Samstag, 27. November 2004

Ich bin aus Kochbuchistan

Frontseite, rechte Spalte:

Wer asiatische Lebensmittel sucht, wird im A-Chau-Shop beim Bahnhof Basel fündig: Zu den zahlreichen Kunden der aus Vietnam stammenden Geschäftsleute gehören Vietnamesen, Asiaten ganz allgemein und Menschen mit Kochbüchern über asiatische Küche.

Die baz lässt ausrichten: "Leider fanden wir keine noch unbeholfenere Formulierung." Ich aber meine: Macht gar nichts! Ist auch so schon ganz schön schlecht. "Asiaten ganz allgemein"? Wiehr, da muss ja sogar ein Ross lachen! "Bahnhof Basel"? Hab ich was verpasst? Könnte ja sein! Heisst der nicht mehr "Bahnhof SBB"? Die A-Chau-Story geht im kulturmagazin weiter.

Zur Stosszeit herrscht am Elsässertor ein Verkehr wie in den letzten Tagen von Saigon.

Deplatziert.

Da steigt ein eigentümlicher Geruch aus dem Chaos. Er riecht fett und doch pulverig, würzig und doch schal und ganz anders als alles.

"Asiaten ganz allgemein" sind halt schon extrem exotisch... Bei denen riechen sogar Gerüche, und dann erst noch fett und gleichzeitig pulvrig. Wyssmann kennt seinen Asiaten. Nur: Dessen Höflichkeit hat nicht auf ihn abgefärbt:

Frau Lien ist 59, aber das sieht man ihr nicht an (...)

Im Nebenfach hat er dafür Religionswissenschaft studiert:

Der Streit vor zwei Jahren spaltete die Familie. "Das Unternehmen gehört mir nicht mehr", sagt der alte Lien über die Spaltung. "Die Kinder machen, was sie wollen. Das ist nicht mehr meine Sache." Das ist wohl die buddhistische Kunst des Loslassens.

Und er ist ein Meister der subtilen Beschreibung.

Lien Quang Trung, 50, Sohn Nummer zwei, ist gross, stattlich und hat einen weichen Adlerblick. Seine Stimme ist fast so sanft wie die eines Kindes. Aber er strahlt Zielstrebigkeit und Autorität aus.

Gequirlte Scheisse. Sorry!

Die Saga der Familie Lien wirft die Frage auf: Was eigentlich ist Integration? Die Liens kamen als Flüchtlinge in die Schweiz und schrieben eine Erfolgsgeschichte à l'Americaine. Sie haben keine Deutschkurse bestanden und wurden eingebürgert. Für die Schweiz sind die Liens trotzdem eine Bereicherung. Die Kinder gehen zur Schule, wachsen mit Schweizerdeutsch auf und werden irgendwann die Geschäfte übernehmen.

"trotzdem eine Bereicherung"? Ist es noch bloss Arroganz oder schon blanker Rassismus?

Die asiatische Kultur ist in Basel diskret. Wer aber die Augen öffnet, entdeckt, wie präsent sie ist. (...) In Gundeldingen und im St. Johann gibt es kleine Ballungen von Vietnamesen. Und es gibt die Thailänderinnen in den Rotlicht-Distrikten. Liebe geht bekanntlich durch den Magen, und mit der asiatischen Einwanderung und dem Asientourismus haben die Schweizer die asiatische Küche entdeckt.

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