Realsatire des Tages
S. 17, baz.herausgeber Matthias Hagemann über den "Kulturprotest" (die Anführungszeichen sind von ihm):
Sehr geehrte Leserinnen und Leser, gestatten Sie, dass ich mich heute in eigener Sache an Sie wende.
Wenn's partout nicht weniger schwülstig geht, dann halt meinetwegen!
Seit einiger Zeit agitiert eine kleine, aber aktive Gruppe von Kulturschaffenden gegen das neue Kulturmagazin der baz.
Zunächst: Wo ist da der Gegensatz? Wo ist der Gegensatz zwischen "klein" und "aktiv"? Zwar ist sie klein, aber aktiv? Weniger Schwulst, mehr Schmalz, Hirnschmalz, bitte. Dann geht's weiter.
Die Inserateneinnahmen der baz sanken in dieser Zeit [die letzten vier Jahre] um 27 Millionen Franken pro Jahr.
(Das überflüssige "n" in "Inserateneinnahmen" lassen wir heute durchgehen.) Um wieviel genau, bitte? Jedes Jahr gingen die Einnahmen um 27 Millionen zurück? Macht in 4 Jahren 108 Millionen, die die baz aktuell weniger einnimmt durch Inserate als vor vier Jahren? Das kann ja wohl nicht gemeint sein, wenn der letzte publizierte Jahres-Umsatz der baz-Gruppe rund 140 Millionen betrug. Gemeint ist wohl, dass heute die Inserateeinnahmen 27 Millionen tiefer sind als vor vier Jahren. Die Hagemannsche Formulierung ist mindestens zweideutig. Unzweideutig ist, dass Hagemann "not amused" ist über den Aufstand der Gartenzwerge.
Angesichts dieser Ausgangslage und der damit verbundenen Investitionen wirkt es doch etwas bemühend, wenn nun aus einer bestimmten Ecke gegen die Kulturberichterstattung der baz polemisiert und ihr gar "geistige Abrüstung" oder Ähnliches unterstellt wird. (...) Da wirkt der nun ergangene Boykottaufruf ebenso unverhältnismässig wie die generelle Empörung, die sich gewisser Kulturschaffender anscheinend bemächtigt hat. Man wird das Gefühl nicht los, dass hinter den vorgetragenen kulturpolitischen Argumenten auch handfeste persönliche Interessen stecken. So verdient zum Beispiel der Initiant des offenen Briefes und des Boykottaufrufs seinerseits Geld mit der Vermittlung von Publikationsraum in der alternativen "ProgrammZeitung". Es leuchtet ein, dass er um seine Pfründe fürchtet. Das alles ist verständlich, hat jedoch mit den hehren Argumenten, die vorgetragen werden, wenig zu tun.
Matthias H. ist beleidigt. Matthias H. leidet unter dem Liebesentzug der Kulturschaffenden. Und kein Kommunikationsberater (Walter Schäfer, übernehmen Sie!) hält ihn rechtzeitig davon ab, in seinem eigenen Blatt die beleidigte Leberwurst auch noch vor Publikum zu spielen. Dann kommt es halt so weit, dass der Herausgeber des lokalen Monopolblattes die vor Jahren aus der Not geborene kleine, feine ProgrammZeitung mit "alternativ" (Herr H., das ist sowas von 80ies!) abkanzeln muss und ihm kein besseres Argument einfällt, als seinem Kontrahenten eine hidden agenda mit "handfesten persönlichen Interessen" zu unterstellen. Dabei merkt er nicht, dass er primär von sich selber spricht. Denn: Wer verdient hier ganz genau das grosse Geld "mit der Vermittlung von Publikationsraum", wereliwer? Und wer fürchtet um seine Pfründe? Lachender Dritter ist mal wieder -minu. Er darf auf derselben Seite, auf der Hagemann sein Leid klagt, seine (eher unappetitliche) Kolumne mit "Happy Hour" überschreiben.
Sehr geehrte Leserinnen und Leser, gestatten Sie, dass ich mich heute in eigener Sache an Sie wende.
Wenn's partout nicht weniger schwülstig geht, dann halt meinetwegen!
Seit einiger Zeit agitiert eine kleine, aber aktive Gruppe von Kulturschaffenden gegen das neue Kulturmagazin der baz.
Zunächst: Wo ist da der Gegensatz? Wo ist der Gegensatz zwischen "klein" und "aktiv"? Zwar ist sie klein, aber aktiv? Weniger Schwulst, mehr Schmalz, Hirnschmalz, bitte. Dann geht's weiter.
Die Inserateneinnahmen der baz sanken in dieser Zeit [die letzten vier Jahre] um 27 Millionen Franken pro Jahr.
(Das überflüssige "n" in "Inserateneinnahmen" lassen wir heute durchgehen.) Um wieviel genau, bitte? Jedes Jahr gingen die Einnahmen um 27 Millionen zurück? Macht in 4 Jahren 108 Millionen, die die baz aktuell weniger einnimmt durch Inserate als vor vier Jahren? Das kann ja wohl nicht gemeint sein, wenn der letzte publizierte Jahres-Umsatz der baz-Gruppe rund 140 Millionen betrug. Gemeint ist wohl, dass heute die Inserateeinnahmen 27 Millionen tiefer sind als vor vier Jahren. Die Hagemannsche Formulierung ist mindestens zweideutig. Unzweideutig ist, dass Hagemann "not amused" ist über den Aufstand der Gartenzwerge.
Angesichts dieser Ausgangslage und der damit verbundenen Investitionen wirkt es doch etwas bemühend, wenn nun aus einer bestimmten Ecke gegen die Kulturberichterstattung der baz polemisiert und ihr gar "geistige Abrüstung" oder Ähnliches unterstellt wird. (...) Da wirkt der nun ergangene Boykottaufruf ebenso unverhältnismässig wie die generelle Empörung, die sich gewisser Kulturschaffender anscheinend bemächtigt hat. Man wird das Gefühl nicht los, dass hinter den vorgetragenen kulturpolitischen Argumenten auch handfeste persönliche Interessen stecken. So verdient zum Beispiel der Initiant des offenen Briefes und des Boykottaufrufs seinerseits Geld mit der Vermittlung von Publikationsraum in der alternativen "ProgrammZeitung". Es leuchtet ein, dass er um seine Pfründe fürchtet. Das alles ist verständlich, hat jedoch mit den hehren Argumenten, die vorgetragen werden, wenig zu tun.
Matthias H. ist beleidigt. Matthias H. leidet unter dem Liebesentzug der Kulturschaffenden. Und kein Kommunikationsberater (Walter Schäfer, übernehmen Sie!) hält ihn rechtzeitig davon ab, in seinem eigenen Blatt die beleidigte Leberwurst auch noch vor Publikum zu spielen. Dann kommt es halt so weit, dass der Herausgeber des lokalen Monopolblattes die vor Jahren aus der Not geborene kleine, feine ProgrammZeitung mit "alternativ" (Herr H., das ist sowas von 80ies!) abkanzeln muss und ihm kein besseres Argument einfällt, als seinem Kontrahenten eine hidden agenda mit "handfesten persönlichen Interessen" zu unterstellen. Dabei merkt er nicht, dass er primär von sich selber spricht. Denn: Wer verdient hier ganz genau das grosse Geld "mit der Vermittlung von Publikationsraum", wereliwer? Und wer fürchtet um seine Pfründe? Lachender Dritter ist mal wieder -minu. Er darf auf derselben Seite, auf der Hagemann sein Leid klagt, seine (eher unappetitliche) Kolumne mit "Happy Hour" überschreiben.
patpatpat - 1. Nov, 12:42
1 Kommentar - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Medienspiegel - 2. Nov, 13:52
Konjunktivissimus
Das mit den jährlich 27 Millionen erschien mir auch ein wenig suspekt.
Mein hagemannscher Lieblingssatz ist aber der: «Wir würden uns sehr freuen, wenn Ihnen das Kulturmagazin gefiele.»
Martin
(www.medienspiegel.ch)
Mein hagemannscher Lieblingssatz ist aber der: «Wir würden uns sehr freuen, wenn Ihnen das Kulturmagazin gefiele.»
Martin
(www.medienspiegel.ch)
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