baz Frontseite, Christian Mensch über die Affäre Behring
Dutzende von potenziell geprellten Anlegern haben sich gestern bei der Basler Polizei gemeldet.Ist es zulässig, "potenziell" zu schreiben, wenn "eventuell" oder "möglicherweise" gemeint ist? Die Experten streiten sich. Die eine Hälfte meint: Ist doch egal! Die andere insistiert: Nein! "Potenziell" verweist auf eine Fähigkeit / Möglichkeit, die in etwas steckt, aber - quasi - noch nicht zur vollen Blüte gelangt ist, aus was für Gründen auch immer. "Sie kann Klavier spielen: Eine potenzielle Kandidatin für die Stelle der Barpianistin!" Oder: "Er interessiert sich für Bücher: ein potenzieller Leser Deines Romans." Aber stimmt auch das: "Er hat bei
Behring investiert: er ist ein potenziell geprellter Anleger." Wie gesagt: Die Experten streiten sich.
patpatpat - 21. Okt, 14:22
bazkultur.magazin S. 2 ff Michèle (seid's gegrüsst!) Binswanger eher lobend über den Film "The Bourne
Supremacy":
Paul Greengrass hat mit "The Bourne Suprremacy" einen Film von atemberaubendem Tempo gedreht. Ganz schön nah an der Schwelle der Zumutbarkeit.Aber auf welcher Seite der Schwelle? Und von wo spricht Binswanger? Ist wurst? Nee, ist nicht wurst. Entweder ist er noch zumutbar und nahe an der Schwelle zur Unzumutbarkeit oder er ist unzumutbar und nahe an der Schwelle zur Zumutbarkeit. Wo aber ist er, wenn er "an der Schwelle der Zumutbarkeit" ist? Who's side is it on?
patpatpat - 21. Okt, 13:49
baz S. 31, Patrick Marcolli über eine Ausstellung im historischen Museum (das nicht ein - wie laut baz - "historisches" sondern ein "Historisches" ist, und dessen Website nicht hier - wie laut baz - www.historischesmuseum.ch, sondern hier www.historischesmuseumbasel.ch ist. Aber lasten wir das alles mal dem Korrekturprogramm von Word an, nicht Marcolli...)
"Blickfänger. Historische Fotografien in Basel aus zwei Jahrhunderten" ist ein Politikum. In retrospektiver, gegenwärtiger wie prospektiver Hinsicht.
Das mag ja sein. Aber was heisst es? Was ist eine Ausstellung, die z.B. in gegenwärtiger Hinsicht ein Politikum ist? Ich versteh's nicht.
Zum einen ist die Ausstellung die Folge eines parlamentarischen Vorstosses vom September 1998. Grossrat Felix Eymann wollte damals von der Basler Regierung wissen, wie sie sich zur Erhaltung verschiedener Basler Fotoarchive stellt. Eine definitive Antwort steht noch aus. Das ist der aktuelle politische Bezug.
Bin ich blind, dass ich noch immer nicht verstehe, warum die fehlende Antwort auf eine sechs Jahre alte Frage den aktuellen Bezug darstellt? Aber mir fehlt sowieso das richtige Bewusstsein. Vielleicht muss ich einfach in die Ausstellung, denn:
Diese und andere Bilder aus der weiten Welt lassen uns wieder einmal bewusst werden, dass die Geschichte der Fotografie immer eine Geschichte der Wanderungsbewegung ist. Und Basel sich - auch - hier als sehr offen, "durchlässig" zeigte und als Anziehungspunkt wirkte.
Basel - auch - ein Anziehungspunkt für die Wanderungsvögel der Geschichte? Das lassen mich (oder mir?) Fotos aus der weiten Welt bewusst werden? Ich bin nicht bösen Willens. Allein, mir fehlt der Glaube!
patpatpat - 21. Okt, 12:22
bazkultur.magazin, Tadeus Pfeifer über eine Ausstellung mit Werken von 16 ehemals "Jungen Wilden" in der Galerie Triebold in Riehen unter dem Titel "Freche, kleine Widerstandsriffe":
Dann, ziemlich plötzlich, der Einbruch: Quasi von der einen auf die andere Saison waren die Bilder wenig mehr wert, Sammlungsbudgets und grosse Investitionen brachen zusammen. Heute haben sich die Preise im mittleren Segment eingependelt.
Halten wir kurz fest: Budgets können schrumpfen oder gekürzt werden, Investitionen können ausbleiben. Aber dass beide gemeinsam zusammenbrechen, ist etwas viel verlangt. Notfalls ginge das zwar noch durch. Aber da fehlt eindeutig etwas (ausser Pfeifer meint das extrem umständlich und altmodisch): "waren die Bilder wenig mehr wert". Er meint natürlich, die Bilder "waren nur noch wenig wert" über's Jahr. Das rieche ich sehr wohl. Aber les es nicht. Es fehlt eine Vergleichsgrösse. Es fehlt nur ein Butterbrot: "waren die Bilder wenig mehr wert als ein Butterbrot". Und alles wär in Butter, ist es aber nicht wirklich.
Dem heutigen Auge scheinen die Bilder schlüssiger als dem damaligen. Da bilden die "Jungen Wilden", die heute älter und teilweise schon verstorben sind, veritable kleine Widerstandsriffe, denn das von manchen seinerzeit befürchtete Ende der Kunstgeschichte hat nicht stattgefunden. Im Gegenteil: Sie hat mit ihrem immer neu gestörten Verlauf genau den Blick geschärft, der sich seinerzeit gerne in der Vergangenheit verloren hätte. Wie immer hinkt die Rezeption hintendrein.
Nein, ich erfinde nichts, das steht heute so in der Zeitung! Nehmen wir ein Beispiel: Anselm Stalder. Ja, er ist heute älter als 1980. Das also stimmt: "die heute älter (...)". Aber: Ist er auch "teilweise schon verstorben"? Ist ihm auf einer Bergtour eine Zehe abgefroren? Ich weiss es nicht. Vielleicht ist Pfeifer da einfach besser informiert als ich. Oder, ein anderes Beispiel: Martin Disler. Ist er älter als 1980? Im Prinzip ja. Aber er ist nicht älter als 1996. Denn Martin Disler ist - und das nicht nur teilweise - in dem Jahr gestorben. Was also meint Pfeifer mit "die 'Jungen Wilden', die heute älter und teilweise schon verstorben sind"? Ich könnte ihn schon verstehen, will aber nicht.
Die oft sehr figürlichen Motive, die sich in der Folge des "falschen Malens" aufzulösen begannen, wurden zu einer Welt der Zeichen, die versuchsweise ihrer Bedeutung beraubt sind. Im Nachhinein wird dadurch erst recht die Bedeutungsfrage gestellt, und das Kunsterlebnis stellt sich via diesen Umweg ein.
Über den Umweg der im Nachhinein gestellten Bedeutungsfrage beraubt Pfeifer seinen Artikel, der sich in der Folge des "falschen Schreibens" aufzulösen beginnt, nicht nur versuchsweise der Bedeutung.
Die Radikalität der Infragestellung wird von der Galerie lustig mitgetragen: Ein grosses Hochformat von Dokoupil wurde aus Platzgründen kurzerhand quer gehängt - nicht zu seinem Schaden.
Eine gute Idee! Druckt Pfeifers Artikel in Zukunft quer! Das wär eine adäquate Art, ihn lustig in Frage zu stellen - nicht zu seinem Schaden! Teeren und Federn sind leider ausser Mode gekommen.
patpatpat - 21. Okt, 11:03
bazkzultur.magazin S. 5, Sigfried Schibli mit einem kritischen Kommentar über das der ukrainischen Kultur gewidmete, in Schiblis Augen schlecht organisierte und offenbar teils sehr schlecht besuchte Festival, das in Sigfrieds Schreibweise "Culturespaces" heisst, das die Organisatoren aber
"
Culturescapes" nennen... "'spaces' oder 'scapes', mir doch egal! 1. merkt es keiner, 2. bin ich als Sigfried (was quasi dasselbe ist wie
Siegfried) nahezu unverwundbar, 3. sind es ja eh nur Buchstaben und 4. schreiben die Kulturbanausen in Amerika ja auch "landscape" und "netscape", wo es "landspace" und "netspace" heissen müsste!" wird sich Schibli wohl gedacht haben.
Stell dir vor, es ist Festival, und keiner geht hin. Unvorstellbar? Leider nicht.Wie sieht die Faktenlage aus? Schibli hat ein Konzert besucht und war dort fast alleine. Darum will er als Einstieg in seinen Artikel, dass ich mir ein Festival vorstelle, das niemand besucht. OK, hab ich, das ist sehr gut vorstellbar, kein Problem. Er aber fragt nach: "Unvorstellbar?" Nein, sag ich, problemlos vorstellbar. Darauf er: "Leider nicht." Warum jetzt "leider"? Warum tut es ihm leid, dass ich mir ein Festival vorstellen kann, das niemand besucht? Nee, so geht das nicht. Aber, wurst, nennen wir es kreativen Umgang mit der Sprache. Der Kommentar geht, leider, noch weiter.
Festivalchef Juriaan Cooiman hat ein illustres Patronat aus Kultur und Wissenschaft zusammengetrommelt, das für sein Programm einsteht. Und es ist ihm gelungen, Sponsoren und staatliche Geldgeber von der Pro Helvetia bis zum Fachausschuss Musik als Geldgeber zu gewinnen. Partner-Institutionen sind das Literaturhaus, die Gare du Nord, das Od-Theater und andere.Klingt gut. Als nächstes stellt er fest, dass das Auftaktkonzert schlecht besucht gewesen sei, das unbekannte Orchester aus Rumänien uninspiriert gespielt habe und überhaupt zu wenig Werbung für das Festival gemacht worden sei. Und dann, man erinnere sich kurz an die illustre Liste der Sponsoren und Göttis des Festivals, nimmt Si(e)gfried (der Name ist Programm) den Zweihänder.
Man wird den Eindruck nicht los, hier hätten sich Verlierer mit Verlierern verbündet, um zu verlieren.Ist das Schiblis Vorstellung von wohlargumentierender Kritk an einer Veranstaltungsreihe? Stell dir vor, es ist Schibli und kein Gedanke geht hin! Gut vorstellbar, nicht?
patpatpat - 21. Okt, 10:25
bazkultur.magazin S. 3, Hans-Joachim Müller insgesamt lobend über eine Ausstellung im Museum für Gegenwartskunst, Titel des Artikels
Das untröstliche Nebeneinander der Perspektiven und Massstäbe
Untröstlich bin ich, dass ich dem geneigten Publikum nicht erklären kann, was Herr Müller genau meint mit einem "untröstlichen Nebeneinander". Im Lauftext schreibt er gegen den Schluss:
Bei Magritte ist der Bildrahmen noch immer für das Erkenntnisinstrument Perspektive eingerichtet. Bei Borremans gilt nur das untröstliche Nebeneinander der Perspektiven und Massstäbe. Es gibt so viele Sichten, dass es nicht mehr zu Einsicht kommt - eine sehr gegenwärtige Erfahrung.
"Untröstliche" geschrieben und "unzusammenhängende" gemeint oder "harte" oder "unvereinbare". So etwa. Es wäre übrigens auch ganz ohne lästiges Adjektiv gegangen:
Bei Borremans gilt nur das Nebeneinander der Perspektiven und Massstäbe.
Dann heisst's schon fast was.
patpatpat - 20. Okt, 19:27
bazkultur.magazin S. 3, vernichtende Kritik des Musicals über Louis Armstrong im Häbse Theater aus der Feder von Tom Gsteiger, letzter Satz
Die Fallhöhe zwischen dieser solid-biederen Abendunterhaltung und Armstrongs Grandezza und Genialität ist sehr gross.Intuitiv würd ich sagen, eine Fallhöhe (
die diesmal zum Glück niemand durchexerzieren will) ist zwischen einem Oben und einem Unten. Zwischen unten (solid-biedere Abendunterhaltung) und oben (Grandezza und Genialität) hat's bestenfalls Steighöhe. Jetzt wird's aber etwas düpflischisserisch, zugegeben.
patpatpat - 20. Okt, 15:58
baz S. 11, erneuter Hinweis auf eine Propagandaveranstaltung in Sachen Biotechnologie (
hatten wir schon, ja). Jetzt erklärt Wissenschaftsredaktor Martin Hicklin, was im dazugehörenden Inserat mit "Life Sciences - Das Schwungrad unserer Region" unlängst nur angedeutet war:
Life Sciences und ihre Industrie spielen in der Region eine unübersehbar wichtige Rolle. Sie sind das Schwungrad, das der Region auch dann ein überdurchschnittliches Wachstum erhält, wenn anderswo die Flügel lahmen.Jetzt versteh ich das Schwungrad. So ein Schwungrad ist tatsächlich eine wichtige Rolle! Moment, ich hör jemanden beanstanden, dass hier immer von "Propagandaveranstaltung" die Rede sei. Das stimme doch gar nicht. Es heisse ja sogar im Inserat, das Publikum könne Fragen stellen. Also: Wer sitzt auf dem Podium?
Auf dem Podium sitzen neben dem BioValley-Week-Organisator Prof. Fritz Bühler der Direktor der Handelskammer beider Basel, Andreas Burckhardt, Prof. Paul Herrling, Leiter von Corporate Research der Novartis Pharma, sowie der Vizerektor und "Forschungschef" der Basler Universität Gian-Reto PlattnerVoll die programmierte Kontroverse, zugegeben! Ich seh's. Ich nehm das mit der "Propaganda" zurück und behaupte es sei eine öffentliche ZK-Sitzung.
patpatpat - 20. Okt, 15:45
bazkultur.magazin, S. 7, Besprechung von "Höllen-Lärm", offenbar das Standardwerk in Sachen "Metal"
Metal in den Achtzigern und Neunzigern, als aus der Vergbindung mit Punk und Hardcore in eine Vielzahl wilder Substile und befremdender Verhaltensformen explodierte, erklärt er profund.
Lange meinte ich, es komme nur auf die Betonung an, dann mache der Satz schon Sinn. Und ich fände halt nicht den richtigen Ort für den Akzent. Dabei muss ich gar nicht den Fehler bei mir suchen: Es fehlt objektiv ein "er". Zwischen "als" und "aus" und schon geht die Sache auf! Vorausgesetzt Metal ist maskulin.
patpatpat - 20. Okt, 15:27
baz, S.3, Sprachkolumne von Sigfried Schibli über die "praktische Sprache Deutsch".
Vor allem die Möglichkeit zum Verbinden von Wörtern schafft eine Fülle von Möglichkeiten.Schibli zählt begeistert auf: "Grillwein" und "Passivsportler". Man nimmt es achselzuckend zur Kenntnis und denkt: "Warum nicht?" Staunen machen erst die ersten 8 der letzten 11 Zeilen der Spalte:
Den Vogel schiesst ein neuerdings häufiger zu lesendes Wort ab: "Mund-zu-Mund-Propaganda". Die Annahme, damit sei das Liebesgeflüster gemeint, wird enttäuscht, geht es doch allein um die Empfehlung einer Person an eine andere Person, sie solle das oder jenes tun."
Nit mööööögli!" würde da Clown Grock staunen. Vielleicht hat ja Herr Schibli in letzter Zeit seinen Kopf vor allem in mittelalterliche Folianten gesteckt, dass für ihn der Begriff "Mund-zu-Mund-Propaganda" ein "neuerdings häufiger zu lesendes Wort" ist? Ich ahne Schlimmes: Dann weiss er wohl auch nicht, dass sein Text in einer baz abgedruckt wurde, die seit einigen Wochen neugestylt daherkommt! Voll krass, Mann!
patpatpat - 20. Okt, 15:15
... und morgen geht das alles wieder von vorne los!
patpatpat - 19. Okt, 20:57
bazregio.magazin, S. 6, Starkolumnist -minu berichtet über seine Abenteuer auf der Suche nach einem Ersatzjoseph für seine Krippe. Schliesslich findet und kauft er einen mit zwei unterschiedlich farbigen Augen bei einem neapolitanischen Krippenmacher:
Er wickelte mir das Figürchen in Holzwolle. Später hörte ich ihn durch die Finger pfeifen. Ein kleiner Tamile wuselte an: "Pinsle nochmals so einen zweiaugenfarbigen Gräuel - bei den Tussis gehen die weg wie frische Eier!"
Bei wem gehn die weg wie was? Wie frische Eier? Eier? Eier??? -minu? -minu!!!
patpatpat - 19. Okt, 20:27
baz Frontseite. Das freut den Profibasler:
SBB stören den FCB nun nicht mehr - Der letzte Stolperstein für den Joggeli-Ausbau ist beseitigt.
Bisher kannte ich: "Steine aus dem Weg räumen" und "Hindernisse beseitigen". Und "etwas kann ein Stolperstein sein / zum Stolperstein werden für X auf dem Weg von A nach B". Aber ich hab noch nie "Stolpersteine beseitigt". Man hat nie ausgelernt, resp. staunt immer wieder über den kreativen Gebrauch, den die da am Aeschenplatz machen von dem, was sie für Sprache halten. Aber wie gesagt, das ist jetzt fast schon geschmäcklerisch, zugegeben.
patpatpat - 19. Okt, 17:18
... bin da jetzt etwas unsicher, ob das so geht, nur unschön ist oder schon kreuzdaneben: bazkultur.magazin S. 5, Portrait von Catherin Zeta-Jones aus der Feder von Christian Jungen:
Zeta-Jones ist keine Heulsuse, sondern eine Diva mit lateinisch anmutendem Temperament.
Das kommt mir irgendwie spanisch vor. Aber lassen wir das mal durchgehen, ausnahmsweise. Trotzdem: Wenn schon mit Stereotypen hantieren, dann wär "eine Diva mit südlichem Temperament" schöner gewesen. Oder allenfalls "mit Latina-Temperament". Beachte das "a"! [Hier folgte eine Kritik, die sich als falsch herausstellte und darum nicht mehr hier steht...]
patpatpat - 19. Okt, 15:13
bazregio.magazin, S. 20, Artikel über den Fussbalclub Nordstern und sein Bestreben, in den unteren Ligen zu überleben, von Dominic Willimann. Titel:
Nordstern soll wieder ein Verein werden
Aber, so frag ich mich irritiert, was ist er denn jetzt? Immerhin les ich in dem Artikel:
Dennoch steht dem Verein ein umkämpfter Rest des Championats bevor. (...) Damit auch der Rankhof-Abwart weiss, dass es sich beim FC Nordstern nicht um "irgendeinen" Verein handelt.
patpatpat - 19. Okt, 14:51
Grosse Brüder können vielleicht wenigstens Deutsch. baz, S. 2, linke Spalte, Kommentar von Patrick Marcolli zur anstehenden Revision des Baselstädtischen Datenschutzgesetzes in Sachen Überwachungskameras im öfffentlichen Raum:
Mit dem Einsatz von Überwachungskameras haben sich die Basler Behörden bisher gemässigt. Zum Glück.
Zum Glück? Auch wenn's nichts heisst? Trotzdem und wider besseres Wissen zum Glück? Wenn Marcolli sagen wollte, die Behörden hätten Überwachungskameras bisher- zum Glück - zurückhaltend eingesetzt, dann hat er das vielleicht gedacht, aber sicher nicht geschrieben. Knapp daneben ist auch verfehlt: Es hätte schon gereicht, wenn er "zurückgehalten" statt "gemässigt" genommen hätte.
patpatpat - 19. Okt, 14:35
...oder ähnlich. bazregio.magazin, S. 14 ff., Interview mit Ex-Top-Banker Roland Rasi "über seine Grossratskandidatur und über gefallene CEOs":
Frage: Herr Rasi, Sie kandidieren für den Grossen Rat. Haben Sie zu wenig Arbeit, dass Sie in die Politik einsteigen wollen?
Rasi: Nein, sicher nicht, aber Politik ist eine Art Dienst am Staat, den man in einem System, das von der Milizarbeit lebt, erbringen muss.(...)
Frage: Wäre die Nichtwahl eine Enttäuschng?
Rasi: Nein, ich habe auch keine Chance. Zudem habe ich keinen politischen Ehrgeiz, für so etwas bin ich zu alt.
Frage: Dann sind Sie bei der LDP also nur ein prominenter Listenfüller?
Rasi: Das kann man schon so sagen. Ich habe aber keine Mühe damit. Ich bin ja nicht einmal Parteimitglied.
(...) Frage: Führen Sie also gar keinen Wahlkampf?
Rasi: Was heisst schon Wahlkampf? Ich mache jedenfalls keinen.Rasi, zu alt für Ehrgeiz, chancenlos, unengagiert, parteilos, bekennendes Listenfüllmaterial bei der Basler "Daig"-Partei LDP, hält "Politik" trotzdem für einen notwendigen "Dienst" am Staat. Was aber, wenn "Politik" gar kein "Dienst" sein kann, (höchstens "politisches Engagement" kann das)? Oder meint er, noch die Haltung der Politiker in Erinnerung, wie er sie erlebte, als er Topbanker beim Bankverein war, "Politik" sei eine "Dienstleistung"? Und ist er auch Apolitiker, so hat er doch Philosophie:
Das Leben ist unglaublich faszinierend, und je älter ich werde, desto stärker empfinde ich das so. (...) Es geht doch darum, welche Werte wir unseren jungen Menschen vermitteln. Leider ist die Wertehaltung in unserer Gesellschaft stark vom Geld geprägt. Da muss man nur den Wirtschaftsteil der Zeitungen lesen, dort geht es immer nur um Geld, Geld, Geld.Was? Im Wirtschaftsteil der NZZ geht es nur um Mammon, Knete, Kies? Und im Feuilleton ham die's nur von Theater, Literatur und Tanz? So ein Skandal! Und Ex-Top-Banker Rasi hat ihn aufgedeckt! Gratuliere. Endlich sagt mal einer, wie's wirklich ist! So einer sollte in die Politik! Aber das Interview ist noch lange nicht fertig:
Wenn junge Menschen vom Mond auf die Erde kämen, und Zeitungen lesen würden, dann würden sie glauben, Geld sei hier der Wert Nummer eins. Das prägt eine Gesellschaft.Mir hingegen prägt sich dieses Bild der hienieden Zeitung lesenden "jungen Menschen vom Mond" ein. Ich frag mich sofort, wer wohl die "jungen Menschen vom Mond" da ausgesetzt hat? So eine Gemeinheit! Da gibt's nämlich nicht mal Zeitungen. An Rasi als Gratistipp: Wenn schon extraterrestrische Sprachbilder, dann "Ausserirdische" missbrauchen, und nicht "junge Menschen vom Mond", wo sowieso nur ein alter Mann wohnt
Frage: Was ist denn Ihr Wert Nummer eins?
Rasi: Da gibt es viele andere Werte, wie sie etwa in der Bibel stehen. Ich bin überhaupt nicht religiös, aber die Bibel war schon immer das wichtigste Managementlehrbuch der Welt. Dort ist die Rede von Bescheidenheit, Solidarität, Liebe, Ehrlichkeit, Offenheit und Vertrauen - auf diesen Werten sollte unsere Gesellschaft basieren.Tut sie aber nicht, sondern sie basiert auf so schönen biblischen Grundsätzen wie
"Aug um Auge, Zahn um Zahn" etc.. Und, lieber Roland Rasi, solche wie Du sind mitschuld daran und sollten nicht Krokodilstränen darüber vergiessen. Aber danke für das offene (um nicht zu sagen entlarvende) Interview, und Danke! baz, dass Du Rasi dazu bekommen hast, es so zu authorisieren. Du bist halt doch die beste Zeitung der Welt!
patpatpat - 19. Okt, 14:00
Der aufmerksame Leser mit dem Kosenamen "lichtschmied" hat mich auf folgende Doppelfreude aufmerksam gemacht: baz, S. 19, rechte Spalte:
nachrichten
Kontaktstelle wird doch weitergeführt
St. Johann. Die vom Basler Frauenverein getragene Kontaktstelle für Eltern und Kinder im St. Johann, die auf Ende dieses Jahres hätte geschlossen werden sollen, wird doch weitergeführt. Laut einer Mitteilung der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt wird die Arbeit ab 2005 in reduziertem Umfang durch die reformierte Kirchgemeinde St. Johannes und durch den Sozialverein St. Johannes finanziert.
Und was stand an der genau gleichen Stelle vor genau sieben Tagen zu lesen? Das da:
nachrichten
Kontaktstelle wird doch weitergeführt
St. Johann. Die Kontaktstelle für Eltern und Kinder im St. Johann, die auf Ende dieses Jahres hätte geschlossen werden sollen, wird doch weitergeführt. Laut einer Mitteilung der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt wird die Arbeit ab 2005 in reduziertem Umfang durch die reformierte Kirchgemeinde St. Johannes und durch den Sozialverein St. Johannes finanziert.
patpatpat - 19. Okt, 12:57
bazregio.magazin, S. 9, Peter Schenk über eine neue Ausstellung in Lörrach:
Eindrückliche Reliquien der Nazi-Zeit - Dauerausstellung zur Dreilandgeschichte im Museum am Burghof erweitert (...) Die neuen Räume sind mit 200 Quadratmetern nicht gross - aber was dort zu sehen ist, ist eindrücklich. So haben die Museumsmacher an die einhundert Propaganda-Plakate der Nationalsozialisten gesammelt, von denen ein grosser Teil zu sehen ist. (...) "In den Staub mit allen Feinden Grossdeutschlands", heisst es da auf einem Plakat, (...) Das Leiden der Naziopfer wird im Bewusstsein, dass es kaum Bilder gibt, um dies auszudrücken, zurückhaltend behandelt.So viel dummdreiste Verlogenheit in so wenig Worten. Aber das kann dem bazler, der die Aussagen der Ausstellungs(!)macher naiv wiederkäut, nicht auffallen, denn der ist ja von ihrem Nazidreck so beeindruckt, dass er ihn zur
Reliquie erhebt. Zu wenig Opferbilder, darum nur Mörderpropaganda: Wie meinte Dietrich Kuhlbrodt in seiner Besprechung des Films "Der Untergang" (
KONKRET 10/04) so treffend:
Hitler ist nicht untergegangen. Im Gegenteil. "Der Untergang" feiert seine Wiederkehr.Die Ausstellung im Burghof feiert mit.
patpatpat - 19. Okt, 11:30
baz, S. 28, Inserat für Propagandaveranstaltung in Sachen Biotechnologie, präsentiert von der baz und der "BioValley Platform Basel", moderiert von baz-Wissenschaftsredaktor Martin Hicklin:
Life Sciences - Das Schwungrad unserer Region - Aufbruchwille führt zu Meilensteinen. Neue Firmen wollen an die Börse. Zieht die ganze Region am selben Stick?
Life Sciences als Schwungrad? Ist das denen ihr Ernst? Und wo resp. wer ist der Motor? Ein Schwungrad ohne steht ziemlich still und ist eher ein Risiko als eine Chance. Schade um ihre (wem seine? der baz ihre, also "unsere") Region. Aber - das haben wir soeben gelernt - wo ein Wille ist, da sind auch Steine.
patpatpat - 19. Okt, 11:02
Freuen wir uns auf morgen, auf die neue baz!
patpatpat - 18. Okt, 23:38
bazkultur.magazin S. 7, rechte Spalte, Patrick Marcolli, hymnisch, über den Auftritt von Milva (65) mit einem Piazzolla-Programm. So hymnisch, dass ihm freundlicherweise diese Formulierung in den Text und diese sogar am Blattmacher vorbei ins Blatt rutscht:
Ihre Bühnenrolle in ihrem neuen Tango-Programm gleicht der einer Drag Queen, wirkt darin sehr authentisch.
Die Rolle, die Milva auf der Bühne spielt, gleicht der Rolle einer Drag Queen, in welcher die Rolle sehr authentisch wirkt? Was will der junge Mann mir sagen? Dass Milva wie eine waschechte Drag Queen daherkommt? Dieser Vergleich, falls er denn als solcher gemeint ist, ist so verdreht, dass mir schwindlig wird darob. Das hingegen, einige Zeilen weiter unten, ist direkt respektlos:
Dann ist da noch ihre Stimme. Auch hier: praktisch keine Verschleisserscheinungen
Es spricht der Automechaniker mit dem fachmännischen Blick und fährt, die um die Leistungsfähigkeit ihres Vehikels besorgte Kundschaft beruhigend, fort:
Das charakteristische Vibrato ist nicht grösser geworden, die Durchschlagskraft im Fortissimo nach wie vor beeindruckend.
Marcollis Artikel endet / Er beendet seinen Artikel so:
Als hätte das Basler Publikum nicht genug südländische Emotionen gehabt, endete die rothaarige Diva das Konzert mit einem Ave Maria, das Astor Piazzolla für sie geschrieben hatte. Wem es hier nicht kalt den Rücken hinunterlief, dem ist kaum zu helfen
Wo er recht hat, hat er recht. Wenn "Milva das Konzert endet", dann muss Marcolli im Kerker enden! Wem kaum zu helfen ist, der hat einen kalten Rücken verdient.
patpatpat - 18. Okt, 23:30
bazkultur.magazin S. 7, Artikel über Knatsch zwischen Disney und Miramax von Michèle Binswanger, vorletzer Absatz:
Miramax-Intimus Quentin Tarantino sagte gegenüber der "Nesweek" zu diesem Thema: "Wenn Miramax sich von Disney trennt, wird das sein wie in diesen 2.-Weltkriegs-Filmen, wenn die Amerikaner Paris befreien. Ich warte schon ewig drauf." Die Chancen für eine solche Befreiung stehen jetzt wieder suboptimal. Vielleicht muss Paris noch länger warten.
Vielleicht muss Basel noch länger warten, bis die beste Zeitung der Welt sich ein anständiges Korrektorat leisten kann. Die Chancen für eine solche
Verbesserung stehen jetzt wieder schlechter.
patpatpat - 18. Okt, 22:33
bazkultur.magazin, S. 3, Besprechung von Guy Krnetas "Das Leben ist viel zu kurz, um offene Weine zu trinken" von Regula Freuler
(...) So grübelt jeder über die eigenen Schwierigkeiten und findet vom anderen vor allem Verständnis darin, dass es mit den guten alten Werten bachab geht (...)
Auf Verständnis stösst einer beim anderen mit seiner Meinung, alles gehe den Bach runter, vor allem die Sprache in der baz.
patpatpat - 18. Okt, 22:05
bazkultur.magazin S. 2 ff, Theaterkritik von Regula Freuler über "Eduard II." am Theater Basel
(...) Ein Auf und Ab ist das Leben. Wie ein EKG. (...) Hier werden Triumphe und Niederlagen, Jubel und Demütigung, die gesamte Fallhöhe einer Herrschaftszeit durchexerziert.
Oder wie
sang schon Alan Parson anno '78: "What goes up, must come down". Das hat was, sagt was und behauptet wenigstens nicht, "die Fallhöhe" lasse sich durchexerzieren. Das Auf-Ab-Motiv scheint Freuler zu gefallen, denn ein paar Dutzend Zeilen weiter unten schreibt sie, begeistert von den "als Disco-Twins kostümierten neuen Günstlingen Spencer & Spencer":
Ihnen ist aber auch einer der tiefsten Momente des Abends zu verdanken, wenn sie vor ihrem Tod sinnieren: "Um zu sterben leben alle, und steigen um zu fallen."
Und so, in vollendeter Einheit von Form und Inhalt, beendet Freuler ihre Besprechung nach einem rhetorischen Höhenflug mit einer Bruchlandung, mit dem nicht zur Nachahmung empfohlenen Satz:
Schade für das fulminante Schauspiel und die mutige Annäherung, die das Publikum zwei Stunden ausser Atem hält.
Dass Freuler ausser Atem war, unmittelbar nachdem sie diesen Text abgesondert hatte, ist nachvollziehbar. Dass sie ihre LeserInnenschaft
in Atem hält ebenso: Das Publikum ist ständig auf der Suche nach dem Sinn, den ihre Sätze nicht machen. Wer einen anderen "ausser Atem hält" und dies länger als - sagen wir - drei Minuten am (Theater)Stück tut, die ist eine Mörderin.
patpatpat - 18. Okt, 21:54
S. 32, Mitte, die Geschichte über den Absturz eines Satelliten, der dabei im chinesischen Penglai in ein Haus einschlug. Untertitel, verbesserungsfähig:
Dank viel Glück wurde beim Absturz in China niemand verletzt
Eine Bewohnerin, deren Zuhause dabei in die Brüche ging, wird zitiert mit
"Vielleicht bedeutet dies, dass wir dieses Jahr Glück haben werden."
patpatpat - 18. Okt, 16:27
S. 19, oben rechts
Ein Raser hat am Samstagmorgen kurz nach fünf Uhr zwischen einem Alleebaum und einer Mauer den Tod gefunden.
Auch wenn es, genau genommen, sachlich stimmt, muss ich über die Zeitung, die das so abdruckt, den Kopf schüttteln.
patpatpat - 18. Okt, 16:08
Frontseite, linke Spalte, kurzer Artikel über die neue Frau an Vasellas Seite resp. die neue "Head Media Relation Switzerland" bei Novartis: Alenka Ambroz, deren Stelle extra für sie geschaffen worden ist, wie wir der für die breitere Oeffentlichkeit reichlich irrelevanten Story entnehmen.
Ambroz heuert bei Vasella an - (...) Nach ihrem Abgang bei "10 vor 10" Ende April 2003 begann Alenka Ambroz mit einem Zweitstudium - Wirtschaft an der Universität St. Gallen
Das Wirtschaftsstudium war wohl auch nicht das richtige. Oder will uns hier jemand weiss machen, dass Ambroz, die mehrfache Mutter, den Job in Basel und das Studium in St. Gallen samt ihrer Familie unter einen Hut bekommt?
patpatpat - 18. Okt, 15:52
S. 21, rechte Spalte
Weiher entwässert: Fische verendet
Das erinnert an "Klappe zu: Affe tot". Oder, als gutgemeinter Ratschlag zu verstehen: "Stecker raus: Bildschirm schwarz".
patpatpat - 18. Okt, 15:42
Heute S. 13, oben:
Beliebter Birnel - Birnel ist eng mit der Winterhilfe Schweiz verknüpft. (...)
Jetzt gehet hin und verknüpfet euren Birnel! Aber waschet nachher die klebrigen Hände!
patpatpat - 18. Okt, 14:10
Freitag 15.10., S. 19, Artikel über Vetterliwirtschaft auf dem Basler Hafengelände, geschrieben von Christian Mensch.
"Es wird auch attestiert, dass Regierungsrat Lewin angeordnet habe, die familiären Banden aufzulösen, und dass René Hardmeier per Ende 2003 als Direktor der BPG zurückgetreten sei."
Was ist da falsch? Im Prinzip nichts, meint Radio Eriwan, ausser dass es sich hier eventuell um den wohl weltersten Fall einer regierungsrätlich angeordneten Familienauflösung resp. Scheidung handelt. Das könnte gemeint sein, wenn Lewin anordnet, dass Hardmeier seine familiären Banden auflösen müsse. Auch wenn es dann korrekterweise hätte heissen müssen "die familiären Bande", wie KommentatorIn "igittigitt" zurecht bemerkt. Oder meinte Lewin tatsächlich, die Hardmeiers seien eine auf famililiären Strukturen aufbauende (Verbrecher-?) Bande (quasi eine Gang, resp. mafiöse Organisation), und die müsse sich auflösen? Das wär allerdings etwas grobes Geschütz. Sollte Lewin hingegen einfach gemeint haben, die Vetterliwirtschaft müsse aufhören, dann hätte er das anders formulieren sollen. "Banden" in "familiäre Banden" ist eine sinnverhindernde Vermischung von "Banden" als Plural von "Gang (engl.)" und - eben - "Familienbande" als "familiäre Verbindung(en)". Und warum ist Christian Mensch das nicht aufgefallen? Weil einem bazler nichts an der Sprache liegen muss? Dass im Interview mit Lewin derselbe sagen darf
Ich möchte nicht vorprellen!
bestätigt meine schlechte Meinung über die Sprachkompetenz sowohl der baz wie dieses Regierungsrates. "Vorprellen" gibt's zwar laut Duden, allerdings steht da: "vorprellen, (landsch. für vorpreschen)". Und "landsch." ist die Dudenabkürzung für "landschaftlich". Wenn Lewins basellanschaftlicher Kollege Erich Straumann, SVP, ebenfalls Wirtschaftsdepartement, nicht "vorprellen" wollen würde, dann ginge das ja noch an. Die SVPler können nicht anders als "landsch.". Alles in allem scheinen mir jedenfalls ernsthafte Zweifel an Lewins Urbanität angebracht.
patpatpat - 17. Okt, 02:33