Freitag, 9. Dezember 2005

Anti-Anti-Amerikanismus

Georg Kreis berichtet heute im kulturmagazin von seinem Ausflug zu den grauen Eichhörnchen Princetons. Und von der Tagung zum Thema "Anti-Amerikanismus", die er dort besuchte. Macht rund 200 mäandrierende Zeilen, die sich eindampfen lassen auf diese zwei Sätze:

Wichtig ist zu unterscheiden, ob die Abneigung davon ausgeht, dass eine kritisierte Haltung entweder das Resultat einer bestimmten Politik oder dass sie "wesensbedingt" sei. Das heisst, ob sie sich auf das bezieht, was Amerika tut, oder auf das, was es angeblich ist.

"Du bist halt so!" vs. "An ihren Taten sollt ihr sie messen!": Soweit so einfach. Zuschreibungen von wesenhaften Eigenschaften auf irgendwas (Menschen, Menschengruppen, Bäume, Staaten) weisen meist auf Denkfaulheit (in schweren Fällen: Aussetzer des Verstandes) des Zuschreibenden hin. Gestern vermeldete die baz Harold Pinters kritische Abrechnung mit der US-Aussenpolitik der letzten 30 Jahre auf rund 20 Zeilen. "Das hat jetzt aber überhaupt rein gar nichts miteinander zu tun!" hör ich aus dem Publikum. So, meinen Sie? Gegenfrage: Warum erhält die umständliche Beschreibung einer akademischen Diskussion über Antiamerikanismus aus der Feder einer Lokalgrösse viel Platz, konkrete Kritik an der US-Aussenpolitik immerhin des aktuellen Literaturnobelpreisträgers anlässlich der Preisverleihung, mithin an prominenter Stelle, aber wenig? Wider das Missverständnis: Anti-Amerikanismus ist etwa so intelligent wie Antisemitismus, also so dumm wie jedes Pauschalurteil. "Pauschal" ist nur günstig bei Reisen. Und Pinter ist zu jeder Zeit sehr konkret, also intelligent!

Ganz nah dabei

S. 11, Michael Heims detailiertes Protokoll [nur übertroffen vom noch detailierteren Protokoll der Kandidatinnenkür der FDP für die Schildnachfolge, wenige Zentimeter obendran] einer kurzen Hausbesetzung

"Ich wollte doch nur im Laden im Parterre ein Samosa kaufen, und dann wurde ich dort von der Polizei verhaftet," ruft die junge Frau, die bereits im Kastenwagen der Kantonspolizei sitzt. "Nicht verhaftet, nur mitgenommen", korrigiert sie der Polizist. Es ist elf Uhr morgens, und die Polizeibeamten sind daran, alle Beteiligten zu fotografieren...

... und Michael Heim steht daneben und schaut und hört zu und schreibt mit. Nur: Warum steht Heim da? Lädt die Polizei die baz jeweils ein zur Haus-ent-besetzung? Etwa in der Art: "Guten Tag Herr Heim, hier ist Klaus Mannhart. Kommen Sie doch bitte in einer halben Stunde an die Vogesenstrasse. Um neun hat uns ein Hausbesitzer alarmiert, seine Liegenschaft sei besetzt. Wir werden um elf dort sein Haus räumen. Und ein Bericht darüber gleich morgen Freitag wär ganz praktisch. So auf's Wochenende hin." - "Ja das ist aber nett, dass sie mich einladen, Herr Mannhart!" - "Ach wissen Sie, das gehört in unsere PR-Strategie. Wir möchten ja gerne der Öffentlichkeit deutlich machen, dass hier eine 'Zero Tolerance'-Politik gilt. Und da wären wir froh um Sie als Handlanger." - "Aber das mach ich doch gerne!" So geht das wohl hin und her. Und wenn dann Heim daheim in der Redaktion über seinem Text brütet, ruft Mannhart nochmals an und ergänzt "Das war'n übrigens so 10 bis 12 Typen, die wir eingesackt haben. Leider war das nicht das ganze Pack. Zwei der Halunken sind durch den Hinterhof abgehauen. Haben Sie das?" - "Ich bin grad am Mittippen: 'Alle Hausbesetzer hat die Polizei nicht erwischt. Zwei Personen ist es gelungen, durch den Hinterhof zu entwischen.' Geht das so?" - "'Personen'?" Und dann müssen Heim und Mannhart herzlich lachen... und Heim merkt darüber gar nicht, dass er sich in seinem eigenen Text selber als "Gaffer" bezeichnet:

Später berichtet Polizeisprecher Klaus Mannhart von "zehn bis zwölf" Hausbesetzern, die man für eine Personenkontrolle mitgenommen habe. Vor Ort habe man das nicht machen können. "Da war es zu unruhig und hatte es zu viele Gaffer", behauptet er.

Beim Fotografieren der "Mitgenommenen", dabei störten die "Gaffer" offenbar nicht. Aber per Funk in der Zentrale die Personalien kontrollieren zu lassen, das trauten sich die Beamten vor Ort nicht? Lieber die Besetzer ein paar Stunden den Augen der Öffentlichkeit entziehen. Um vielleicht im Morin'schen Sinne auf sie "einwirken" zu können?

Basel: Die Stadt mit dem G.

Leicht "off topic", aber trotzdem: Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass Basel regiert wird vom G.? Ralph G., Barbara G., Christoph G., Eva G., Morin G., Carlo G., Jörg G.! 100% G.s in der Exekutive. Und erst die Legislative! Auch da, durchwegs alles G.s! Und wie heisst die reichste Frau der Stadt? Nein, nicht die mit dem Gruben-Stier! Sondern die mit den 11 Zwergen. Genau! Oeri G.!

Wenn das Wienerli seinen Senf dazugibt

Das Theater Basel macht Schlagzeilen. Aber nicht in erster Linie mit seinen Aufführungen, sondern wegen der Subventionsverhandlungen. Es gibt nichts Langweiligeres. Ein Theater sollte unterhalten, erbauen, belehren. Hilfe! Wo ist hier der Ausgang?
schreibt Herr Wiener in seinem Beitrag. Dies nicht bei Media-Markt sondern in dem dahinter versteckten Kultur-Aufwasch der BaZ.

Ist das so? In BaZel sicher. Wer etwa NZZ/Tagesanzeiger oder gar die deutschen Blätter liest, hört durchgehend und schon seit längerer Zeit von den Aufführungen. Herr Wiener, gehen Sie ab und zu auch ins Theater? Oder lesen Sie nur die banalen Kritiken Ihres Hausblattes? Waren Sie im goldenen Vliess, in Indien, im Onkel Wanja, in Geld und Geist, Käthchen, Dreigroschenoper, Edward, Homer, Elling? In der Oper im Ballet? Erinnern Sie sich an den Faust? Nach dieser unvollständigen Aufzählung, was bleibt: die Erinnerung an ein grossartiges Theater oder an eine Polit-Schmierenkomödie?

Gesammelte Bazismen

Die baz (Basler Zeitung) ist die beste Zeitung der Welt und ich bin ihr Prophet! It's a dirty job, but somebody's got to do it! language is a baz-illus! Hier können übrigens alle mitschreiben. Alle mit einem twoday-account. Und der ist gratis! Feedback via "bazismus @ mac.com".

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Zuletzt aktualisiert: 17. Dez, 14:28

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