Freitag, 17. Dezember 2004

Tout Bâle

Wem gehört welcher Kopf?

Freitag, 17.12.2004, Seite 19

Grosse Aufregung heute Morgen im Salon Gérard am Klosterberg: Figaro Gérard Loch ist von -minu in der Serie "die hundert" gewissermassen zur Nummer 1 der Abteilung "tout bâle" ernannt worden. Nur: Der Mann auf dem Helgen ist nicht Gérard, sondern dessen Spezi Georges Schneider. Letzterer ist tatsächlich sehr häufig am Klosterberg anzutreffen. Trotzdem stellt sich die Frage, wer das Bild des Mundharmonikers und ehemaligen Eishockeyspielers dem überforderten Layouter und/oder Redakteur hineingemischelt hat.
Frage: Wie wird die recht komische Sache korrigiert?

Holbein

NB. Bemerkenswert an der heutigen Seite ist auch der Umstand, dass der Kunstsammler Ruedi Staechelin ebenfalls zu einem falschen Kopf gekommen ist. Holbein entschuldigt sich: Wer der falsche Staechelin ist, weiss er leider nicht. Fazit: Die Trefferquote bei den Bildern betrug auf dieser Seite immerhin 80 Prozent.

Donnerstag, 16. Dezember 2004

Ego te absolvo!

Michèle Binswanger steigt in ihre Besprechung einer Ausstellung im kulturmagazin auf S. 20 so ein:

Zu Stampa in die Pampa. Man vergebe das Wortspiel, aber tatsächlich führt uns Esther Hiepler zunächst in die Pampa. Die spanische Mancha genauer, (...)

Wer mit dem ersten Satz schon so amüsiert, hat mich in der Tasche. Vergebung sei gewährt...

Endlich spricht er!

Wir mussten lange warten, aber jetzt spricht er über Hirschhorn. Im kulturmagazin auf S. 5. Allerdings: Neues hat er nicht beizutragen, tut dies aber umso wortreicher, der Martin R. Dean. Er stammt aus derselben Schule, wie Thadeus Pfeifer. Beide lieben sie die Sprache heiss. Wir aber wissen, dass Liebe blind macht. Und das Bewusstsein trübt. Und zu allerlei Kapriolen verleitet. Und vor allem zu Übertreibungen.

Das Kulturverständnis, das die demokratische Rechte in diesem Land pflegt, nimmt sich indessen geradezu feudal aus, obwohl deren Träger meist aus ländlichem, bäuerlichem Milieu kommen. Missliebige Kunst abstrafen - soviel missgünstige Aufmerksamkeit hat es seit den Zeiten von Ludwig XIV. nicht mehr gegeben.

Gemach, junger Mann! Ich wüsste da sehr wohl das eine oder andere aktuellere und teilweise sogar tödliche Beispiel dafür, wie unliebsame Kunstschaffende von der Politik für ihre Werke bestraft wurden im von Ihnen genannten Zeitraum zwischen dem 14. Mai 1643 und heute. Vor diesem von ihm bemühten historischen Panorama allerdings wirkt Deans Befürchtung (oder Hoffnung?), er könnte der nächste Hirschhorn sein, umso dramatischer.

Ich stelle mir vor, die schweizkritischen Passagen, wie sie auch in meinem letzten Roman "Meine Väter" zu finden sind, der von der Pro Helvetia Unterstützung fand, würden nun alle geahndet. Da erzählt ein Leser einem Politiker von diesem Buch, der nun seinerseits einem anderen Politiker davon berichtet usw. Fernmündliche Kulturpolitik mit höchst fehlerhafter Trefferquote.

Entspannen Sie sich, Herr Dean! Ihre flatternden Nerven lassen Sie phantasieren: Es gibt keine "fehlerhafte Trefferquote". Die kann "gut" oder "schlecht", "hoch" oder "tief" sein, aber nicht "fehlerhaft". Ausser der sie berechnende Statistiker hat geschusselt. Und es gibt wahrscheinlich auch keine zwei Politiker, denen ihr "Meine Väter" etwas sagt. Das sollte Sie beruhigen. Ehrlich. Dann haben Sie nämlich genügend Zeit, um im Manuskript ihres nächsten von der Pro Helvetia geförderten Buches nach Sätzen wie diesem zu suchen:

Das Missverständnis, dass Politik zwar Mehrheiten suchen muss, dass solche aber nicht zur Voraussetzung von Kultur gehören, hatte sich tief in den Politikerhirnen festgesetzt.

Denn wenn die Politiker der Pro Helvetia das Budget auf Null streichen würden, weil sie ein Buch von Martin R. Dean mit solchem Geschwurbel drin unterstützt hat, dann hätten sie mein volles Verständnis.

Mittwoch, 15. Dezember 2004

Es muss sein, leider!

Via persoenlich.com erfahren wir dies:

Der Freemail-Service von bluebanana.ch wird per 28. Februar 2005 eingestellt. Der entsprechende Server vom Internet getrennt. Das bedeutet, dass alle E-Mail Adressen "@bluebanana.ch" an diesem Datum annulliert werden. Der Verlag Basler Zeitung sieht sich zu diesem Schritt veranlasst, da der Freemail-Service vermehrt für Spam und andere Missbräuche verwendet wurde.

Dagegen gäb's schon Mittel. Sonst hätten Dienste wie hotmail aus demselben Grund schon lange die Segel streichen müssen. Bei der baz wird sich die Sache wohl einfach nicht mehr rechnen. Das zuzugeben wär ehrlicher und erst noch weniger peinlich, als eigenes technisches Unvermögen vorzuschieben. Und welche Maschine oder welcher Mensch wird schon gern für "Missbräuche verwendet"? Welche Sprache hier missbräuchlich verwendet wird, das hingegen wissen wir.

Montag, 13. Dezember 2004

Bekenntisse einer Hobbygärtnerin

Regula Freuler, bekennende Klosterfreundin, leidet an unerfüllten Mädchensehnsüchten, trägt in sich eine gequälte Backfischseele, hat melancholische Girlie-Rehaugen und wurde im ersten Semster von ihrem Traumprinzen versetzt. Woher ich das weiss? Sie schreibt es heute auf S. 4 im kulturmagazin zum Einstieg in ihren Artikel über die Dramatisierung eines Prosatextes von Ingeborg Bachmann:

Beim Lesen gewisser Autorinnennamen im Theaterprogramm läuten von vornherein die Kritikerinnen-Alarmglocken. Ingeborg Bachmann ist einer dieser Namen: unerfüllte Mädchensehnsüchte, ding, gequälte Backfischseele, dong, melancholische Girlie-Rehaugen, ding, traumprinzengeschädigtes Erstsemestrigenherz, dong.

Die Küchentischpsychologie besagt, dass über sich selber spricht, wer so vehement von sich weist, was ihr spontan zum Stichwort einfällt. Aber Freulers Innenleben interessiert im Zusammenhang mit dem Artikel niemanden. Die intimen Bekenntnisse lenken nur ab, illustrieren nichts, erklären nichts, gehören bestenfalls ins gut weggeschlossene Tagebuch. Und überhaupt: Es ist extrem uncool, Bachmann so abzukanzeln, wie es Freuler versucht.

Wo ist er denn?

Kollege fuzzy von infamy weist zurecht darauf hin, dass üblicherweise Strafanstalten keinen Notausgang besitzen, wie allerdings Claudia Kocher im Titel ihres Artikels auf S. 14 über das Leben im Altersheim insinuiert:

Wie ein Gefängnis ohne Notausgang

Die einen sind ein Wrack, den anderen sieht man ihr Alter nicht an, die Dritte beschreibt Kocher so:

Sie ist "gut erhalten", wie man so sagt, für ihre 82 Jahre.

Stil- und respektlos sind alle drei Formulierungen.

Kotzer des Tages

And the winner of the price nobody wants is... once again -minu! Auf S. 13 beschreibt er den weihnächtlichen Besuch eines Paares bei der Mutter des Mannes, samt dem Hund der Frau. Das kann ja nicht gut gehen. Tut es auch nicht.

"FIFO!" - Ruth schrie auf. Es war zu spät. Neben der Krippe lag nur noch der metallene Hallelujaschein. Und die Heilige Familie schaute grimmig in die Runde. "Es war neapolitanische Wachsarbeit", jammerten die dünnen Lippen. "Sperr den Hund ins Auto!", brüllte Herbert Ruth an. Da kotzte ihm Fifo das wächserne Kind vor die Füsse. Die Mutter stützte sich kreidebleich auf eine Konsole - ihre schmalen Lippen bebten wie Espenblätter im Wind. "Hau ab!", jaulte Hubert zum Dackel. "Jawohl", sagte Ruth. "Wir gehen - das hier ist zum Kotzen!"

Irgendwann mal muss -minu erklären, was es mit seiner Besessenheit auf sich hat. Warum wird in jeder Dritten seiner Kolumnen gekotzt? Man weiss es nicht. Auch das nicht.

Was schenk ich meinem Göttikind?

Pierre Weill weiss auf S. 10 guten Rat, der gar nicht teuer zu sein scheint:

Geld in Form eines Fonds oder einer anderen Anlage zu schenken hat zwar den Nachteil, dass das Kind zunächst nicht vom Göttibatzen profitiert. Jedoch kann es – inzwischen schon bald erwachsen – auf ein hoffentlich prall gefülltes Sparkonto zugreifen und sich damit beispielsweise die Autofahrprüfung finanzieren. Zudem kann das Kind bei Heranwachsen am Beispiel seiner Anlage die Funktionsweise der Börse und Finanzmärkte kennen lernen.

Es ist nie zu früh, für's Spekulieren anzufixen! Denn was Hänschen schon kann, bringt Hans dann zur Meisterschaft.

Sonntag, 12. Dezember 2004

Abt. baz-Recherchen oder: Wie man einem Ex-Amokläufer eine Plattform bietet

Wie gut oder eben nicht gut der baz-Lokalchef Dr. Robert Bösiger ist, wissen wir ja schon.
Er ist kein Einzelfall. Die "Wir-brechen-den-Basler-Filz"-Zeitung hat ein atemberaubendes Anti-Filz-Interview geführt mit einem Jürg A. Lutz, selbsternanntem Anwärter für das FDP-Präsidium (baz, 9.12.2004, S. 21). Die baz lässt den Mann munter und unkritisch zu Wort kommen. Die erstaunlichste Aussage von Lutz, die vom Interviewer unhinterfragt geschluckt und gedruckt wurde:

Nach einem gesundheitlichen Time-out bin ich wieder gut in Form.

Mit Verlaub, Herr Martin Matter: Der Anwalt Lutz, diese "sehr spontane, extravertierte Natur", ist entgegen Ihrer Annahme eben gerade nicht unbekannt. Er ist im Gegenteil in Basel so bekannt, dass die NZZ am Sonntag schreibt:

Was der Kandidat nicht sagte und die Basler Zeitung nicht schrieb: Lutz hatte im Dezember 1996 während eines Amoklaufes auf den Pfarrer und den Sakristan der Genfer Kirche Notre-Dame geschossen. Lutz verletzte beide und wurde verurteilt.

Gesammelte Bazismen

Die baz (Basler Zeitung) ist die beste Zeitung der Welt und ich bin ihr Prophet! It's a dirty job, but somebody's got to do it! language is a baz-illus! Hier können übrigens alle mitschreiben. Alle mit einem twoday-account. Und der ist gratis! Feedback via "bazismus @ mac.com".

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