Dienstag, 1. Februar 2005

Wo ist es?

Wo ist das Überraschende in Ivo Bachmanns ganzseitigem Leitartikel zum Amtsantritt der rot-grünen Mehrheit in der Regierung auf S. 11? Ich hab's nicht gefunden. Ich les nur Gemeinplätze. Und USOs (Was ist das? Siehe eine Story weiter unten!):

Basel ist eine weltoffene Stadt. Basel ist gleichzeitig ein grosses Dorf. Wir sonnen uns an der ART Basel in Miami und streiten uns um Heizstrahler vor den Restaurants der Basler Innerstadt. Wir leisten uns das höchste Wohngebäude des Landes und betten unsere Liebsten im Sägemehl eines Staatssarges. Wir laden tagsüber die Weltpresse zu internationalen Bilanzkonferenzen und vertreiben die Abendstunden in Generalversammlungen voll Lokalkolorit.

Wir? Ich hör immer "wir". Warum? Ich leiste mir doch gar nichts. Den Messeturm hat Swiss Prime Site gebaut. Und weil sonst niemand die - passend zum Gebäude - schwindelerregend hohen Mietzinse zahlen konnte, musste mal wieder Roche herhalten und die leergebliebenen Stockwerke übernehmen. Meine Liebsten liegen - anders als offenbar die Goths in der Familie Bachmann - auf Bicomatrazen. Und Abendstunden vertreibe ich nicht, sondern ich vertreibe sie mir. "Generalversammlungen voll Lokalkolorit": Noch so ein USO! Was wollte I.B. in seinen 500 Zeilen sagen? Vor allem das: Dass auch die neue Regierung lieb sein soll mit ihm und seinen bazlern:

Die Regierung sollte sich auf relevantere Themen des grenzüberschreitenden Zusammenlebens konzentrieren. Und dies, im Geist der Transparenz und Kritikfähigkeit. Nicht zuletzt im Umgang mit den Medien.

Zum Glück müssen sich die "gesammelten Bazismen" nicht an solche Wünsche halten.

Warum wird mir schwindlig?

Warum dreht sich mir alles, wenn ich Alexander Marzahns Besprechung der Ausstellung von Susan Hiller in der Kunsthalle lese auf S. 4 im kulturmagazin? Die Buchstaben alleine können es nicht sein. Es muss an deren Anordnung liegen. Sie berichten von weichen Büchern, perforierten Schilderungen und anderen USOs.

Die Künstlerin hat in den letzten 30 Jahren ein Werk geschaffen, das sich wie ein kollektives Traumbuch an den Saum des Irrationalen schmiegt. (...) Susan Hiller hat in 30 Jahren Kunstarbeit ein eindringliches Werk geschaffen, das sich ganz unterschiedlicher Medien bedient. Stets aber sind diese nur das Vehikel, das den Betrachter in die Zwischenräume populärer Schilderungen von übersinnlichen Erfahrungen und Erlebnissen eindringen lässt. (...) Atmet dieses Werk noch den Geist der Konzeptkunst, vertrauen die neueren Arbeiten mehrheitlich auf die nie ganz kontrollierbare Macht der direkten Rede. Das Aufspüren hat sich dabei ins Internet verlagert, jenem "weltweiten Beichtstuhl" (Hiller), in dem sich die Berichte von UFOs oder unerklärlichen Phänomenen ablagern wie das Sedimentgestein in einem Flussbett.

Was USOs sind? Unidentifizierbare Sprachliche Objekte. Dieser Bericht über Marzahns USOs lagert hiermit auch im Internet wie Schwermetall im Rheinbett.

Kotzer des Tages

Langsam etwas langweilig, zugegeben, aber "der Preis, den keiner will" geht schon wieder an ... -minu! regio.aktuell, S. 4, vorletzter Abschnitt

O.k. Einige haben sich auch auf öffentlichem Territorium übergeben müssen. Das war mein alter Kuchen. Und unfein. Denn wenn wir uns alle über das Altbackene dieser Stadt so auslassen würden, wären die Strassen voll...

Nichts gegen -minu! Dennoch: Warum wird so viel gekotzt in den Kolumnen eines Autors, der Kochbücher schreibt und Kochsendungen präsentiert (u.a. mit "Joe Jenny")? Ein Fall für den Küchentischpsychologen?

Sowas?!?!

Valentin Kressler, S. 15, "Nachruf" auf Hans Martin Tschudi, ab sofort ex-Justizminister von Basel-Stadt.

Akzente setzte er vor allem im Justizbereich.

Na, wer hätte das gedacht! Dabei war er doch Justizminister! Charmant auch, was der Herr Kressler dem Herrn Tschudi schon im ersten Satz hinterherruft.

Hans Martin Tschudi (53) wurde während seiner ganzen Amtszeit, und vor allem zu Beginn, von vielen Politikern und Journalisten belächelt.

Sinngemäss: "Tschudi? Der war schon immer eine Lachnummer!"

...während seiner ganzen Amtszeit, .. vor allem zu Beginn

Das erinnert mich an einen Kalauer von Woody Allen. Der ist aber - anders als der unfreiwillige von Kressler - lustig:

Die Ewigkeit dauert ziemlich lange, vor allem gegen den Schluss.

Herzig auch der Versuch im letzten Abschnitt mit dem letzten Satz, nachdem Kressler einen Artikel lang argumentiert, warum er eigentlich schon im ersten Satz ("Lachnummer!") alles über Tschudi gesagt hat, den endgültig Demontierten irgendwie doch noch zu trösten.

Weniger glücklich politisierte Tschudi in der Drogenpolitik: Nachdem er in einem Zeitungsinterview von FDP-Polizeidirektor Jörg Schild öffentlich gemsassregelt wurde, musste er das Dossier an das Sanitätsdepartement abtreten. Trotzdem: Seinem Nachfolger Guy Morin hinterlässt er ein intaktes Departement mit einer guten Crew.

Man mag ja von ihm halten, was man will, aber Kressler als Dichter seines Abgesangs hat Tschudi nicht verdient. Über dem Robert Bös"will"iger seinen auf Ueli Vischer breiten wir, ganz im Sinne des ex-Finanzdirektors, den Mantel des Schweigens.

Gesammelte Bazismen

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