Freitag, 17. Juni 2005

Logik & Kunst

«Fotografien schaue er sich ganz bewusst keine an, denn: "Als Fotograf will ich ja nichts machen, was es schon gibt." »

Schreibt Michael Gasser über den mexikanischen Photographen Mario Salas Vega.

Neues streben alle Künstler an, wenige jedoch nur mit derart explorativen und logisch einwandfreien Techniken.

«Wir haben uns für dieses Bild entschieden,weil es das einzige ist, das Helmut Federle im vergangenen Jahr gemalt hat. Und weil es so gross ist.»
Sagt die Galeristin Rosemarie Schwarzwälder.

Entschieden? Zwischen welchen Alternativen denn?
Immerhin: Grosses zu lieben ist in Ordnung, meine ich.

Montag, 13. Juni 2005

Back to the future

Immer wieder hübsch, mit welcher Unbekümmertheit (oder ist es doch Unbedarftheit?) die beste aller Zeitungen mit Positionen und Titeln umgeht. Heute darf sich FDP-Nationalrat Hans Rudolf Gysin freuen: Er ist auf Seite 9 bereits zum Ständerat gekürt, obschon er gar nicht nominiert, geschweige denn gewählt wäre. Wir empfehlen dem baz-ling Michael Heim, aus dessen Feder die Zuweisung stammt, wahlweise einen Crash-Kurs im Schweizer Staatswesen - oder eine vereinfachte Ausbürgerung.

Montag, 6. Juni 2005

Der Krampf wird nie enden

Ivo Bachmann atmet auf der Fronstseite im Tageskommentar auf, obwohl die bilateralen Verträge kein Wundermittel seien:

"Aber sie sind der einzige Weg, um die europäischen Beziehungsstörungen unseres Landes pragmatisch anzugehen."

Ein Land? Mit Beziehungsstörungen? Die Erklärung:

"Die Union ist unser wichtigster Partner."

Die Schweiz als Braut, das Land schwul? So gehts auch nicht, deswegen:

"Der Streit wird heftiger, der Ausgang knapper werden."
Und Ivo "Kassandra" Bachmann fällt noch mehr ein:

"Und wir sollten die weitere Zustimmung zum bilateralen Weg nun nicht durch eine unnötige Debatte um das EU-Beitrittsgesuch zusätzlich gefährden."

Das vermag nur bazscher Journalismus: Eine Debatte zielsicher dort zu behaupten, wo keine ist. Aber eben, Hauptsache der beziehungsgestörte Streit heftiger.

Dienstag, 31. Mai 2005

Atombomben-Gymnastik

S. 8, unten rechts:

Deutsche Ermittler dürfen in Kuala Lumpur den 45-jährigen Buhary Syed Abu Tahir vernehmen - zwei Jahre, nachdem dessen Rolle in den [sic!] Handel mit Atombombenmaterial aufflog.

ungelogen ignorant

regio.magazin S. 3, Christian Fink:

Gedenkstätte für ungeborene Kinder auf Muttenzer Friedhof eingeweiht
Wir wissen wenig darüber, wie Frauen mit dem Tod eines ungeborenen Kindes umgehen. Nur so viel: Mit einer Fehlgeburt ist viel Schmerz verbunden. Und mit ihrer Trauer bleiben Betroffene oftmals alleine.


Noch beim schmerzbeladensten Thema bringt es dieses Blatt fertig sich mitten in jeden verfügbaren Fettnapf zu setzen. "Wir wissen wenig...": Dann hör Dich halt um! Und / Oder spar Dir Deine distanzierten Männer-Plattitüden! Und dann entwirr mal Deinen Umgang mit "ungeboren", "totgeboren", und "Fehlgeburt"! Die Gedenkstätte ist nicht (in Worten: NICHT) für "ungeborene" Kinder, sondern für totgeborene. Wenn eine Frau ihr Kind verliert, von mir aus noch vor der 22. oder 24. Woche, wie willst Du das nennen? Nicht "Geburt"? Stimmt Christian Fink überein mit dem Gynäkologen alter Schule, den er am Schluss seines Artikels zitiert, mit dem Leiter der Frauenklinik am Kantonsspital Bruderholz, Siegfried Henzl, der alles, was früher als um den regulären Geburtstermin herum zu einer Totgeburt führt, eine "Art Selbstreinigung der Natur" nennt? Frag doch eine einzige betroffene Frau! Frag sie, was sie von Henzl und seiner Terminologie hält! Frag sie, ob sie sich nach einer Fehlgeburt "selbstgereinigt" fühlt! Nein, Holzpflock, tu's nicht, die Aufforderung ist nicht ernst gemeint, sie dient nur der Verdeutlichung! Ungeborene Kinder befinden sich noch - ob lebendig oder tot - im Leib ihrer Mutter. Ihnen steht die Geburt noch bevor, ob sie leben oder tot sind. Darum macht die Schlagzeile auf der Titelseite des regiomagazins ebenfalls keinen Sinn, sondern zeugt nur von der Ignoranz des Schreibers:

Ungeboren, aber nicht vergessen

Die einzigen "ungeborenen" Kinder, die betrauert werden können, sind die nie gezeugten, die vorgestellten, die phantasierten, die gewünschten. Wenn also zum Beispiel ein Paar feststellt, dass es keine Kinder zeugen kann (IVF hin oder her), dann kann es ungeborene Kinder betrauern.
Fink ventiliert aber auch sachliche Fehler: Tot geborene Kinder über 22 Wochen oder 500 Gramm Gewicht sind dem Zivilstandsamt zu melden. Die Grenze liegt nicht mehr bei 24 Wochen, das ist die alte Regelung. Wenn Fink 1:1 Rita Wirz, die Leiterin des Bestattungswesens in Basel zitiert mit dieser falschen Angabe, dann gratuliere ich der Dame zu ihrem Fachwissen! Denn Art. 9 der eidgenössischen Zivilstandsverordnung, in Kraft seit dem 1.1.05, lautet:

Art. 9 Geburt
1 Als Geburten werden die Lebend- und die Totgeburten beurkundet.
2 Als Totgeburt wird ein Kind bezeichnet, das ohne Lebenszeichen auf die Welt kommt und ein Geburtsgewicht von mindestens 500 Gramm oder ein Gestationsalter von mindestens 22 vollendeten Wochen aufweist.
3 Bei tot geborenen Kindern können Familienname und Vornamen erfasst werden, wenn es die zur Vornamensgebung berechtigten Personen (Art. 37 Abs. 1) wünschen.

Montag, 30. Mai 2005

Jeder Tag ist 1. April!

So auch heute. Und zwar im kultur.magazin auf S. 7

Was soll der Scheinwerfer vor dem Migrosmarkt am Claraplatz? Wir fragten nach: An den Strassenkreuzungen installierte Kameras nehmen die Passanten auf und übermitteln die Daten an einen Computer. Sobald dieser aus allen Daten das Bild des «durchschnittlichen» Passanten generiert hat, erfasst ein bewegliches Beleuchtungssystem die Person, deren Äusseres am weitesten vom Durchschnittsbild abweicht. Sie wird so lange durch einen Lichtkegel hervorgehoben, bis sie das Stadtviertel verlässt. Im selben Augenblick werden ein neues Durchschnittsbild sowie der neue Abweichler ermittelt.

Da haben wir ihn wieder, den bekifften Abschlussredaktor!

Zum Teufel mit Faust!

Möge jemand der baz eine Zitatesammlung oder ein ähnliches, in jeder gut sortierten Buchhandlung günstig käuflich erwerbbares Druckerzeugnis spendieren! Ein Internetzugang tut's allerdings auch. Dann liessen sich eventuell Dinge wie dies vermeiden (S. 9):

Die Gretchenfrage «Wie halten Sies mit der Religion?» stand am Wochenende im Zentrum des kleinen, aber feinen Festes, das der Verein religions.basel organisiert hatte, um für das friedliche Zusammenleben der Religionen zu werben.

Neben der Komik, die vom falschen Zitat ausgeht, darf wohl angezweifelt werden, ob die Veranstalter mit dem Berichterstatter zufrieden sein können, wenn er ihnen unterschiebt, sie hätten die ziemlich verzweifelte Frage der schwerreligiösen und reichlich verwirrten Jungfrau Gretchen, die sich nie mit einem Andersgläubigen, geschweige denn mit einem Ungläubigen, eingelassen hätte, an ihren Verführer Heinrich "mir graut vor Dir" Faust, der seine Seele unlängst Mephisto verschrieben hat, ins Zentrum eines Festes gestellt, das "für das friedliche Zusammenleben der Religionen" werben sollte.
Da fällt mir ein: In dubio pro reo! Da ich das Fest nicht besucht habe, kann ich gar nicht beurteilen, ob der Berichterstatter nicht vielleicht doch recht hat und die Organisatoren ihr Fest tatsächlich unter das Gretchen-Motto gestellt hatten. Das hingegen wär dann mehrfach verdreht und wohl unfreiwillig und also doppelt originell!

Gesammelte Bazismen

Die baz (Basler Zeitung) ist die beste Zeitung der Welt und ich bin ihr Prophet! It's a dirty job, but somebody's got to do it! language is a baz-illus! Hier können übrigens alle mitschreiben. Alle mit einem twoday-account. Und der ist gratis! Feedback via "bazismus @ mac.com".

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