Montag, 1. November 2004

Realsatire des Tages

S. 17, baz.herausgeber Matthias Hagemann über den "Kulturprotest" (die Anführungszeichen sind von ihm):

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, gestatten Sie, dass ich mich heute in eigener Sache an Sie wende.

Wenn's partout nicht weniger schwülstig geht, dann halt meinetwegen!

Seit einiger Zeit agitiert eine kleine, aber aktive Gruppe von Kulturschaffenden gegen das neue Kulturmagazin der baz.

Zunächst: Wo ist da der Gegensatz? Wo ist der Gegensatz zwischen "klein" und "aktiv"? Zwar ist sie klein, aber aktiv? Weniger Schwulst, mehr Schmalz, Hirnschmalz, bitte. Dann geht's weiter.

Die Inserateneinnahmen der baz sanken in dieser Zeit [die letzten vier Jahre] um 27 Millionen Franken pro Jahr.

(Das überflüssige "n" in "Inserateneinnahmen" lassen wir heute durchgehen.) Um wieviel genau, bitte? Jedes Jahr gingen die Einnahmen um 27 Millionen zurück? Macht in 4 Jahren 108 Millionen, die die baz aktuell weniger einnimmt durch Inserate als vor vier Jahren? Das kann ja wohl nicht gemeint sein, wenn der letzte publizierte Jahres-Umsatz der baz-Gruppe rund 140 Millionen betrug. Gemeint ist wohl, dass heute die Inserateeinnahmen 27 Millionen tiefer sind als vor vier Jahren. Die Hagemannsche Formulierung ist mindestens zweideutig. Unzweideutig ist, dass Hagemann "not amused" ist über den Aufstand der Gartenzwerge.

Angesichts dieser Ausgangslage und der damit verbundenen Investitionen wirkt es doch etwas bemühend, wenn nun aus einer bestimmten Ecke gegen die Kulturberichterstattung der baz polemisiert und ihr gar "geistige Abrüstung" oder Ähnliches unterstellt wird. (...) Da wirkt der nun ergangene Boykottaufruf ebenso unverhältnismässig wie die generelle Empörung, die sich gewisser Kulturschaffender anscheinend bemächtigt hat. Man wird das Gefühl nicht los, dass hinter den vorgetragenen kulturpolitischen Argumenten auch handfeste persönliche Interessen stecken. So verdient zum Beispiel der Initiant des offenen Briefes und des Boykottaufrufs seinerseits Geld mit der Vermittlung von Publikationsraum in der alternativen "ProgrammZeitung". Es leuchtet ein, dass er um seine Pfründe fürchtet. Das alles ist verständlich, hat jedoch mit den hehren Argumenten, die vorgetragen werden, wenig zu tun.

Matthias H. ist beleidigt. Matthias H. leidet unter dem Liebesentzug der Kulturschaffenden. Und kein Kommunikationsberater (Walter Schäfer, übernehmen Sie!) hält ihn rechtzeitig davon ab, in seinem eigenen Blatt die beleidigte Leberwurst auch noch vor Publikum zu spielen. Dann kommt es halt so weit, dass der Herausgeber des lokalen Monopolblattes die vor Jahren aus der Not geborene kleine, feine ProgrammZeitung mit "alternativ" (Herr H., das ist sowas von 80ies!) abkanzeln muss und ihm kein besseres Argument einfällt, als seinem Kontrahenten eine hidden agenda mit "handfesten persönlichen Interessen" zu unterstellen. Dabei merkt er nicht, dass er primär von sich selber spricht. Denn: Wer verdient hier ganz genau das grosse Geld "mit der Vermittlung von Publikationsraum", wereliwer? Und wer fürchtet um seine Pfründe? Lachender Dritter ist mal wieder -minu. Er darf auf derselben Seite, auf der Hagemann sein Leid klagt, seine (eher unappetitliche) Kolumne mit "Happy Hour" überschreiben.

Frage des Tages

S. 15, in der Montagsreportage (ich weiss eine inzwischen eingestellte linke Tageszeitung aus Basel, die kannte schon Ende der 80er anfangs der 90er Jahre eine Montagsreportage...)

Nichts ist los in Buus. Gar nichts. Aber trotzdem: Ist das Grund genug, um in Gelterkinden einen Laden und einen Kleinlaster anzuzünden? Um Autos aufzubrechen, CD-Players zu klauen, Automaten zu knacken?

Radio Eriwan meint: Im Prinzip ja, denn die Gelerkindlemer hätten sowieso nichts bemerkt, wenn die Täter sich nicht gestellt hätten. Denn, wie lernen wir heute aus der besten Zeitung der Welt:

Das sind doch Trottel.

So betitelt ein Stammtischler im Buuser Rössli die Gelterkindlemer. Nett, wenn man als Gelterkindlemer Nachbarn hat, die so offen sind. Auf dem Land, da sagt man einander halt noch, was man vom anderen denkt. Und dass die baz diese Beleidigung ungefiltert abdruckt, wird dem Klima im Oberbaselbiet sicher nicht schaden, oder?

Wie mach ich aus "Buus" und "Gelterkinden" gemäss den oberbaselbieter Spielregeln ein Eigenschaftswort? Im Kommentar von "fichten" steht's. Danke für den Hinweis. Ich lass meine freihändige Version zu Archivzwecken stehen. Hoffe aber, mich das nächste Mal an die korrekte Version zu erinnern.

Schock des Tages

S. 2, Beat Caspar, tief betroffen

Was vergangenen Dienstag mit der schockierenden Nachricht vom verletzungsbedingten Ausfall Roger Federers an seinem Heimturnier denkbar schlecht begonnen hatte, fand gestern mit einem spannenden Final über fünf Sätze einen guten Abschluss.

Ende gut, Kasse gut!

Ausdruck des Tages

Frontseite, Architekt Jacques "the Duke" Herzog zum Erfolg des auf seinem Reissbrett entstandenen Hochhausprojektes in Davos:

Ich glaube nicht, dass jetzt die Dämme brechen und eine Manhattisierung der Alpen einsetzt.

... aber wünschen tu ich's mir insgeheim schon?

"umstritten, unseriös, unpubliziert"

Remember die Wählerwanderungsanalyse in der baz vom vergangenen Samstag? Das eidgenössische Bundesamt für Statistik hält wenig von der dafür angewandten Methode. Andreas J. Kohlsche, Autor der Analyse für die baz, sei eine Einzelmaske, seine Methode in Fachkreisen höchst umstritten, man könne sie mit guten Gründen für unseriös halten, in der Fachliteratur sei sie nirgends publiziert. Man staune seit Jahren über die Naivität gewisser Medien, die mit Kohlsches Grafiken immer wieder ihre Seiten füllen. Um dies herauszufinden, brauchte ich genau 2 Telefonate. Übrigens: Es gibt sogar eine eigene Broschüre des BfS, die sich kritisch mit u.a. Kohlsches Ansatz auseinandersetzt. Das kann doch einen bazler nicht erschüttern, kein Angst, keine Angst, Rosemarie!

Gesammelte Bazismen

Die baz (Basler Zeitung) ist die beste Zeitung der Welt und ich bin ihr Prophet! It's a dirty job, but somebody's got to do it! language is a baz-illus! Hier können übrigens alle mitschreiben. Alle mit einem twoday-account. Und der ist gratis! Feedback via "bazismus @ mac.com".

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