Freitag, 23. Dezember 2005

Daniel Wiener macht ernst!

Das konnte nicht ungesühnt bleiben! Christoph Kellers Essay über Basel, "Eine Stadt stirbt in Schöhneit", über dessen Wahrheitsgehalt sich trefflich streiten liesse, der aber insgesamt weniger negativ war, als der Titel impliziert, bringt Wieners Blut zum Kochen (D.W. ist übrigens in diesen Spalten ein häufiger Gast).

Selten hat ein einzelner Zeitungsartikel das Basler Blut derart in Wallung gebracht wie Christoph Kellers Beitrag "Stille Stadt" im "Magazin" vom vergangenen Samstag. Wo man am Wochenende hinkam, war er in aller Munde. (...) Dass die Beilage nicht sogleich ins Altpapier wanderte, hat nichts mit ihrem Wahrheitsgehalt zu tun. Ein Basler Regierungsrat brachte es auf den Punkt: "Schlimm ist vor allem, dass das 'Magazin' auch dem 'Tages-Anzeiger' und der 'Berner Zeitung' beiliegt."

Wär dem nicht so, hätte die Restschweiz nichts davon erfahren, wie sie ja auch sonst im Normalfall nichts von Basel erfährt, weil die baz dort nicht wahrgenommen wird, was denen am Rheinknie noch so recht zu sein scheint. Solange man sie in Ruhe lässt. Riskiert aber mal einer eine Lippe, tritt dabei dem einen oder anderen vielleicht sogar auf den Schwanz, ruft das natürlich nach Vergeltung. Weil das physische Lynchen etwas ausser Mode geraten ist, muss es medial vermittelt geschehen.

Eine Informationsgesellschaft gewichtet eben, wie ihr Name sagt, Informationen höher als Realität.

Denn sonst hiesse sie ja Realitätsgesellschaft?

In Basel erscheint jedoch kein Medium, das einen so ausführlichen Artikel über Basel national verbreiten könnte. Das 'Magazin' wird in Zürich produziert. Das heisst, der Basler Christoph Keller musste seine Arbeit einer Zürcher Redaktion verkaufen, und diese entscheidet nach Zürcher Kriterien, ob seine Thesen glaubwürdig sind.

"Basler" / "Zürcher" in welchem Sinne? Wohnort? Ethnisch? Kulturell?

Die Folge ist eine teilweise mediale Enteignung unserer Region.

"mediale Enteignung"? Keller hat via Magazin Basel "medial enteignet" (was immer das genau heisst)? Weil sich nicht -minu (nichts gegen -minu!) die Zeilen im Magazin aneignen durfte? Oder Neu-Profibasler Wiener?

Das seit über 25 Jahren praktizierte Starren auf das "baz-Monopol" als scheinbare Ursache allen Übels greift zu kurz.

Jetzt kommt's ganz dick, in den letzten Zeilen:

Es ist Zeit, einen Schritt weiter zu gehen. Die öffentlichen Interessen sind tangiert. Es wäre Aufgabe der Medienpolitik beider Basel, Strategien für die Rückeroberung der medialen Autonomie und Ausstrahlungskraft unserer Region zu entwerfen.

Bi-kantonale Störsender auf den oberbaselbieter Jurahöhen (Autonomie)? Flugblätter abwerfen über Downtown Switzerland mit Pro-Basel-Propaganda (Ausstrahlungskraft)? metrobasel der NZZ beilegen (Ausstrahlungskraft)? Deren neuen Chefredaktor schmieren, Markus Spillmann, der in Basel in Primarschule und Gymnasium ging (Ausstrahlungskraft)? Radio Basilisk, Eigentum von TAmedia, den Stecker ziehen (Autonomie)? Radio24, Eigentum von TAmedia, mit Geldern aus dem Lotteriefonds aufkaufen (Ausstrahlungskraft)? Ein erster Schritt zur Deprovinzialisierung wär die Streichung Daniel Wieners Kolumne, die im Titel schon verrät, von wo sie berichtet. Sie heisst freiwillig

unsere kleine stadt

Die veröffentliche Mehrheit

Heute lesen wir auf BaZ Online die folgende Schlagzeile:

REGION      23.12.05 11:57
Netz Ted: Uneinig über FDP-Nomination in Basel

Basel. baz. Sind Sie zufrieden mit Saskia Frei als Einerkandidatur der FDP für den Basler Regierungsrat? Das Ergebnis zu dieser Netz-Ted-Frage ...

Wer den Link verfolgt, findet heraus, dass 371 Mal abgestimmt wurde. Durch wen? Durch StimmbürgerInnen? Durch unzufriedene aus der FDP oder anderer Parteien? Durch der FDP oder generell den bürgerlichen Parteien positiv, negativ oder indifferent gegenüberstehende Personen? Durch mehr als eine Person? Das alles bleibt offen. Das Resultat soll wohl gar nicht belehren, sondern die Stimmung anheizen, die seit der Bekanntgabe der Kandidatur von RR Schild für den Olymp sorgfältig am Köcheln gehalten wird.

Der Beitrag ist so relevant wie der etwas später publizierte mit dem Titel:

Gegen Hochdeutsch in Primarschule und Kindergarten

Dort stimmten mit 249 Mausklicks maximal 249 Personen ab.

Fragen:
Werden alle BaZ-Artikel so sorgfältig recherchiert?
Gibt es keine Qualitätskontolle beim Monopolblatt?
Heisst das, die Leserzahl der BaZ liegt noch zwischen 249 und 371??

klare Weihnachten!

Christian Fink auf S. 12, Titel

Was Muslime an Weihnachten tun
Weihnachten in der Schule feiern? Heikel - nicht alle Lehrer sind genügend sensiblisiert


Die zentrale Frage ist dabei eigentlich: Was tun Christen an Ramadan? Und als Titel plädiere ich für "Weihnachten: Risiko und Chance".

Nirgends zeigen sich kulturelle Unterschiede so deutlich wie an Religionsfesten.

Ausser vielleicht noch beim Kochen. Und beim iPod-Inhalt. Und bei der politischen Haltung. Aber zum Glück hat wenigstens Pierre Felder klare Vorstellungen.

In den Basler Schulen gibt es klare Vorstellungen, wie mit unterschiedlichen Religionszugehörigkeiten umgegangen werden soll: "Wir haben einerseits eine christliche Tradition und viele Kinder und Jugendliche in den Schulen, die Christen sind. Das verleugnen wir nicht", so Pierre Felder vom Ressort Schulen, "andererseits müssen wir auch Andersgläubigen Rechnung tragen, die wir nicht verletzen wollen und die ihre Tradition einbringen möchten." Entsprechend die Empfehlung der Schulleitung: Religiöse Feiern sollen sorgfältig überlegt sein. Es wäre jedoch falsch, aus lauter Angst gar nichts zu machen. Das "Wir-Gefühl" besteht im gemeinsamen Festen, aber nicht in religiösen Bekenntnissen, so Felder.

Die schulische Weihnachtsfeier als Verletzungsrisiko? "Als Lehrerin trau ich mich nicht, mit den Kindern Ostereier anzumalen. Ich hab Angst, dann kommt Mustafa und will zum Abschluss des Ramadan ein Lamm schlachten." Meine Güte! Ihre "Wir-Gefühle" organisieren die Kids übrigens ganz autonom, da brauchts keine Felders dieser Welt dafür. Hätte der Verfassungsrat eine - eigentlich selbstverständliche - klare Trennung von Kirche und Staat / Schule à la française in sein Werk aufgenommen, wären solche Eiertänze unnötig.

Körperhaltung beim Briefschreiben

aktuell baz.ch, Bild zum Formular für Leserbriefe:
ueberkreuz
Aber warum hält die bedauernswerte Person ihre Arme über Kreuz, wenn sie einen Lesebrief tippen will? Ist das die dem Blatt einzig adäquate Körperhaltung? Erklärt's mir! Ich versteh den Witz schon wieder nicht!

Gesammelte Bazismen

Die baz (Basler Zeitung) ist die beste Zeitung der Welt und ich bin ihr Prophet! It's a dirty job, but somebody's got to do it! language is a baz-illus! Hier können übrigens alle mitschreiben. Alle mit einem twoday-account. Und der ist gratis! Feedback via "bazismus @ mac.com".

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Zuletzt aktualisiert: 17. Dez, 14:28

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