Mittwoch, 27. Oktober 2004

erfundene Bazismen

Dinge, die die baz nie drucken würde. Titel der Würdigung von demnächst alt-Regierungsrat Hans Martin Tschudi (Kosenamen: Hamatschu) im morgigen Blatt, jetzt, da er verkündet hat, er werde nicht mehr antreten im 2. Wahlgang (copyright: infamy):

Hamatschüss!

Kommentar zur Wahl der beiden links/grünen Guy Morin und Eva Herzog:

Die Architekten der Regierung: Herzog & Demorin

Ob Riecher, ob Nase: runter kommen sie immer

S. 13 Titel zum zwar faktenreichen, aber kryptischen Artikel von Chefrechercheur Christian Mensch über den Behring-Intimus Peter Weibel (der nie ein Intimus gewesen sein will)

Mit dem Riecher zum Durchstarten

sparen, sparen, sparen

S. 23, Kommentar von Thomas Müller über das Gezerre ums Geld für die Uni Basel zwischen Basel-Stadt und Baselland

Die Uni muss ihr finanzielles Treten an Ort für weitere zwei Jahre fortsetzen; einen zaghaften Beginn der unter grossem Leidensdruck entstandenen Reformvorhaben muss sie sich vom eigenen Leib absparen.

Den Beginn vom Leib absparen? "Vom Mund absparen" als umgangssprachliches Bild für "sich sehr einschränken müssen", das gibt's, ja. Aber vom Leib absparen? Nennen wir's bazistisch-kreativen Umgang mit der Sprache.

Dienstag, 26. Oktober 2004

anything goes

S. 26 Christian Fink über den Umsatzzuwachs in der Hotellerie dank einem schon lange toten Aegypter namens Tut:

Während die durchschnittliche Besetzung der Hotelbetten in der Schweiz zu keinen Freudensprüngen Anlass gibt, dürfen die hiesigen Hotelbesitzer wirklich nicht jammern. Und allerdings - die Basler Hoteliers freuen sich gehörig.

Wer Hotelbetten "besetzt" statt "belegt", dem ist auch wurst wenn er "allerdings" schreibt, wo "tatsächlich" stehen sollte.

Äpfel und Birnen

S. 23 Timm Eugster über nicht-Aborigenees, die ins baselstädtische Parlament gewählt wurden.

Als am Sonntagabend im Wahlzentrum in der Messe Basel Namen wie Atici, Arslan, oder Kanber verlesen wurden, gab es kein Halten mehr unter den vielen anwesenden türkischen, kurdischen und alevitischen Baslerinnen und Baslern.

Das ist etwa so falsch, wie wenn einer schreiben würde: Es trafen sich der französische, britische und der protestantische Aussenminister.

Schau mir in die Augen, Kleiner!

S. 2, möchte-gern einfühlsames, aber doch nur voyeuristisches Portrait des baselstädtischen SP-Präsidenten Beat Jans aus der Feder von Claudia Kocher, die sich den Sieger der Wahlen sinnenfreudiger, ja geradezu als Alkoholiker, wünscht:

Gefeiert hat er ausgiebig am Sonntagabend im Union. Sagt Beat Jans zumindest, und man muss es ihm glauben. Obwohl sich da keine Augenringe auf seinem glattrasierten Gesicht abzeichnen, sich kein Zittern in der Hand bemerkbar macht, seine Stimme keineswegs schwankt.

Dabei hätte sich Kocher so gewünscht, Charles Bukowski wär SP-Präsident und sie hättte ihn "am Morgen danach" getroffen. Aber auch bei dem hätte das Zittern sich nicht "in der Hand" bemerkbar gemacht. Eine bessere Figur hingegen hätte Bukowski tatsächlich gemacht. Jans über sich:

"Ich habe das Gefühl, das ich nicht so gerne über mich rede." Er sagt das mit einem Unbehagen. Schaut zur Seite.

Das typische Leiden des bewegten Mannes. "Hat das Gefühl", er rede "nicht so gerne" über sich, macht aber, was er macht, nämlich Machtpolitik (sonst macht einer nicht den Parteipräsidenten!), genau des Redens wegen:

Politik liebt er der Rhetorik wegen. "Deswegen mache ich es."

Jans erzählt Kocher Schnipsel aus seiner Biographie. Rückt, nach langem Bohren, damit raus, dass er in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen ist, er sich heute aber nicht mehr als religiös bezeichnen würde. Kocher bohrt weiter und verwirrt ihn mit ihrer Fragerei derart, dass er nur noch Unsinn reden kann.

Ich glaube, die christliche Botschaft wird von den sozialen Strömungen besser aufgenommen.

Obwohl sie ihn an diesem Nonsenssatz aufhängen könnte ("soziale Strömungen" ist ein neutraler Ausdruck für eine Gruppe Menschen mit einem gemeinsamen Merkmal / Anliegen wie zum Beispiel den Kannibalismus / den Sufismus / den Fremdenhass oder sonst irgendwas), stört die Reporterin ganz was anderes an dem Mann.

Später fällt ihm dann noch ein, dass er Schlagzeug spielt. Aber diese Aufzählung von Fakten, all das ist für Jans anstrengend. Er will es gar nicht erzählen. Tut es halbherzig, weil er höflich ist. Weshalb sollte man ihn weiter quälen?

Ja, warum eigentlich, soll sich jemand von Kochers penetranter Fragerei nach persönlichen Details belästigen lassen? Aber die Frau merkt nicht, dass sie vielleicht das Problem ist, gar nicht Jans. Sie stört nur, dass der Kleine ihr nicht mal in die Augen schaut.

Er könnte der berühmte Fels in der Brandung sein. Doch da ist dieses immer wieder zur Seite schauen. Man wünscht, er würde einen Kontakt herstellen. Einem in die Augen sehen. Er tut es nicht.

Und da bricht Kocher schwer enttäuscht ihren Bericht vom Date mit Jans ab. Und hinterlässt uns mit dem Eindruck, dass sie alles in allem viel mehr über sich erzählt hat als über den SP-Präsidenten. Der Vollständigkeit halber sei hier noch der Untertitel des Artikels vermerkt, ebenfalls eine Meisterleistung an Unsinnstiftung:

Parteipräsident Beat Jans begibt sich mit der SP auf Höhenflüge - und hebt doch nicht ab

Montag, 25. Oktober 2004

Märtyrertod auf der elektrischen Schreibmaschine

bazkultur.magazin S. 2 ff, Sigfried Schibli über Händels Oratorium "Theodora" in der Strassburger Oper

Er hat Mozarts Opern im Verbrechermilieu amerikanischer Grossstädte angesiedelt, sich in Salzburg suggestiv mit der Massiaen-Oper auseinander gesetzt und Werke von Ligeti und Saariaho auf die Festspielbühne gebraucht.

Ein rechter Tausendsassa, dieser Peter Sellars. Aber dass er sich "suggestiv auseinander gesetzt" hat, das kann nur der Phantasie Schiblis entsprungen sein. Der ja sowieso ein Meister der Verknappung ist, wie er hier meisterhaft beweist:

Glänzend besetzt ist die Irene-Partie mit der Mezzosopranistin Yvonne Howard, die schon im ersten Akt in einer inbrünstigen Arie die Schattenseiten des Wohlstands beschwört. Theodora und Didymus sterben übrigens modern: auf dem elektrischen Stuhl.

Voll krass

S. 19, athmosphärischer Bericht über das Geschehen im Wahlzentrum aus der Feder von Philipp Loser

Die Bürgerlichen fehlen. Die kommen erst jetzt. Beschützt vor der Medienmeute nehmen sie den Hintereingang.

Ein Mitglied der Medienmeute nennt seine versammelten Artgenossen Medienmeute? Warum dieser Selbsthass?

Mehr Erfolg haben Schild, Conti, Eymann bei den Medienleuten. Kaum haben die Fotografen ausgeblitzt, stürzen sie sich auf die neuen und alten Regierungsräte. Wilde Tiere, rohes Fleisch. Ellenbogen raus.

Die Meute Medienleute in full effect!

Routiniert beantworten die Sieger die Fragen, ihr Lächeln ist kühl. Viereinhalb Stunden ist das Lächeln anders, herzlicher.

Nein, ich hab nichts vergessen, das steht so in der Zeitung: "Viereinhalb Stunden ist das Lächeln anders". Ich versteh nur Bahnhof.

Bei der definitiven Bekanntgabe der Grossratswahlen erlebt der Wahlsonntag seinen Höhepunkt.

Und Loser erlebt seinen Tiefpunkt, wenn er schreibt, die "Wahlen" würden bekanntgegeben, wenn er eigentlich die "Wahlresultate" meint.

Ganze Sippen, die sich schreiend und küssend in den Armen liegen auf der einen, Abgewählte mit zuckenden Schultern auf der anderen Seite.

Auf allen Seiten konstatiert der scharfe Beobachter Loser jedenfalls körperliche Symptome. Die sind aber nur psychosomatisch, denn, meint er abschliessend:

Auch das ist Politik. Politik mit Gefühl. Mit echtem Gefühl.

Das wechselhafte Wetter

S. 17 der gewählte Ralph Lewin über den Aufwind der Linken in den Wahlen

Die Linken haben nun Grosswetterlage.

Ich erfinde wirklich nichts, das steht so in der Zeitung. La réalité surpasse la fiction! Oder hätte hier jemand je gewagt zu behaupten, eines Tages werde ein gewählter Volksvertreter im Überschwang seiner Siegesgefühle sich hinreissen lassen zur unsinnigen Aussage (weil's so schön ist gleich nochmals):

Die Linken haben nun Grosswetterlage.

Und was tun die Linken, wenn sie "Grosswetterlage haben"? Schmerzt das sehr? Gibt's da Medikamente dagegen? Vielleicht Psychopharmaka?

Das ist aber gemein!

S. 17, Hans Martin Tschudi darüber, dass er in den 2. Wahlgang muss:

Ich habe gewusst, dass ich in den zweiten Wahlgang muss. Persönlich mag es mich allerdings schon, dass es mir im ersten Wahlgang nicht gereicht hat, vor allem weil meine Kollegen alle drin sind.

Das ist wirklich gemein, dass die Gspöhnli alle schon drin sind, nur der kleine Hamatschu muss noch draussen bleiben.

Das Wichtigste zuerst

baz S. 15, Einstieg in den Bericht über die Wahlen in Basel von Valentin Kressler, erster Absatz nach dem Lead

Der prominente SP-Grossrat Roland Stark war gestern Nachmittag nicht im Wahlforum im Messe-Kongresszentrum, als Staatsschreiber Robert Heuss die Schlussresultate der Basler Regierungsratswahlen verkündete. Der Fussballfan gab dem Bundesliga-Derby Freiburg gegen Stuttgart den Vorzug.

First things first!

Samstag, 23. Oktober 2004

ich stärke mich

baz S. 17, Wissenschaftsredaktor Martin Hicklin ist offenbar euphorisiert von der Biotech-Propagandaveranstaltung zurückgekehrt und muss uns das unbedingt wissen lassen mit seinem Kommentar, der so beginnt

Rundum Rosa: In Basel wird derzeit kräftig geherbstet. Zweistellige Umsatzsprünge bei Novartis, Roche und Syngenta. Rekordergebnisse in Sicht. Beeindruckende Leistungsschau an der BioValley Week. 300 Biotech-Unternehmen sind im Life-Sciences-Tal am Oberrhein tätig, 280 akademische private und öffentliche Institutionen im Netzwerk, 46000 Menschen finden in diesem Sektor Arbeit.

In Basel wird geherbstet? Interessant. Aber: Was ist das?

Kommt dazu, dass in der Nordwestschweiz die Muskeln der Firmen auf dem Gebiet der Medizintechnik schwellen, ohne dass sich dies erkennbar im allgemeinen Bewusstsein verankert hätte.

Hätten sie das sollen? Warum genau soll ich schwellende Muskeln sich in meinem Bewusstsein verankern lassen?

Die Life-Sciences-Industrie ist derzeit ein Wachstumsmotor in unserer Region.

Aus dem Schwungrad ist plötzlich ein Motor geworden. Das Schwungrad, diese wichtige Rolle, hat sie einfach gewechselt...

Wer nach längerer Zeit nach Basel zurückkehrt, wird sich die Augen reiben. Noch vor drei Jahren klagten die Wirtschaftsförderer über mangelnden Platz für neue Firmen, fehlende Laborflächen. Der Mangel ist behoben. Das Jammern ist einer sich stärkenden Zuversicht gewichen und wer die Vorzüge des LifeSciences-Standorts lobt, wird nicht mehr nur belächelt.

Nein, er wird geradezu ausgelacht, weil er von einer "sich stärkenden" Zuversicht schwurbelt, wenn er "wachsenden" meint. Hicklin hat noch mehr Probleme:

Zum Problem könnte weiter werden, dass die Industrie für ihre innovativen Produkte nicht mehr jeden Preis verlangen kann.

Einmal mehr will sich bei mir kein Mitleid einstellen. Weder mit der Industrie, noch mit Hicklin. Er ist wohl schon in der Phase, in der der Staat seine Medikamentenkosten übernehmen muss:

Im Pharmaparadies USA, wo eine Babyboomer-Generation nicht nur dem Rentenalter, sondern auch jener Lebensphase entgegen schreitet, wo der Staat Medikamentenkosten übernehmen muss, könnte der Druck auf die Preise deutlich wachsen.

Wenn DAS Schule macht...!

baz S. 3, Chefredaktor Ivo Bachmann ist begeistert über seine Zeitung und berichtet unter anderem von Änderungen an gewissen Layoutelementen, die das geschätzte Publikum ab heute feststellen kann.

Um die Orientierung zu erleichtern, haben wir mit der heutigen baz einige Änderungen umgesetzt.

Und dann zählt er auf, was alles anders ist. Das hilft aber alles nicht. Änderungen setzt man nicht um. Änderungen werden gemacht. Wenn es etwas umzusetzen gibt, dann Änderungen an einem Konzept oder Layout. Umsetzen heisst doch wohl so viel wie eine Vorgabe ausführen. Eine Änderung ist aber keine Vorgabe, sondern allenfalls die Folge einer Vorgabe. Bachmann bringt also Ursache und Wirkung etwas durcheinander. In welchem Universum erleichtert das die Orientierung? Seine Spalte trägt den Titel

Die Basler Zeitung macht Schule

und Bachmann berichtet darin auch davon, dass er Post erhalten habe.

Hübsche Zeilen haben uns dieser Tage aus Riehen erreicht.

Darin las Bachmann von Jugendlichen, sie hätten in der Schule gelernt, in welchem Bund sie was fänden. Darum kann er die Spalte auch so beschliessen

Falls weitere Schulklassen den Wetterbericht, den Sportteil... und vielleicht sogar die politischen Seiten der baz entdecken möchten: Bitte melden! Es lohnt sich.

Es lohnt sich, sich zu melden? Warum? Was verspricht der Onkel von der Zeitung einer Schulklasse, die sich meldet? Oder unterstelle ich dem Chefredaktor wieder bösartigerweise etwas, das er gar nicht gemeint hat? Wollte er eigentlich schreiben, dass es sich lohne, seine Zeitung zu entdecken? Ja aber, warum hat er das dann nicht geschrieben?

die baz im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit

bazkultur.magazin S. 5, Beschreibung von Eduard Hoppers Klassiker "Nighthawks" aus Anlass eines Berichts von einer Kölner Sonderausstellung mit Werken des Malers

Im Original ist es brillianter als auf den millionenfach verbreiteten Abbildungen, die weit geschwungene Glasscheibe ist geradezu transparent, das Licht, das aus der Bar in die Nacht hinaus scheint, funkelt auf dem Asphalt der Grossstadt in vielerlei farbigen Facetten, die Nacht strahlt in einer Art melancholischer Heiterkeit.

Am besten gefällt mir die "geradezu transparente Glasscheibe". Das auf dem Asphalt in Facetten funkelnde Licht aus der Bar ist aber auch nicht schlecht. Dass aber das Original brillianter ist als die Abbildungen, das wird vor allem Walter Benjamin freuen.

mehr als tausend Worte

baz S. 32, meine liebste Bildlegende der Welt, wenigstens für heute

Schwindel erregendes Symbol - Das Riesenrad auf dem Münsterplatz ist von weit her sichtbar.

Freitag, 22. Oktober 2004

Gar nicht lustig!

Heute war die baz-Lektüre gar nicht lustig. Schade. Ich habe kaum wirklich amüsante Ausrutscher gefunden. Vielleicht hab ich nicht genügend lange gesucht? Aber man hat ja noch andere Verpflichtungen. Ich hoffe, das ist kein schlechtes Omen. Sonst verlier ich bald die Lust an diesem Blog! Also, Jungs und Mädels am Aeschenplatz, zeigt euch wieder mehr von eurer lustigen Seite! Am besten seid ihr, wenn ihr euch in Kommentaren oder Rezensionen ganz dem freien Assoziieren hingebt. Mehr davon! Weniger nüchterne Berichterstattung, das interessiert eh keinen.

linker Snobismus

baz, S. 27, kurze Umfrage im Grossen Rat über das "Problem" Claraplatz und die Tatsache, dass das eine oder andere Geschäft den Ort verlässt, Einführungtext

Was ist bloss los am Kleinbasler Claraplatz? Geschäfte machen reihenweise zu oder ziehen weg. Jüngstes Beispiel ist die EPA, die im Januar schliessen wird. Aber auch die Zukunft von Interio und Zihlmann ist unsicher. Citydisc ist schon weg und der Body-Shop wird im Januar 2005 seine Filiale schliessen. Geschäftsinhaber monieren hohe Mietzinse und abnehmende Kaufkraft der Kunden. Was läuft schief am Claraplatz? (...)

Ich hör ihn förmlich, den prototypischen Geschäftsinhaber, der mit dem Finger auf einen Kunden zeigt und sagt: "Du bist schuld, Du hast einfach zu wenig Geld, das Du mir nachwerfen kannst!" Sehr scharf auch die Analyse von SP-Basel-Stadt Präsident Beat Jans:

So wie es sich heut präsentiert, kann es nicht sein: Von der Messe her flaniert internationales Publikum durch die Clarastrasse und sieht dann diese Läden. Das ist ein Desaster.

Das darf man doch wohl ohne zu übertreiben als linken Snobismus bezeichnen. Andererseits: Solche Aussagen hätten sich auch von ganz weit rechts abrufen lassen. Was beweist das?

Ein Apfelbäumchen pflanzen

bazkultur.magazin S. 11, Hans-joachim Müller über Herzog'n Dömörongs Beitrag zur "ArchiSkulptur"-Schau in der Fondation Beyeler

Schon im Schaulager diente Hightech der Formfindung. Die markante Wellenlinie, in der sich der Fensterschlitz durch die Fassade fräst, ist nicht aus zeichnerischer Laune entstanden, sondern weil es ein starkes Computerprogramm so gewollt hat.

Das erklärt alles!

Es gab für Basel klare Vorgaben. Baumfreund Beyeler hatte Angst um seine wohlgeratenen Naturkinder.

"Baumfreund Beyeler": Mal wieder Allotria treiben mit Alliteration, was?

Man kann ja mal einen Generationenkonflikt erfinden!

bazkultur.magazin S. 4 ff, Marc Krebs und Christoph Heim über die Tragödie der 15- bis 25jährigen in Basel, denen angeblich niemand einen Ort bietet, wo sie ihr Taschengeld bei lauter Musik versaufen können

Einen Blick auf die Veranstaltungsangebote in kleineren Schweizer Städten wie Luzern oder Bern zeigt, dass gerade im Bereich der Livemusik und Partys für Jugendlich die Kulturstadt Basel einen minderbemittelten Eindruck hinterlässt.

Laut Statistischem Amt des Kantons Luzern umfasst die Agglomeration Luzern 180'000 Menschen, die Agglomeration Bern umfasst rund 500'000 Menschen, kratzen wir alle (Schweizer) Agglos rund um Basel zusammen, kommen wir hier vielleicht ebenfalls auf 500'000. Also müsste man Basel auch zu den kleineren Schweizer Städten zählen? Was aber plagt die 15- bis 25-jährigen?

"Lokale mit einer angenehmen Verbindung von Musik und Barbetrieb sind in Basel rar, die Auswahl ist klein" (Tamara, 18), "Gerade im Pop- und Rocksektor weht ein lauer Wind, auch mangelt es an internationalen Bands. (...) Das Angebot ist beschämend." (Jon, 22), "Will ich ausgehen, dann muss ich mich zwischen drei vier Lokalen entscheiden (was er für viel zu wenig hält) (...) Die Eigendynamik, die eine Stadt attraktiv macht, ist in Basel kaum vorhanden. Mit einem Jugendkulturfestival und zwei, drei teilsubventionierten Lokalen ist es nicht getan. Die Politiker müssen sich des Problems stärker annehmen!"(Beni, 26)

Warum will sich bei mir kein Mitleid einstellen?

Aber mittelgrosse Schweizer Pop-Musiker wie Kisha oder Adrian Weyermann ziehen zu wenig Leute an. Die funktionieren in gewissen Regionen der Schweiz, in der Stadt Basel aber nicht. (Steffi Klär, Konzertorganisation Kuppel)

Vielleicht haben die Jugendlichen am Rheinknie einfach einen besseren Geschmack? Christoph Heim bringt den herbeigeschriebenen Generationenkonflikt auf den Punkt:

Wo bleibt der gewaltfreie und nichtkommerzielle Raum für die 15- bis 25-jährigen? Wo kann deren musikalische Sozialisation stattfinden, wenn die in die Jahre gekommenen "Alternativen" von einst die Kaserne wieder ganz in Beschlag nehmen?

Als 30- bis 50-jähriger bekommt man ein extrem schlechtes Gewissen! Ich beraube die Jungen ihrer Sozialisationsmöglichkeit, zumindest der musikalischen! Die armen Dinger! Was bleibt denen anderes, als sich vor dem McDonalds zusammenschlagen zu lassen und auch noch dafür zu zahlen?

Der Spiegel im Spiegel

bazkultur.magazin S. 3, Daniel Wiener mit seiner Kolumne "unsere kleine stadt", aktueller Titel "Der Skandal hinter dem Hafenskandal", erklärt, wo der Haas im Pfeffer liegt resp. der Schorsch im Haafebeggi

Noch in den 70er Jahren hatte die Rheinschifffahrt im öfffentlichen Bewusstsein einen Stellenwert, wie ihn heute vielleicht der FCB oder das Theater geniessen. Inzwischen verlagerte sich die Aufmerksamkeit Richtung Flughafen. Schulklassen besuchen lieber das Verkehrshaus in Luzern und lassen das Schiffahrts-Museum am Dreiländereck links liegen. Wenn der "Schorsch vom Haafebeggi 2" an der Fasnacht auftritt, dann ist das für die meisten nur noch Folklore. Im Schatten dieses Desinteresses konnte sich der "Hafenskandal" entwickeln.

FCB und Flughafen statt Rheinhafen? Zu recht! Wer einmal in der Ausstellung im Hafen war, versteht gut, dass die bösen Schulklassen darum einen so weiten Bogen machen, dass der sie direkt ins Verkehrshaus führt. Und wie im Schatten einer Nichtbeachtung etwas passieren kann, muss man mir erst mal erklären. Das Bild meint ja in der Regel, dass während eine Vordergrundshandlung viel Aufmerksamkeit erhält, dadurch etwas anderes unbemerkt von statten gehen kann. Also z.B. irgendwie so: "Im Schatten des medialen Interesses für die Kolumne von Daniel Wiener blieb unbemerkt, dass er den Standort seiner Firma schon lange auf die Cayman Islands verlegt hatte." Dabei war das Desinteresse gar nicht so gross, wie Wiener eingestehen muss:

Zwar lenkte sie (die Hafenverwaltung) mit Plakaten, Festen, Broschüren unsere Aufmerksamkeit auf die Leistungen des Hafens als Transportdrehscheibe. Diese Kampagnen dienten aber zugleich dem Zweck, das städtebauliche, räumliche und nicht logistische wirtschaftliche Potenzial des Hafens aus der öffentlichen Wahrnehmung zu verbannen.

Also wenn mich je einer nach einem Musterexemplar einer absurden Verschwörungstheorie fragt, dann würd ich ihm diese Sätze nennen. Man mag ja von der Hafenverwaltung halten, was man will. Aber ihr vorzuwerfen, dass sie nicht gerufen hat "He schaut, man könnte unsere Infrastruktur auch abreissen und an deren Stelle nach Plänen von Herzog'n Dömörong ein neues Quartier hinbauen!" ist etwas hart. Oder sucht Daniel Wiener nach Arbeit? "Werkstadt Hafen"?

Gesammelte Bazismen

Die baz (Basler Zeitung) ist die beste Zeitung der Welt und ich bin ihr Prophet! It's a dirty job, but somebody's got to do it! language is a baz-illus! Hier können übrigens alle mitschreiben. Alle mit einem twoday-account. Und der ist gratis! Feedback via "bazismus @ mac.com".

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