Mittwoch, 3. November 2004

"Von ausgereift kann keine Rede sein."

Remember mein Stirnrunzeln über die bazsche Reproduktion der Kohlscheschen (sic!) Wählerwanderungsanalyse vom vergangenen Samstag? Die Broschüre des Bundesamtes für Statistik von anno 2003 meint auf S. 85:

Solange jedoch keine transparente Basis in Form von Bedingungen, eines klar spezifizierten Modells und der Anwendung objektiver Kriterien bei der Schätzung ersichtlich ist, ist die Methode mit einer bestimmten Willkür behaftet. Von einem ausgereiften wissenschaftlichen Instrument kann aus mathematisch-statistischer Sicht keine Rede sein. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Kohlsches Wählerstromanalyse den in 1.1.2 ("Kriterien zur Beurteilung der Rekonstruktionsmethoden", Anm. d. Red.) formulierten Anforderungen in keiner Weise gerecht wird. Es besteht keine theoretische Grundlage in Form eines mathematischen-statistischen Modells, und nichts ist über die Bedingungen bekannt, unter welchen das Verfahren erfolgreich eingesetzt werden kann.

Und auf S. 87 steht unter "Empfehlungen":

In 1.1.1 wurde als Teil des Auftrags die Erarbeitung und Diskussion eines Vorschlags für ein Modell mit den Wahldaten des BFS verlangt. Damit ein Verfahren zur routinemässigen Anwendung mit den Wahldaten des BFS empfohlen werden könnte, müssten aus unserer Sicht die folgenden Minimalanforderungen erfüllt sein:
  • das Verfahren beruht auf einem klar definierten Modell und die Schätzung erfolgt aufgrund objektiver Kriterien,
  • die getroffenen Annahmen sind plausibel,
  • die Gültigkeit der Annahmen oder der Resultate ist in einigen (möglichst unterschiedlichen) Anwendungen überprüft worden (z.B. mit Umfragedaten).
Ob die Überprüfung der Resultate einer Wählerwanderungsanalyse zwischen zwei Wahlen im Abstand von vier Jahren überhaupt möglich ist, sei dahingestellt. Selbst wenn die genannten Anforderungen erfüllt sind, werden die Ergebnisse einer Wählerwanderungsanalyse eher spekulativen Charakter haben. Aufgrund unserer Untersuchungen können wir keines der untersuchten Verfahren für die routinemässige Anwendung mit den Wahldaten des BFS empfehlen.


Wenn das Bundesamt für Statistik u.a. Kohlsches Methoden nach reiflicher Prüfung nicht zur Anwendung empfiehlt, dann kratzt das in Basel offenbar niemanden. Die baz schreckt sogar nicht davor zurück, Kohlsches mathematische Akrobatik dem Publikum als wissenschaftliche Fakten zu verkaufen, indem sie eine Doppelseite damit füllt, ohne deutlichen Hinweis auf den hochspekulativen Charakter der Daten. Merken tut's ja eh niemand. Niemand? Nur ein kleiner, unbeachteter Weblog...

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