste Towaritsch mit diesem Satz seine Regionalredaktion darauf aufmerksam macht, dass die BaZ ab sofort für den Bau der Zollfreistrasse ist. Damit kommt auch Klarheit in die Ausführungen, die Ivo B., der Häuptling mit der unedlen Feder, unlängst zum umstrittenen Strassenstück absonderte. Überdies gibt’s Hiebe wegen der Fällaktion in den Langen Erlen, wo die BaZ-Blattmacher erst ein Artikelchen anordneten, als alle andern Medien schon längst darüber berichtet hatten. Auch das besagte baslerisch-zürcherische Lokalradio und der von Ralph Lewin kontrollierte Stadtkanal waren – wie meistens – schneller. Hier kommt man nicht darum herum, die Weisheit des grossen Genossen zu bewundern, der mit seinen Ausführungen gleich noch seinen Ärger in anderer Sache los wird.

Gesammelte Bazismen

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