Montag, 25. Oktober 2004

Märtyrertod auf der elektrischen Schreibmaschine

bazkultur.magazin S. 2 ff, Sigfried Schibli über Händels Oratorium "Theodora" in der Strassburger Oper

Er hat Mozarts Opern im Verbrechermilieu amerikanischer Grossstädte angesiedelt, sich in Salzburg suggestiv mit der Massiaen-Oper auseinander gesetzt und Werke von Ligeti und Saariaho auf die Festspielbühne gebraucht.

Ein rechter Tausendsassa, dieser Peter Sellars. Aber dass er sich "suggestiv auseinander gesetzt" hat, das kann nur der Phantasie Schiblis entsprungen sein. Der ja sowieso ein Meister der Verknappung ist, wie er hier meisterhaft beweist:

Glänzend besetzt ist die Irene-Partie mit der Mezzosopranistin Yvonne Howard, die schon im ersten Akt in einer inbrünstigen Arie die Schattenseiten des Wohlstands beschwört. Theodora und Didymus sterben übrigens modern: auf dem elektrischen Stuhl.

Voll krass

S. 19, athmosphärischer Bericht über das Geschehen im Wahlzentrum aus der Feder von Philipp Loser

Die Bürgerlichen fehlen. Die kommen erst jetzt. Beschützt vor der Medienmeute nehmen sie den Hintereingang.

Ein Mitglied der Medienmeute nennt seine versammelten Artgenossen Medienmeute? Warum dieser Selbsthass?

Mehr Erfolg haben Schild, Conti, Eymann bei den Medienleuten. Kaum haben die Fotografen ausgeblitzt, stürzen sie sich auf die neuen und alten Regierungsräte. Wilde Tiere, rohes Fleisch. Ellenbogen raus.

Die Meute Medienleute in full effect!

Routiniert beantworten die Sieger die Fragen, ihr Lächeln ist kühl. Viereinhalb Stunden ist das Lächeln anders, herzlicher.

Nein, ich hab nichts vergessen, das steht so in der Zeitung: "Viereinhalb Stunden ist das Lächeln anders". Ich versteh nur Bahnhof.

Bei der definitiven Bekanntgabe der Grossratswahlen erlebt der Wahlsonntag seinen Höhepunkt.

Und Loser erlebt seinen Tiefpunkt, wenn er schreibt, die "Wahlen" würden bekanntgegeben, wenn er eigentlich die "Wahlresultate" meint.

Ganze Sippen, die sich schreiend und küssend in den Armen liegen auf der einen, Abgewählte mit zuckenden Schultern auf der anderen Seite.

Auf allen Seiten konstatiert der scharfe Beobachter Loser jedenfalls körperliche Symptome. Die sind aber nur psychosomatisch, denn, meint er abschliessend:

Auch das ist Politik. Politik mit Gefühl. Mit echtem Gefühl.

Das wechselhafte Wetter

S. 17 der gewählte Ralph Lewin über den Aufwind der Linken in den Wahlen

Die Linken haben nun Grosswetterlage.

Ich erfinde wirklich nichts, das steht so in der Zeitung. La réalité surpasse la fiction! Oder hätte hier jemand je gewagt zu behaupten, eines Tages werde ein gewählter Volksvertreter im Überschwang seiner Siegesgefühle sich hinreissen lassen zur unsinnigen Aussage (weil's so schön ist gleich nochmals):

Die Linken haben nun Grosswetterlage.

Und was tun die Linken, wenn sie "Grosswetterlage haben"? Schmerzt das sehr? Gibt's da Medikamente dagegen? Vielleicht Psychopharmaka?

Das ist aber gemein!

S. 17, Hans Martin Tschudi darüber, dass er in den 2. Wahlgang muss:

Ich habe gewusst, dass ich in den zweiten Wahlgang muss. Persönlich mag es mich allerdings schon, dass es mir im ersten Wahlgang nicht gereicht hat, vor allem weil meine Kollegen alle drin sind.

Das ist wirklich gemein, dass die Gspöhnli alle schon drin sind, nur der kleine Hamatschu muss noch draussen bleiben.

Das Wichtigste zuerst

baz S. 15, Einstieg in den Bericht über die Wahlen in Basel von Valentin Kressler, erster Absatz nach dem Lead

Der prominente SP-Grossrat Roland Stark war gestern Nachmittag nicht im Wahlforum im Messe-Kongresszentrum, als Staatsschreiber Robert Heuss die Schlussresultate der Basler Regierungsratswahlen verkündete. Der Fussballfan gab dem Bundesliga-Derby Freiburg gegen Stuttgart den Vorzug.

First things first!

Gesammelte Bazismen

Die baz (Basler Zeitung) ist die beste Zeitung der Welt und ich bin ihr Prophet! It's a dirty job, but somebody's got to do it! language is a baz-illus! Hier können übrigens alle mitschreiben. Alle mit einem twoday-account. Und der ist gratis! Feedback via "bazismus @ mac.com".

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