Freche, kleine Kunstkritik
bazkultur.magazin, Tadeus Pfeifer über eine Ausstellung mit Werken von 16 ehemals "Jungen Wilden" in der Galerie Triebold in Riehen unter dem Titel "Freche, kleine Widerstandsriffe":
Dann, ziemlich plötzlich, der Einbruch: Quasi von der einen auf die andere Saison waren die Bilder wenig mehr wert, Sammlungsbudgets und grosse Investitionen brachen zusammen. Heute haben sich die Preise im mittleren Segment eingependelt.
Halten wir kurz fest: Budgets können schrumpfen oder gekürzt werden, Investitionen können ausbleiben. Aber dass beide gemeinsam zusammenbrechen, ist etwas viel verlangt. Notfalls ginge das zwar noch durch. Aber da fehlt eindeutig etwas (ausser Pfeifer meint das extrem umständlich und altmodisch): "waren die Bilder wenig mehr wert". Er meint natürlich, die Bilder "waren nur noch wenig wert" über's Jahr. Das rieche ich sehr wohl. Aber les es nicht. Es fehlt eine Vergleichsgrösse. Es fehlt nur ein Butterbrot: "waren die Bilder wenig mehr wert als ein Butterbrot". Und alles wär in Butter, ist es aber nicht wirklich.
Dem heutigen Auge scheinen die Bilder schlüssiger als dem damaligen. Da bilden die "Jungen Wilden", die heute älter und teilweise schon verstorben sind, veritable kleine Widerstandsriffe, denn das von manchen seinerzeit befürchtete Ende der Kunstgeschichte hat nicht stattgefunden. Im Gegenteil: Sie hat mit ihrem immer neu gestörten Verlauf genau den Blick geschärft, der sich seinerzeit gerne in der Vergangenheit verloren hätte. Wie immer hinkt die Rezeption hintendrein.
Nein, ich erfinde nichts, das steht heute so in der Zeitung! Nehmen wir ein Beispiel: Anselm Stalder. Ja, er ist heute älter als 1980. Das also stimmt: "die heute älter (...)". Aber: Ist er auch "teilweise schon verstorben"? Ist ihm auf einer Bergtour eine Zehe abgefroren? Ich weiss es nicht. Vielleicht ist Pfeifer da einfach besser informiert als ich. Oder, ein anderes Beispiel: Martin Disler. Ist er älter als 1980? Im Prinzip ja. Aber er ist nicht älter als 1996. Denn Martin Disler ist - und das nicht nur teilweise - in dem Jahr gestorben. Was also meint Pfeifer mit "die 'Jungen Wilden', die heute älter und teilweise schon verstorben sind"? Ich könnte ihn schon verstehen, will aber nicht.
Die oft sehr figürlichen Motive, die sich in der Folge des "falschen Malens" aufzulösen begannen, wurden zu einer Welt der Zeichen, die versuchsweise ihrer Bedeutung beraubt sind. Im Nachhinein wird dadurch erst recht die Bedeutungsfrage gestellt, und das Kunsterlebnis stellt sich via diesen Umweg ein.
Über den Umweg der im Nachhinein gestellten Bedeutungsfrage beraubt Pfeifer seinen Artikel, der sich in der Folge des "falschen Schreibens" aufzulösen beginnt, nicht nur versuchsweise der Bedeutung.
Die Radikalität der Infragestellung wird von der Galerie lustig mitgetragen: Ein grosses Hochformat von Dokoupil wurde aus Platzgründen kurzerhand quer gehängt - nicht zu seinem Schaden.
Eine gute Idee! Druckt Pfeifers Artikel in Zukunft quer! Das wär eine adäquate Art, ihn lustig in Frage zu stellen - nicht zu seinem Schaden! Teeren und Federn sind leider ausser Mode gekommen.
Dann, ziemlich plötzlich, der Einbruch: Quasi von der einen auf die andere Saison waren die Bilder wenig mehr wert, Sammlungsbudgets und grosse Investitionen brachen zusammen. Heute haben sich die Preise im mittleren Segment eingependelt.
Halten wir kurz fest: Budgets können schrumpfen oder gekürzt werden, Investitionen können ausbleiben. Aber dass beide gemeinsam zusammenbrechen, ist etwas viel verlangt. Notfalls ginge das zwar noch durch. Aber da fehlt eindeutig etwas (ausser Pfeifer meint das extrem umständlich und altmodisch): "waren die Bilder wenig mehr wert". Er meint natürlich, die Bilder "waren nur noch wenig wert" über's Jahr. Das rieche ich sehr wohl. Aber les es nicht. Es fehlt eine Vergleichsgrösse. Es fehlt nur ein Butterbrot: "waren die Bilder wenig mehr wert als ein Butterbrot". Und alles wär in Butter, ist es aber nicht wirklich.
Dem heutigen Auge scheinen die Bilder schlüssiger als dem damaligen. Da bilden die "Jungen Wilden", die heute älter und teilweise schon verstorben sind, veritable kleine Widerstandsriffe, denn das von manchen seinerzeit befürchtete Ende der Kunstgeschichte hat nicht stattgefunden. Im Gegenteil: Sie hat mit ihrem immer neu gestörten Verlauf genau den Blick geschärft, der sich seinerzeit gerne in der Vergangenheit verloren hätte. Wie immer hinkt die Rezeption hintendrein.
Nein, ich erfinde nichts, das steht heute so in der Zeitung! Nehmen wir ein Beispiel: Anselm Stalder. Ja, er ist heute älter als 1980. Das also stimmt: "die heute älter (...)". Aber: Ist er auch "teilweise schon verstorben"? Ist ihm auf einer Bergtour eine Zehe abgefroren? Ich weiss es nicht. Vielleicht ist Pfeifer da einfach besser informiert als ich. Oder, ein anderes Beispiel: Martin Disler. Ist er älter als 1980? Im Prinzip ja. Aber er ist nicht älter als 1996. Denn Martin Disler ist - und das nicht nur teilweise - in dem Jahr gestorben. Was also meint Pfeifer mit "die 'Jungen Wilden', die heute älter und teilweise schon verstorben sind"? Ich könnte ihn schon verstehen, will aber nicht.
Die oft sehr figürlichen Motive, die sich in der Folge des "falschen Malens" aufzulösen begannen, wurden zu einer Welt der Zeichen, die versuchsweise ihrer Bedeutung beraubt sind. Im Nachhinein wird dadurch erst recht die Bedeutungsfrage gestellt, und das Kunsterlebnis stellt sich via diesen Umweg ein.
Über den Umweg der im Nachhinein gestellten Bedeutungsfrage beraubt Pfeifer seinen Artikel, der sich in der Folge des "falschen Schreibens" aufzulösen beginnt, nicht nur versuchsweise der Bedeutung.
Die Radikalität der Infragestellung wird von der Galerie lustig mitgetragen: Ein grosses Hochformat von Dokoupil wurde aus Platzgründen kurzerhand quer gehängt - nicht zu seinem Schaden.
Eine gute Idee! Druckt Pfeifers Artikel in Zukunft quer! Das wär eine adäquate Art, ihn lustig in Frage zu stellen - nicht zu seinem Schaden! Teeren und Federn sind leider ausser Mode gekommen.
patpatpat - 21. Okt, 11:03
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