Dienstag, 15. Februar 2005

pro memoria

Irgendwas irritiert mich am Titel auf der Frontseite des Regiomagazins.

Das Elsass hat Grosses mit sich vor

Vielleicht ist es bloss die ungewohnte Ausrichtung desjenigen, der Grosses vor hat, nämlich auf sich selber? Es erinnert irgendwie an Münchhausen. An die Szene, in der er sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zieht. "Das Elsass hat Grosses vor" hätte nicht gereicht? Eigentlich lautet die Wendung doch z.B. "Bachmann hat Grosses mit der baz vor". Vielleicht auch mit sich. Aber ich schweife ab.

Geografiestunde

Peter Schenk schreibt im Standpunkt Dreiland im jeweils sehnsüchtig erwarteten Regiomagazin:

Der Trumpf sticht umso besser, je höher die Lebensqualität in allen Agglomerationsteilen wird. 2007 werden wir in wenigen Minuten von Kleinhüningen (CH) mit dem Velo über die neue Velo- und Fussgängerbrücke von Weil (D) nach Huningue (F) fahren können. Wo gibt es so was in den USA?

Gegenfrage: Würden die USA, wenn sie denn auf dem gleichen Kontinent daheim wären, Kleinhüningen (CH), Weil (D) und Huningue (F) wirklich wollen? Und wären wir dann neidisch ob diesem Trumpf...

Tango ist Glückssache

Das sag ich aus eigener Erfahrung. Aber darum geht's hier gar nicht. Das Kulturmagazin verkündet auf S. 16:

Für viele ist Fasnacht Ausdruck unerfüllter Leidenschaft. Wem das nicht behagt, kann während der Fasnacht seiner unerfüllten Leidenschaft anders Ausdruck verleihen – im Tangotanz.

Behagt Ihnen auch nicht, dass die Fasnacht für viele Ausdruck unerfüllter Leidenschaft ist? Dann tun sie aber trotzdem nicht, was die baz empfiehlt! Sie behauptet, Sie könnten Ihrer unerfüllten Leidenschaft heute Abend um 20 Uhr Ausdruck verleihen durch Tangotanz. Nun sind Cécile Sidler und Romeo Orsini von der Tango Schule Basel zwar sehr wohl Tangoaficionados par excellence, aber dass sie mitten in den Fasnachtstagen mitten in der Stadt einen Tangoabend veranstalten, das darf doch bezweifelt werden. Insbesondere erwähnt ihre Website diesen von der baz behaupteten Anlass mit keinem Zeichen, ebensowenig die Programmzeitung. Deliriert die baz mal wieder? Unter der Nummer der Tango Schule meldet sich nur der Beantworter.

Bildlegenden sind Glückssache

Wenn ich mich nicht schwer täusche, dann ist im Kulturmagazin auf S. 5 auf dem Bild vom "Team Stratenwerth" der Hanspeter Giuliani nicht der Zweite von links, sondern erst der Vierte von links oder einfacher, der ganz rechts. Über das Budget der Stratenwerths schreibt Autorin Kocher:

Der Job sei die grösste Auftragsproduktion, die je in die Schweiz vergeben wurde. Das Gesamtbudget des Museums beläuft sich auf 150 Mio. Euro. Mehr ist punkto Kontostand nicht zu erfahren.

Find das wieder nur ich etwas gar flapsig formuliert? "Die grösste Auftragsproduktion, die je...": Meine Güte! Entweder ist es tatsächlich so und dann ist das die Geschichte. Dann brauchts aber etwas mehr Beharrungsvermögen beim Nachfragen: Konkrete Zahlen, Vergleichsgrössen, "die grösste" in welcher Branche usw. Oder es ist eine unbelegte Behauptung der Stratenwerths um sich interessant zu machen. Dann gehört sie so nicht ins Blatt. Aber das geht mich ja eigentlich alles nichts an, ich weiss.

politischer Sachverstand ist Glückssache

Auf S. 5 darf ein "Fachmann" von Bak Basel Economics namens Hansjörg Blöchliger sich verbreiten zur Frage:

Sie schlagen in Ihrer Föderalismus-Studie eine Neuverteilung des Stimmengewichts im Ständerat vor. Inwiefern würde das einer Föderalismus-Reform weiterhelfen?

(H.B.) Die heutige Stimmenverteilung ist eigentlich diskriminierend, weil sie einem Zürcher wesentlich mehr Gewicht zuspricht als einem Nidwaldner. Weil die kleinen Kantone auch meist die schwachen sind, werden fast alle Reformen abgelehnt, die die heutigen Umverteilungsflüsse zu ihren Ungunsten ändern würden.


Offenbar hat Hansjörg Blöchliger zum Fenster raus geschaut, als in Staatskunde der Unterschied zwischen National- und Ständerat erklärt worden ist. Hätte er aufgepasst, würde er nicht darüber klagen, dass im Ständerat die Kleinen gleich stark sind wie die Grossen, sondern wüsste, dass das in dieser Kammer volle Absicht ist. Und würde sich nicht trauen, die Idee, dort den Nationalrat nachzubauen, als "Föderalismusreform" zu verkaufen. Sogar die USA kennen dieses Zweikammerprinzip: Im "House of Representatives" sind die Bundesstaaten mit einer Anzahl Abgeordneter vertreten, die von ihrer EinwohnerInnenzahl abhängt; im Senat hat jeder Bundesstaat zwei Nasen, basta. Leute wie Blöchliger gehen als zitierfähige und interviewwürdige "Experten" durch und dürfen - zusätzlich vom so genannten "Think Tank" der Wirtschaft "Avenir Suisse" gesponsert - ihr Halbgares verbreiten? Blöchligers Studie heisst "Baustelle Föderalismus". "Baustelle Blöchliger" wär wohl passender.

Gesammelte Bazismen

Die baz (Basler Zeitung) ist die beste Zeitung der Welt und ich bin ihr Prophet! It's a dirty job, but somebody's got to do it! language is a baz-illus! Hier können übrigens alle mitschreiben. Alle mit einem twoday-account. Und der ist gratis! Feedback via "bazismus @ mac.com".

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