Freitag, 2. Dezember 2005

triii, traaa, neoliberallallaaaa

Pierre Weill, S. 2, anlässlich der BIP-Zahlen des Seco für das dritte Quartal, liefert, was auf Neudeutsch etwa "Neoliberal Ideology in a Nutshell" heissen könnte:

Die Schweizer Wirtschaft wächst wieder. In diesem Jahr düfte das Wachstum 1,5 Prozent übertreffen und damit bedeutend stärker zulegen als bisher angenommen. Diese erfreuliche Entwicklung wird, wenn sie anhält, mit der üblichen zeitlichen Verzögerung auch zu etwas tieferen Arbeitslosenzahlen führen. Damit besteht die Gefahr, dass der politische Druck abnehmen wird, Wirtschaftsreformen durchzusetzen. Diese Reformen sind aber nötig, um das langfristige Wachstum in der Schweiz zu sichern. Die Wachstumsschwäche der Schweiz zeigt sich daran, dass unser Land seit zwanzig Jahren eine bedeutend tiefere Steigerungsrate aufweist als vergleichbare Staaten. Das Potenzial liegt in der Schweiz bei einem jährlichen Plus von zwischen eins und zwei Prozent, verglichen mit doppelt so viel in den USA. Die Herausforderung für die Politik besteht darin, trotz der erfreulichen konjunkturellen Entwicklung Anreize zu schaffen, das Wachstumspotenzial zu erhöhen. Die zunehmende Überalterung der Bevölkerung wird nämlich dazu führen, dass in der Schweiz gesamthaft weniger gearbeitet werden wird. Diese Entwicklung muss durch eine höhere Produktivität wettgemacht werden. Noch immer führt mangelnde Wettbewerbsintensität in der Schweiz zu hohen Preisen. Mehr Wettbewerb würde nicht nur die Preise herunterbringen, sondern auch zu Innovationen führen. Bereiche, die auch der Bundesrat in seinem wirtschaftspolitischen Impulsprogramm reformieren will und unbedingt reformieren muss, sind das Gesundheitswesen, die Infrastruktur, das Gastgewerbe und die Landwirtschaft sowie das Beschaffungswesen.

Den Text kann er abspeichern und, mit angepasstem Einstieg, alle drei Monate als "neoliberales Vaterunser" ins Blatt setzen. So à la (freestyle!):

WTO Unser in Genf

Geheiligt werde dein Name,
Dein Reich komme
Dein Wille geschehe
wie im Himmel so auf Erden
Unser tägliches Wachstum gib uns heute.
Und vergib keinem seine Schuld
wie auch wir alles eintreiben von
unseren Schuldigern.
Und führe sie nicht in Verzicht,
sondern erlöse sie von ihrem Geld.
Denn den USA ist das Reich und die Kaufkraft
und die Herrschaft in Ewigkeit.
Amen.

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