bazkultur.magazin S. 2 ff, Sigfried Schibli über Händels Oratorium "Theodora" in der Strassburger Oper
Er hat Mozarts Opern im Verbrechermilieu amerikanischer Grossstädte angesiedelt, sich in Salzburg suggestiv mit der Massiaen-Oper auseinander gesetzt und Werke von Ligeti und Saariaho auf die Festspielbühne gebraucht.
Ein rechter Tausendsassa, dieser Peter Sellars. Aber dass er sich "suggestiv auseinander gesetzt" hat, das kann nur der Phantasie Schiblis entsprungen sein. Der ja sowieso ein Meister der Verknappung ist, wie er hier meisterhaft beweist:
Glänzend besetzt ist die Irene-Partie mit der Mezzosopranistin Yvonne Howard, die schon im ersten Akt in einer inbrünstigen Arie die Schattenseiten des Wohlstands beschwört. Theodora und Didymus sterben übrigens modern: auf dem elektrischen Stuhl.
patpatpat - 25. Okt, 14:07
S. 19, athmosphärischer Bericht über das Geschehen im Wahlzentrum aus der Feder von Philipp Loser
Die Bürgerlichen fehlen. Die kommen erst jetzt. Beschützt vor der Medienmeute nehmen sie den Hintereingang.
Ein Mitglied der Medienmeute nennt seine versammelten Artgenossen Medienmeute? Warum dieser Selbsthass?
Mehr Erfolg haben Schild, Conti, Eymann bei den Medienleuten. Kaum haben die Fotografen ausgeblitzt, stürzen sie sich auf die neuen und alten Regierungsräte. Wilde Tiere, rohes Fleisch. Ellenbogen raus.
Die Meute Medienleute in full effect!
Routiniert beantworten die Sieger die Fragen, ihr Lächeln ist kühl. Viereinhalb Stunden ist das Lächeln anders, herzlicher.
Nein, ich hab nichts vergessen, das steht so in der Zeitung: "Viereinhalb Stunden ist das Lächeln anders". Ich versteh nur Bahnhof.
Bei der definitiven Bekanntgabe der Grossratswahlen erlebt der Wahlsonntag seinen Höhepunkt.
Und Loser erlebt seinen Tiefpunkt, wenn er schreibt, die "Wahlen" würden bekanntgegeben, wenn er eigentlich die "Wahlresultate" meint.
Ganze Sippen, die sich schreiend und küssend in den Armen liegen auf der einen, Abgewählte mit zuckenden Schultern auf der anderen Seite.
Auf allen Seiten konstatiert der scharfe Beobachter Loser jedenfalls körperliche Symptome. Die sind aber nur psychosomatisch, denn, meint er abschliessend:
Auch das ist Politik. Politik mit Gefühl. Mit echtem Gefühl.
patpatpat - 25. Okt, 13:58
S. 17 der gewählte Ralph Lewin über den Aufwind der Linken in den Wahlen
Die Linken haben nun Grosswetterlage.
Ich erfinde wirklich nichts, das steht so in der Zeitung. La réalité surpasse la fiction! Oder hätte hier jemand je gewagt zu behaupten, eines Tages werde ein gewählter Volksvertreter im Überschwang seiner Siegesgefühle sich hinreissen lassen zur unsinnigen Aussage (weil's so schön ist gleich nochmals):
Die Linken haben nun Grosswetterlage.
Und was tun die Linken, wenn sie "Grosswetterlage haben"? Schmerzt das sehr? Gibt's da Medikamente dagegen? Vielleicht Psychopharmaka?
patpatpat - 25. Okt, 13:07
S. 17, Hans Martin Tschudi darüber, dass er in den 2. Wahlgang muss:
Ich habe gewusst, dass ich in den zweiten Wahlgang muss. Persönlich mag es mich allerdings schon, dass es mir im ersten Wahlgang nicht gereicht hat, vor allem weil meine Kollegen alle drin sind.
Das ist wirklich gemein, dass die Gspöhnli alle schon drin sind, nur der kleine Hamatschu muss noch draussen bleiben.
patpatpat - 25. Okt, 13:01
baz S. 15, Einstieg in den Bericht über die Wahlen in Basel von Valentin Kressler, erster Absatz nach dem Lead
Der prominente SP-Grossrat Roland Stark war gestern Nachmittag nicht im Wahlforum im Messe-Kongresszentrum, als Staatsschreiber Robert Heuss die Schlussresultate der Basler Regierungsratswahlen verkündete. Der Fussballfan gab dem Bundesliga-Derby Freiburg gegen Stuttgart den Vorzug.
First things first!
patpatpat - 25. Okt, 12:57