Dienstag, 30. November 2004

Schalk des Tages

regiomagazin S. 8., Titel von Markus Kochers Hinweis auf die Barbara-Feier anlässlich des Anstichs zum Tunnel Luzernerring.

Hl. Barbara vom Baudepartement

Er lässt offen, welche genau gemeint ist: Chefin Schneider oder die Türkin.

Sport ist Mord!

Sportredaktor Georg Heitz (oder war es doch Kulturredaktor Dominik Heitz?) sattelt um und haut Telebasel-Präsentatorin Tamara Wernli, resp. ihre zwischen zwei Buchdeckeln unter dem Titel "...Sexualität ist wie Essen und Trinken, das tut man auch jeden Tag..." gesammelten Anekdoten, auf S. 23 so richtig in die Pfanne.

Die gute Nachricht: Die Telebasel-Sendung "CinéBâle" wird abgesetzt. Die schlechte Nachricht: Moderatorin Tamara Wernli hat ein Buch darüber verfasst. (...) Auf der Buchtaufe Wernlis - von Telebasel medial begleitet - bezeichnete die Basler SVP-Präsidentin Angelika Zanolari die Moderatorin als "glatte Wurzel". Dazu passt, dass sich jemand wie Anita Fetz nicht zu schade war, das Vorwort zu verfassen. Zu hoffen ist, die Ständerätin habe das Buch vorher nicht gelesen.

Einzige Frage, die nach der Lektüre des Verisses bleibt: Wenn das Buch von alleine so grottenschlecht ist, warum dann 150 Zeilen Hass darauf verschwenden?

Nachhilfestunden für Ivo?

Heute läutet Chefrechercheur Christian Mensch die baz-Serie über zehn mal zehn Köpfe, die in Basel wirklich das Sagen haben, ein. Mal versuchen, transparent zu machen, wo am Rheinknie die Göttinnen und Götter, resp. Gotten und Göttis, hocken, das ist - Ehre, wem Ehre gebührt! - ein lobenswerter Ansatz. Meine polemische Seite bringt mich allerdings auf den Gedanken, dass der hauptsächliche Nutzwert davon sein wird, dass Chefredaktor Ivo Bachmann nachlesen kann, wie diese Stadt (teilweise) wirklich funktioniert. Der Auftakt mit der Seite 19 über die Kulturköpfe, aus der Feder von Michèle Binswanger, jedenfalls ist eine anregende Lektüre. Der Skeptiker denkt sich trotzdem: Vollständige Transparenz ist unmöglich. Wer denen die Macht zuschreibt, die schon im Licht stehen, zieht den Diskurs ab von den heimlichen Strippenziehern. Das ist nicht zu vermeiden, aber mitzudenken. Ansonsten: Die Serie endet am 31.12. Mal sehen, wie viel schlauer wir nachher sind.

Montag, 29. November 2004

Mal so, mal so.

Kollege "supra" von infamy weist auf eine redaktionsinterne Differenz bei der baz hin (Merci!). Am 23.11.2004 hielt der Chef des Lokalressorts, Robert Bös("will")iger, aus der Warte des allwissenden Politprofis fest:

Mit Verlaub, die Spannung ist verflogen. Eva Herzog (SP) und Mike Bammatter (FDP) werden, wenn nicht alles täuscht, die Basler Regierung komplettieren. Und der Grüne Guy Morin kann als Überzähliger zufrieden und glücklich sein. Zufrieden, weil er ein überraschend hervorragendes Ergebnis erzielt hat. Glücklich, weil er Arzt bleiben darf.

Da hat der Mann den Mund etwas gar voll genommen. Und heute nun kommentiert Bös("will")igers Untergebener, Valentin Kressler, in die genau entgegengesetzte Richtung:

Dass neben Favoritin Eva Herzog (SP) der als Aussenseiter gestartete Guy Morin (Grüne) und nicht Michael "Mike" Bamatter (FDP) den Sprung in die neue Basler Regierung schafft, ist bei nüchterner Betrachtung höchstens eine kleine Überraschung.

Den Jungspund lässt ziemlich kalt, was den alten Kämpen von den Socken hauen muss. Haben wir da einen handfesten Generationenkonflikt?

Skandal: -minu ausgelagert!

Schönfärberisch nennen sie es "-minu-Special", wenn der mehrfache Träger des Preises, den keiner will, seine - ab und an durchaus gelungenen - Ergüsse nicht mehr per Druckerschwärze verbreiten darf, sondern ins cyberspacige Exil geschickt wird. Das bleibt aber doch nicht so, oder?
Wenn wir grad bei -minu sind: Kennt hier jemand "Joe Jenny"? -minu gibt's ja auch im Fernsehen. Ein Muss für alle Freundinnen des gepflegten Baseldytschs! Sein Kuchiklatsch ist so schrill und nicht auszuhalten, dass man gebannt vor der Mattscheibe kleben bleibt und immer nur denkt "Das darf nicht wahr sein...". Jedenfalls gibt's das auch auf DVD (und im Archiv des Lokal-TVs). Die zugehörige Website zählt auf, wen alles Chefkoch -minu schon kulinarisch versorgt hat:

Gigi Oeri, Ernst Beyeler, Ernst Schneider, Roger Brennwald, Heinz Spörrli, Beatrice Hoffman, Rolando Benedick, Alex Fischer, Vreni Berlinger, Arthur Cohn, Christian Gross, Ivan Grill, Anita Rauch, Pierre Buess, Heinz Margot, Joe Jenny, Gisela Kutter, Pierre Demeuron, Clara Wilpert, Daniel Egloff, Peter Klein, Ulla Dreyfus, Raphael Blechschmid, Werner Edelmann, Joseph Imbach, Trudy Gerster, Franz Humer, Michi Kessler, Vrone Burchkhardt, Fred Feldpausch.


Man nennt dies wohl "die Läckerliprominenz". Und mittendrin in der Liste taucht eben dieser "Joe Jenny" auf. Ich verwette mein Exemplar von "Das Blütenstaubzimmer", dass es sich um dessen Autorin, verkleidet als (akustisches?) Missverständnis, handelt. Man sage mal am Telephon auf Dialekt: "D'Zoé Jenny isch im Kuchiklatsch." und frage, was das Gegenüber verstanden habe, wie Jenny zum Vornamen heisse. A propos Klatsch und Jenny: Ist es Zufall, dass sie seit zwei Jahren in derselben Stadt wohnt wie ein gewisser de Botton (dessen Familienvermögen die Bilanz auf runde 600 Millionen veranschlagt)? Ich weiss es nicht. Ehrlich!

Der regierende Kandidat

S. 15, Claudia Kochers Stimmungsbericht aus dem Rathaus.

Die Grünen sind die Sieger des gestrigen Wahlsonntags. Erstmals überhaupt in Basels Geschichte ziehen sie mit einem Kandidaten in die Regierung ein.

Der Düpflischisser in mir fragt sich: Was macht ein Kandidat in der Regierung? Seit gestern ist Morins Status doch nicht mehr der des Kandidaten. Müsste es nicht heissen: "Erstmals überhaupt in Basels Geschichte bringen sie einen Kandidaten durch und ziehen in die Regierung ein."

Eine Stylefrage

Während Robert Bös("will")igers Interview mit der Siegerin (S. 13) auf einer dissonanten Note endet (siehe weiter unten), breitet Claudia Kocher mit ihrer letzten Frage an Sieger Guy Morin den Boden für einen gewinnenden Lacher des Interviewten, indem sie ihn auf sein textiles Klassenbewusstsein anspricht.

C. K.: Werden Sie an den Besprechungen auch mal eine Krawatte anziehen?
G. M.: (Lacht) Ich habe in den letzten sechs Wochen immerhin zwei Krawatten gekauft.(...)


Die Differenz in ihren Tonlagen zurückzuführen auf die diametral unterschiedlichen Konstellationen der beiden Interviews (hier befragt die jüngere Journalistin den gestandenen Arzt und neu-Regierungsrat; dort befragt der längjährige Lokalredaktor und jetzt Lokalressortchef die etwa gleichaltrige, zielstrebige Frau nach dem Sprung auf die (vorerst) höchste Sprosse ihrer Karriereleiter: den Regierungsposten), fällt natürlich wieder nur mir als post-Feminist ein.

doppelter Gedächnisverlust

Auf S. 13 stellt Robert Bös("will")iger die Gewinnerin Eva Herzog zur Rede. Da Bös("will")iger unter einem akuten Anfall von Gedächnisverlust leidet (Dr. med. Morin, übernehmen Sie!), erinnert er sich nicht mehr daran, was ihm Herzog versprochen hat, was sie tun wolle, so sie denn gewählt würde. Darum fragt er nach. Aber sie erinnert sich leider auch nicht mehr (Dr. med. Morin übernehmen Sie!). So bleibt es auf ewig ein Geheimnis, das Versprechen der Frau Herzog.

R. B.: Sie haben der baz ein Wahlversprechen gegeben. Erinnern Sie sich?
E. H.: Nein, ich habe so viele Wahlversprechen abgegeben.


Ich, als für dumm verkauftes Publikum, denke mir: Meine Güte, wenigstens eine von euch zwein hätt sich das ja aufschreiben können! Und wenn ihr euch schon beide nicht daran erinnert, weder der Frager noch die Befragte, warum entblösst ihr euch dann so vor mir? Aber halt! Vielleicht ist alles ganz anders! Vielleicht ist das wieder eine von Robert Bös("will")igers Bösartigkeiten mit denen er die Linke als inkompetent vorführen will? Vielleicht erinnert er sich sehr wohl an das Wahlversprechen, wollte aber Herzog vorführen? Was bin ich beeindruckt! Was für ein genialer Schachzug! Aber warum konfrontiert er sie dann nicht mit dem Versprechen? Weil nach Herzogs Antwort das Interview aus Platzgründen fertig sein muss? So schade, ehrlich!

Sonntag, 28. November 2004

Ivo Bachmann: Schneller als die NZZ erlaubt

Heute in der NZZ am Sonntag, S. 17. Rubrik "classe politique":

Ivo Bachmann, reformfreudiger Chefredaktor am Rheinknie, macht seinen Job doch nicht so schlecht. Wenn Schnelligkeit eine journalistische Tugend ist, hat er die Nase vorn, weit vorn. In der "Basler Zeitung" ("BaZ") vom Donnerstag wurde Benita Ferrero-Waldner, die neue EU-Kommissarin für Aussenbeziehungen, mit einem Satz zitiert, den sie "jüngst", so die "BaZ", in der "NZZ am Sonntag" gesagt haben soll. Pech für Bachmann und seine Crew, dass das Interview noch gar nicht erschienen ist. (Hervorhebung: "Bazismen") Wegen technischer Probleme der Druckerei wurde es letzten Sonntag nicht publiziert.

Unbeantwortet bleibt die Frage, woher denn die baz das Statement von Ferrero-Waldner kannte.

Samstag, 27. November 2004

Kotzer des Tages

Der Preis, den keiner will, erhält heute Matthias Wyssmann nachgeschmissen. In seinem ausführlichen Portrait der Familie Lien und ihres Handelshauses für asiatische Nahrungsmittel im kulturmagazin finden sich diese Sätze:

Gewisse asiatische Waren lösen bei Zöllnern noch immer Belustigung und Misstrauen aus. Sukiyaki-Sauce, zum Beispiel, erinnert an Kotze im Saft (ist aber eine Sojabohnenpaste).

Hat's noch Wasser im Pazifik?

Ähnlich absurd klingt die Frage im Sportteil auf S. 33 an Gigi Oeri, wenn wir den Horizont einen Moment über den FCB hinaus erweitern:

Das heisst, trotz des drohenden Aus im Uefa Cup ist Geld vorhanden?

Am vergangenen Dienstag zitierte die baz die "Bilanz", die den Vermögenszuwachs der Oeri Hoffmanns während der letzten 12 Monate auf 2'000'000'000.- beziffert. Das sind, bei einer Fünftagewoche für das Kapital à 8 Stunden: gut 1'000'000.- pro Stunde, um die das Familienvermögen wuchs. Vermögenszuwachs von 10'000'000'000.- bis 11'000'000'000.- auf 12'000'000'000.- bis 13'000'000'000! So schnell kann Gigi Oeri das Geld gar nicht ausgeben, wie es ihr nachwächst! Darum ist die Frage an sie, ob noch Geld vorhanden sei, reichlich absurd.

Fahren lohnt sich wieder!

baz S. 19, Felix Erbacher über den Sturm über der Pharmaindustrie und warum die "Basler" Schwein haben.

Novartis und Roche sind gut damit gefahren, die Strategie der Grösse verhalten gefahren zu sein.

Ich bin aus Kochbuchistan

Frontseite, rechte Spalte:

Wer asiatische Lebensmittel sucht, wird im A-Chau-Shop beim Bahnhof Basel fündig: Zu den zahlreichen Kunden der aus Vietnam stammenden Geschäftsleute gehören Vietnamesen, Asiaten ganz allgemein und Menschen mit Kochbüchern über asiatische Küche.

Die baz lässt ausrichten: "Leider fanden wir keine noch unbeholfenere Formulierung." Ich aber meine: Macht gar nichts! Ist auch so schon ganz schön schlecht. "Asiaten ganz allgemein"? Wiehr, da muss ja sogar ein Ross lachen! "Bahnhof Basel"? Hab ich was verpasst? Könnte ja sein! Heisst der nicht mehr "Bahnhof SBB"? Die A-Chau-Story geht im kulturmagazin weiter.

Zur Stosszeit herrscht am Elsässertor ein Verkehr wie in den letzten Tagen von Saigon.

Deplatziert.

Da steigt ein eigentümlicher Geruch aus dem Chaos. Er riecht fett und doch pulverig, würzig und doch schal und ganz anders als alles.

"Asiaten ganz allgemein" sind halt schon extrem exotisch... Bei denen riechen sogar Gerüche, und dann erst noch fett und gleichzeitig pulvrig. Wyssmann kennt seinen Asiaten. Nur: Dessen Höflichkeit hat nicht auf ihn abgefärbt:

Frau Lien ist 59, aber das sieht man ihr nicht an (...)

Im Nebenfach hat er dafür Religionswissenschaft studiert:

Der Streit vor zwei Jahren spaltete die Familie. "Das Unternehmen gehört mir nicht mehr", sagt der alte Lien über die Spaltung. "Die Kinder machen, was sie wollen. Das ist nicht mehr meine Sache." Das ist wohl die buddhistische Kunst des Loslassens.

Und er ist ein Meister der subtilen Beschreibung.

Lien Quang Trung, 50, Sohn Nummer zwei, ist gross, stattlich und hat einen weichen Adlerblick. Seine Stimme ist fast so sanft wie die eines Kindes. Aber er strahlt Zielstrebigkeit und Autorität aus.

Gequirlte Scheisse. Sorry!

Die Saga der Familie Lien wirft die Frage auf: Was eigentlich ist Integration? Die Liens kamen als Flüchtlinge in die Schweiz und schrieben eine Erfolgsgeschichte à l'Americaine. Sie haben keine Deutschkurse bestanden und wurden eingebürgert. Für die Schweiz sind die Liens trotzdem eine Bereicherung. Die Kinder gehen zur Schule, wachsen mit Schweizerdeutsch auf und werden irgendwann die Geschäfte übernehmen.

"trotzdem eine Bereicherung"? Ist es noch bloss Arroganz oder schon blanker Rassismus?

Die asiatische Kultur ist in Basel diskret. Wer aber die Augen öffnet, entdeckt, wie präsent sie ist. (...) In Gundeldingen und im St. Johann gibt es kleine Ballungen von Vietnamesen. Und es gibt die Thailänderinnen in den Rotlicht-Distrikten. Liebe geht bekanntlich durch den Magen, und mit der asiatischen Einwanderung und dem Asientourismus haben die Schweizer die asiatische Küche entdeckt.

Freitag, 26. November 2004

Nicht aktuell, aber lustig!

baz-Verleger Matthias Hagemann auf einem Werbeplakat für das Winterthurer Stadtblatt:

Winterthur hat etwas, was Basel leider nicht hat: Das publizistisch linksliberale, erfolgreiche Stadtblatt.

Ein Meer von Krokodilstränen! Es wär an Dir, Dein Blatt zu dem zu machen, was Du vermisst. Wenn's Dir ernst wär mit Deiner Aussage. "Wenn, wenn, wenn": Wenn meine Grossmutter Räder hätte, wär sie auch ein Trottinet.

Gesammelte Bazismen

Die baz (Basler Zeitung) ist die beste Zeitung der Welt und ich bin ihr Prophet! It's a dirty job, but somebody's got to do it! language is a baz-illus! Hier können übrigens alle mitschreiben. Alle mit einem twoday-account. Und der ist gratis! Feedback via "bazismus @ mac.com".

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