Sonntag, 24. April 2005

befreite Zonen

Claudia Kocher gestern auf S. 15 über Windmühlen und andere Heissluftventilatoren:

Nach drei Wochen Betrachtungen auf dem Münsterplatz gilt es realistisch zu sehen: Dieser Platz wird nie autofrei sein, solange es Zulieferer und Anwohner gibt. Aber vor allem wird er nie autofrei sein, so lange kein Konzept für den Platz vorliegt. Es ist doch so: Hier wurde etwas verpasst. Im März dieses Jahres, als der Platz definitiv zur parkfreien Zone erklärt worden ist, hätten das Bau- und das Sicherheitsdepartement ein Zeichen setzen sollen.

"Parkfrei"? Der Münsterplatz, die definitiv parkfreie Zone? Rauchfrei kenn ich. Autofrei kenn ich. Parkplatzfrei auch. Aber "parkfrei"? Eine Betonwüste, die kann parkfrei sein, tatsächlich. Der Münsterplatz wird aber erst parkfrei sein, wenn es nur noch Zulieferer und Anwohner gibt. Das haben meine "Betrachtungen eines Ungefragten" nach drei Wochen ergeben. Frau Kochers Beobachtungen hingegen...

Jetzt gilt das Parkverbot auf dem Münsterplatz durchgehend, Tag und Nacht, auch für Cars. Die zahlreichen Parksünder werden mit Bussen bekämpft. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen, den die Polizei hier führt – oder, eben nur halbherzig führt, denn sie drückt immer wieder mal ein Auge zu. Die Vision von einst, die Kampfeslust, die Zeit der Fackelzüge – es gibt sie nicht mehr.

Der Kampf gegen Windmühlen lässt sich nicht halbherzig und mit einem zugedrückten Auge führen. Sondern nur mit dem heiligen Ernst, mit dem der Ritter von der traurigen Gestalt sie angriff. Oder meint die Autorin eig. die Polizei mache hier Sisyphusarbeit? Und, übrigens, Visionen verblassen, Kampfeslust schwindet, und Zeit ist vorbei. Aber alle drei kann es nicht nicht mehr geben.

Samstag, 23. April 2005

Da hört ja alles auf!!!

Der Herausgeber spricht, auf S. 3

Staatliches Handeln wird oft kritisch beobachtet. Von den Bürgern, weil der Staat mit ihren Steuern finanziert wird. Von den Medien, weil es Teil ihres Auftrags ist. In Basel kommt diese Rolle etwas einseitig der Presse zu. Denn einerseits ist ein Regierungsrat Stiftungsratspräsident des Lokalfernsehens, und andererseits ist der Sohn des Regierungssprechers seit neuestem Chefredaktor des zürcherisch-baslerischen Lokalradios.

Das sind ja Verhältnisse wie zu Enver Hoxhas besten Zeiten in Albanien! Die baz also als Samisdat? Als regimekritische Stimme aus dem Untergrund? Ihr Herausgeber ist so etwas wie der Vaclav Havel vom Rheinknie, der Nelson Mandela vom Aeschenplatz, die Aun San Suu Kyi à la bâloise? Glaubt er offenbar von sich. Wo unseren Freedomfighter allerdings der Mut verlassen hat, das sind die Namen. Darum sei ihm hier unter die Arme gegriffen (ähem...): Der inkriminierte Regierungsrat heisst Ralph Lewin. Der Regierungssprecher heisst Felix Drechsler, sein Sohn ist Nicolas. Der "zürcherisch-baslerische" Lokalsender heisst "Basilisk". Und, weil Mahatma Ghandi Hagemann offenbar unter einer kurzzeitigen Amnesie gelitten haben muss, als er seinen "Zwischenruf" schrieb, sei er daran erinnert, dass der - in seiner Terminologie - baslerisch-baslerische Lokalsender Basel1 übrigens mehrheitlich ihm gehört. Ebenso ganz oder teilweise die grösste Gratiszeitung der Nordwestschweiz, der Baslerstab, sowie der Muttenzer Anzeiger, der Prattler Anzeiger, die Reinacher Zeitung, das Allschwiler Wochenblatt, der Birsfelder Anzeiger, der Vogel Gryff, die prevag (Presse-Vertriebs AG), Birkhäuser GBC, Jüdische Medien AG, Fricktaler Bote, Presse TV AG. Das sind ja Verhältnisse wie zu Enver Hoxhas besten Zeiten! Aber aus anderen Gründen, als Lech Walesa Hagemann meint.

Freitag, 22. April 2005

Kompromisslos

Sigfrid Schibli auf S. 3 des Kulturmagazins über Wagners Oper "Tristan und Isolde":

Ohne Kompromisse wird auf der Bühne gesungen und musiziert.

Kompromisslos wie bei der BaZ am Schreibtisch geschrieben wird.

Und dies:

Das Opernpublikum überschlägt sich vor Begeisterung. Nur die Nacktszene veranlasst ein paar Prüde zu Buhs.

Prüde Leser veranlassen einen Purzelbaum, wenn begeisterte Schreiber sich ausziehen; oder: Wenn sich der Schreiber überschlägt, buhen nackte Leser über das prüde Opernpublikum...

Politesse & Prophetin

Den Rheinsprung rauf, Autos gesehen, Artikel geschrieben: cko auf Seite 16 der Region Stadt:

Beim Heraufstapfen des Rheinsprungs heute ziemlich hoffnungslos, sprich auf falsch parkierte Autos eingestellt wie noch nie. Tatsächlich: So viel los wie heute war noch nie, sagt auch der Fotograf.

Bussen verteilt haben die Fotograf und Journalistin wohl nicht, doch diese "ansichtssache" ist ja Strafe genug.

Samstag, 16. April 2005

Sag wie's ist!

Daniel "Ökostadt" Wiener in seiner freitäglichen Kolumne am 15.4. im kulturmagazin auf S. 3:

Die Abordnung beider Basel in Bundesbern ist das Geld nicht wert, das wir alle vier Jahre, wenn sie wieder kandidieren, für den Druck der Wahlzettel ausgeben.

Hm, das ist jetzt aber weder Nachhaltigkeits- noch Wissenschaftskommunikation, die Wieners Firma beide anbietet. Ausser wir würden den Wutausbruch, ausgelöst vom dünnen und für ihn falsch verplanten Geldsegen aus Bern für Verkehrsprojekte in und um Basel, als nachhaltig wirkende Kommunikation einer wissenschaftlichen Erkenntnis bezeichnen. Das käm sogar noch hin!

Dienstag, 12. April 2005

Dr "tolli Marcolli"

Auf S. 14 über Ex-Regierungsrat Tschudis neuen Kosenamen, abgeleitet aus der Tatsache, dass sein neuer Arbeitgeber die SBB sind:

Ein politischer Insider hat gestern für Tschudi bereits einen neuen Übernamen gefunden: «Hamatschutschu».

Patrick Marcolli hat sich seinen Übernamen, den ein journalistischer Insider heute gefunden hat, wahrlich verdient! Da fällt uns ein: Kennen wir vielleicht den politischen Insider, der gestern um 13:21 "Hamatschutschu" erdichtete?

Untergang des Abendlandes reloaded

Peter Schibli heute auf S. 3 über das Fernsehen an und für sich.

Nach dem Papstbegräbnis sowie der Hochzeitsübertragung mit Prinz Charles und Camilla hat uns der TV-Alltag wieder eingeholt. Graue Fantasielosigkeit herrscht. (...) Das Niveau privater wie öffentlicher TV-Programme steht in diametralem Gegensatz zur Einschaltquote: Je belangloser die Sendungen, desto höher das Interesse. Insbesondere Kinder und Jugendliche pflegen sich bereits vor den Hausaufgaben vor den Bildschirm zu legen und MTV-Clips, Soaps sowie Serien reinzuziehen. (...) Die virtuelle Volksverdummung kennt keine Grenzen. Massenverblödung ist eine Sache, kollektive Aggressivität eine andere. (...) Im Gegensatz dazu entwickeln sich Kinder, die viel fernsehen, häufiger zu Schlägertypen. Aus Polizeiberichten ist bekannt, dass Jugendliche Straftaten aus Filmen kopieren. Auswüchse des exzessiven TV-Konsums sind auch auf jedem Schweizer Pausenplatz, in der Innerstadt sowie im Sportstadion zu beobachten. Der Zerfall der Werte hat zur Folge, dass zuerst der Anstand wegbleibt und kurz danach die Grenzen zwischen Legalität und Strafbarkeit überschritten werden. (...) Gewaltdarstellungen führen zu vermehrter Gewaltbereitschaft. Was tun? (...) Einen hervorragenden Vorschlag machte vor 26 Jahren Helmut Schmidt: Er plädierte für einen «fernsehfreien Tag pro Woche». Das Plädoyer ist auch heute noch angebracht.

So kommt's raus, wenn einer gerne Papstbegräbnisse und Royalshochzeiten schaut. Wenn die mit ihren einfachen Bildern und langen Einstellungen vorbei sind, dann folgt die grosse Depression! Allerdings ist die Fernsehkritik inzwischen etwas weiter und differenzierter, als Neil Postman und seine Epigonen im konservativen Lager.

Gesammelte Bazismen

Die baz (Basler Zeitung) ist die beste Zeitung der Welt und ich bin ihr Prophet! It's a dirty job, but somebody's got to do it! language is a baz-illus! Hier können übrigens alle mitschreiben. Alle mit einem twoday-account. Und der ist gratis! Feedback via "bazismus @ mac.com".

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