Samstag, 23. Oktober 2004

ich stärke mich

baz S. 17, Wissenschaftsredaktor Martin Hicklin ist offenbar euphorisiert von der Biotech-Propagandaveranstaltung zurückgekehrt und muss uns das unbedingt wissen lassen mit seinem Kommentar, der so beginnt

Rundum Rosa: In Basel wird derzeit kräftig geherbstet. Zweistellige Umsatzsprünge bei Novartis, Roche und Syngenta. Rekordergebnisse in Sicht. Beeindruckende Leistungsschau an der BioValley Week. 300 Biotech-Unternehmen sind im Life-Sciences-Tal am Oberrhein tätig, 280 akademische private und öffentliche Institutionen im Netzwerk, 46000 Menschen finden in diesem Sektor Arbeit.

In Basel wird geherbstet? Interessant. Aber: Was ist das?

Kommt dazu, dass in der Nordwestschweiz die Muskeln der Firmen auf dem Gebiet der Medizintechnik schwellen, ohne dass sich dies erkennbar im allgemeinen Bewusstsein verankert hätte.

Hätten sie das sollen? Warum genau soll ich schwellende Muskeln sich in meinem Bewusstsein verankern lassen?

Die Life-Sciences-Industrie ist derzeit ein Wachstumsmotor in unserer Region.

Aus dem Schwungrad ist plötzlich ein Motor geworden. Das Schwungrad, diese wichtige Rolle, hat sie einfach gewechselt...

Wer nach längerer Zeit nach Basel zurückkehrt, wird sich die Augen reiben. Noch vor drei Jahren klagten die Wirtschaftsförderer über mangelnden Platz für neue Firmen, fehlende Laborflächen. Der Mangel ist behoben. Das Jammern ist einer sich stärkenden Zuversicht gewichen und wer die Vorzüge des LifeSciences-Standorts lobt, wird nicht mehr nur belächelt.

Nein, er wird geradezu ausgelacht, weil er von einer "sich stärkenden" Zuversicht schwurbelt, wenn er "wachsenden" meint. Hicklin hat noch mehr Probleme:

Zum Problem könnte weiter werden, dass die Industrie für ihre innovativen Produkte nicht mehr jeden Preis verlangen kann.

Einmal mehr will sich bei mir kein Mitleid einstellen. Weder mit der Industrie, noch mit Hicklin. Er ist wohl schon in der Phase, in der der Staat seine Medikamentenkosten übernehmen muss:

Im Pharmaparadies USA, wo eine Babyboomer-Generation nicht nur dem Rentenalter, sondern auch jener Lebensphase entgegen schreitet, wo der Staat Medikamentenkosten übernehmen muss, könnte der Druck auf die Preise deutlich wachsen.

Wenn DAS Schule macht...!

baz S. 3, Chefredaktor Ivo Bachmann ist begeistert über seine Zeitung und berichtet unter anderem von Änderungen an gewissen Layoutelementen, die das geschätzte Publikum ab heute feststellen kann.

Um die Orientierung zu erleichtern, haben wir mit der heutigen baz einige Änderungen umgesetzt.

Und dann zählt er auf, was alles anders ist. Das hilft aber alles nicht. Änderungen setzt man nicht um. Änderungen werden gemacht. Wenn es etwas umzusetzen gibt, dann Änderungen an einem Konzept oder Layout. Umsetzen heisst doch wohl so viel wie eine Vorgabe ausführen. Eine Änderung ist aber keine Vorgabe, sondern allenfalls die Folge einer Vorgabe. Bachmann bringt also Ursache und Wirkung etwas durcheinander. In welchem Universum erleichtert das die Orientierung? Seine Spalte trägt den Titel

Die Basler Zeitung macht Schule

und Bachmann berichtet darin auch davon, dass er Post erhalten habe.

Hübsche Zeilen haben uns dieser Tage aus Riehen erreicht.

Darin las Bachmann von Jugendlichen, sie hätten in der Schule gelernt, in welchem Bund sie was fänden. Darum kann er die Spalte auch so beschliessen

Falls weitere Schulklassen den Wetterbericht, den Sportteil... und vielleicht sogar die politischen Seiten der baz entdecken möchten: Bitte melden! Es lohnt sich.

Es lohnt sich, sich zu melden? Warum? Was verspricht der Onkel von der Zeitung einer Schulklasse, die sich meldet? Oder unterstelle ich dem Chefredaktor wieder bösartigerweise etwas, das er gar nicht gemeint hat? Wollte er eigentlich schreiben, dass es sich lohne, seine Zeitung zu entdecken? Ja aber, warum hat er das dann nicht geschrieben?

die baz im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit

bazkultur.magazin S. 5, Beschreibung von Eduard Hoppers Klassiker "Nighthawks" aus Anlass eines Berichts von einer Kölner Sonderausstellung mit Werken des Malers

Im Original ist es brillianter als auf den millionenfach verbreiteten Abbildungen, die weit geschwungene Glasscheibe ist geradezu transparent, das Licht, das aus der Bar in die Nacht hinaus scheint, funkelt auf dem Asphalt der Grossstadt in vielerlei farbigen Facetten, die Nacht strahlt in einer Art melancholischer Heiterkeit.

Am besten gefällt mir die "geradezu transparente Glasscheibe". Das auf dem Asphalt in Facetten funkelnde Licht aus der Bar ist aber auch nicht schlecht. Dass aber das Original brillianter ist als die Abbildungen, das wird vor allem Walter Benjamin freuen.

mehr als tausend Worte

baz S. 32, meine liebste Bildlegende der Welt, wenigstens für heute

Schwindel erregendes Symbol - Das Riesenrad auf dem Münsterplatz ist von weit her sichtbar.

Gesammelte Bazismen

Die baz (Basler Zeitung) ist die beste Zeitung der Welt und ich bin ihr Prophet! It's a dirty job, but somebody's got to do it! language is a baz-illus! Hier können übrigens alle mitschreiben. Alle mit einem twoday-account. Und der ist gratis! Feedback via "bazismus @ mac.com".

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