Montag, 29. November 2004

Mal so, mal so.

Kollege "supra" von infamy weist auf eine redaktionsinterne Differenz bei der baz hin (Merci!). Am 23.11.2004 hielt der Chef des Lokalressorts, Robert Bös("will")iger, aus der Warte des allwissenden Politprofis fest:

Mit Verlaub, die Spannung ist verflogen. Eva Herzog (SP) und Mike Bammatter (FDP) werden, wenn nicht alles täuscht, die Basler Regierung komplettieren. Und der Grüne Guy Morin kann als Überzähliger zufrieden und glücklich sein. Zufrieden, weil er ein überraschend hervorragendes Ergebnis erzielt hat. Glücklich, weil er Arzt bleiben darf.

Da hat der Mann den Mund etwas gar voll genommen. Und heute nun kommentiert Bös("will")igers Untergebener, Valentin Kressler, in die genau entgegengesetzte Richtung:

Dass neben Favoritin Eva Herzog (SP) der als Aussenseiter gestartete Guy Morin (Grüne) und nicht Michael "Mike" Bamatter (FDP) den Sprung in die neue Basler Regierung schafft, ist bei nüchterner Betrachtung höchstens eine kleine Überraschung.

Den Jungspund lässt ziemlich kalt, was den alten Kämpen von den Socken hauen muss. Haben wir da einen handfesten Generationenkonflikt?

Skandal: -minu ausgelagert!

Schönfärberisch nennen sie es "-minu-Special", wenn der mehrfache Träger des Preises, den keiner will, seine - ab und an durchaus gelungenen - Ergüsse nicht mehr per Druckerschwärze verbreiten darf, sondern ins cyberspacige Exil geschickt wird. Das bleibt aber doch nicht so, oder?
Wenn wir grad bei -minu sind: Kennt hier jemand "Joe Jenny"? -minu gibt's ja auch im Fernsehen. Ein Muss für alle Freundinnen des gepflegten Baseldytschs! Sein Kuchiklatsch ist so schrill und nicht auszuhalten, dass man gebannt vor der Mattscheibe kleben bleibt und immer nur denkt "Das darf nicht wahr sein...". Jedenfalls gibt's das auch auf DVD (und im Archiv des Lokal-TVs). Die zugehörige Website zählt auf, wen alles Chefkoch -minu schon kulinarisch versorgt hat:

Gigi Oeri, Ernst Beyeler, Ernst Schneider, Roger Brennwald, Heinz Spörrli, Beatrice Hoffman, Rolando Benedick, Alex Fischer, Vreni Berlinger, Arthur Cohn, Christian Gross, Ivan Grill, Anita Rauch, Pierre Buess, Heinz Margot, Joe Jenny, Gisela Kutter, Pierre Demeuron, Clara Wilpert, Daniel Egloff, Peter Klein, Ulla Dreyfus, Raphael Blechschmid, Werner Edelmann, Joseph Imbach, Trudy Gerster, Franz Humer, Michi Kessler, Vrone Burchkhardt, Fred Feldpausch.


Man nennt dies wohl "die Läckerliprominenz". Und mittendrin in der Liste taucht eben dieser "Joe Jenny" auf. Ich verwette mein Exemplar von "Das Blütenstaubzimmer", dass es sich um dessen Autorin, verkleidet als (akustisches?) Missverständnis, handelt. Man sage mal am Telephon auf Dialekt: "D'Zoé Jenny isch im Kuchiklatsch." und frage, was das Gegenüber verstanden habe, wie Jenny zum Vornamen heisse. A propos Klatsch und Jenny: Ist es Zufall, dass sie seit zwei Jahren in derselben Stadt wohnt wie ein gewisser de Botton (dessen Familienvermögen die Bilanz auf runde 600 Millionen veranschlagt)? Ich weiss es nicht. Ehrlich!

Der regierende Kandidat

S. 15, Claudia Kochers Stimmungsbericht aus dem Rathaus.

Die Grünen sind die Sieger des gestrigen Wahlsonntags. Erstmals überhaupt in Basels Geschichte ziehen sie mit einem Kandidaten in die Regierung ein.

Der Düpflischisser in mir fragt sich: Was macht ein Kandidat in der Regierung? Seit gestern ist Morins Status doch nicht mehr der des Kandidaten. Müsste es nicht heissen: "Erstmals überhaupt in Basels Geschichte bringen sie einen Kandidaten durch und ziehen in die Regierung ein."

Eine Stylefrage

Während Robert Bös("will")igers Interview mit der Siegerin (S. 13) auf einer dissonanten Note endet (siehe weiter unten), breitet Claudia Kocher mit ihrer letzten Frage an Sieger Guy Morin den Boden für einen gewinnenden Lacher des Interviewten, indem sie ihn auf sein textiles Klassenbewusstsein anspricht.

C. K.: Werden Sie an den Besprechungen auch mal eine Krawatte anziehen?
G. M.: (Lacht) Ich habe in den letzten sechs Wochen immerhin zwei Krawatten gekauft.(...)


Die Differenz in ihren Tonlagen zurückzuführen auf die diametral unterschiedlichen Konstellationen der beiden Interviews (hier befragt die jüngere Journalistin den gestandenen Arzt und neu-Regierungsrat; dort befragt der längjährige Lokalredaktor und jetzt Lokalressortchef die etwa gleichaltrige, zielstrebige Frau nach dem Sprung auf die (vorerst) höchste Sprosse ihrer Karriereleiter: den Regierungsposten), fällt natürlich wieder nur mir als post-Feminist ein.

doppelter Gedächnisverlust

Auf S. 13 stellt Robert Bös("will")iger die Gewinnerin Eva Herzog zur Rede. Da Bös("will")iger unter einem akuten Anfall von Gedächnisverlust leidet (Dr. med. Morin, übernehmen Sie!), erinnert er sich nicht mehr daran, was ihm Herzog versprochen hat, was sie tun wolle, so sie denn gewählt würde. Darum fragt er nach. Aber sie erinnert sich leider auch nicht mehr (Dr. med. Morin übernehmen Sie!). So bleibt es auf ewig ein Geheimnis, das Versprechen der Frau Herzog.

R. B.: Sie haben der baz ein Wahlversprechen gegeben. Erinnern Sie sich?
E. H.: Nein, ich habe so viele Wahlversprechen abgegeben.


Ich, als für dumm verkauftes Publikum, denke mir: Meine Güte, wenigstens eine von euch zwein hätt sich das ja aufschreiben können! Und wenn ihr euch schon beide nicht daran erinnert, weder der Frager noch die Befragte, warum entblösst ihr euch dann so vor mir? Aber halt! Vielleicht ist alles ganz anders! Vielleicht ist das wieder eine von Robert Bös("will")igers Bösartigkeiten mit denen er die Linke als inkompetent vorführen will? Vielleicht erinnert er sich sehr wohl an das Wahlversprechen, wollte aber Herzog vorführen? Was bin ich beeindruckt! Was für ein genialer Schachzug! Aber warum konfrontiert er sie dann nicht mit dem Versprechen? Weil nach Herzogs Antwort das Interview aus Platzgründen fertig sein muss? So schade, ehrlich!

Gesammelte Bazismen

Die baz (Basler Zeitung) ist die beste Zeitung der Welt und ich bin ihr Prophet! It's a dirty job, but somebody's got to do it! language is a baz-illus! Hier können übrigens alle mitschreiben. Alle mit einem twoday-account. Und der ist gratis! Feedback via "bazismus @ mac.com".

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