Montag, 13. Dezember 2004

Bekenntisse einer Hobbygärtnerin

Regula Freuler, bekennende Klosterfreundin, leidet an unerfüllten Mädchensehnsüchten, trägt in sich eine gequälte Backfischseele, hat melancholische Girlie-Rehaugen und wurde im ersten Semster von ihrem Traumprinzen versetzt. Woher ich das weiss? Sie schreibt es heute auf S. 4 im kulturmagazin zum Einstieg in ihren Artikel über die Dramatisierung eines Prosatextes von Ingeborg Bachmann:

Beim Lesen gewisser Autorinnennamen im Theaterprogramm läuten von vornherein die Kritikerinnen-Alarmglocken. Ingeborg Bachmann ist einer dieser Namen: unerfüllte Mädchensehnsüchte, ding, gequälte Backfischseele, dong, melancholische Girlie-Rehaugen, ding, traumprinzengeschädigtes Erstsemestrigenherz, dong.

Die Küchentischpsychologie besagt, dass über sich selber spricht, wer so vehement von sich weist, was ihr spontan zum Stichwort einfällt. Aber Freulers Innenleben interessiert im Zusammenhang mit dem Artikel niemanden. Die intimen Bekenntnisse lenken nur ab, illustrieren nichts, erklären nichts, gehören bestenfalls ins gut weggeschlossene Tagebuch. Und überhaupt: Es ist extrem uncool, Bachmann so abzukanzeln, wie es Freuler versucht.

Wo ist er denn?

Kollege fuzzy von infamy weist zurecht darauf hin, dass üblicherweise Strafanstalten keinen Notausgang besitzen, wie allerdings Claudia Kocher im Titel ihres Artikels auf S. 14 über das Leben im Altersheim insinuiert:

Wie ein Gefängnis ohne Notausgang

Die einen sind ein Wrack, den anderen sieht man ihr Alter nicht an, die Dritte beschreibt Kocher so:

Sie ist "gut erhalten", wie man so sagt, für ihre 82 Jahre.

Stil- und respektlos sind alle drei Formulierungen.

Kotzer des Tages

And the winner of the price nobody wants is... once again -minu! Auf S. 13 beschreibt er den weihnächtlichen Besuch eines Paares bei der Mutter des Mannes, samt dem Hund der Frau. Das kann ja nicht gut gehen. Tut es auch nicht.

"FIFO!" - Ruth schrie auf. Es war zu spät. Neben der Krippe lag nur noch der metallene Hallelujaschein. Und die Heilige Familie schaute grimmig in die Runde. "Es war neapolitanische Wachsarbeit", jammerten die dünnen Lippen. "Sperr den Hund ins Auto!", brüllte Herbert Ruth an. Da kotzte ihm Fifo das wächserne Kind vor die Füsse. Die Mutter stützte sich kreidebleich auf eine Konsole - ihre schmalen Lippen bebten wie Espenblätter im Wind. "Hau ab!", jaulte Hubert zum Dackel. "Jawohl", sagte Ruth. "Wir gehen - das hier ist zum Kotzen!"

Irgendwann mal muss -minu erklären, was es mit seiner Besessenheit auf sich hat. Warum wird in jeder Dritten seiner Kolumnen gekotzt? Man weiss es nicht. Auch das nicht.

Was schenk ich meinem Göttikind?

Pierre Weill weiss auf S. 10 guten Rat, der gar nicht teuer zu sein scheint:

Geld in Form eines Fonds oder einer anderen Anlage zu schenken hat zwar den Nachteil, dass das Kind zunächst nicht vom Göttibatzen profitiert. Jedoch kann es – inzwischen schon bald erwachsen – auf ein hoffentlich prall gefülltes Sparkonto zugreifen und sich damit beispielsweise die Autofahrprüfung finanzieren. Zudem kann das Kind bei Heranwachsen am Beispiel seiner Anlage die Funktionsweise der Börse und Finanzmärkte kennen lernen.

Es ist nie zu früh, für's Spekulieren anzufixen! Denn was Hänschen schon kann, bringt Hans dann zur Meisterschaft.

Gesammelte Bazismen

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