Freitag, 29. Oktober 2004

Heureka, eine neue Partei!

S. 23, Claudia Kocher über die Abgabe der Unterschriften für das Referendum gegen das Gastgewerbegesetz.

Als negatives Beispiel führt Christian Mueller von den Jungsozialen an, dass bereits jetzt einzelne Anwohner ganze Betriebe lahm legen könnten - wie bei der Carambar oder bei der Schliessung des Eventhouses.

Die Jungsozialen? Zwar stimmt, dass die SP nicht "Sozialistische Partei" heisst, aber ihre Jugendsektion nennt sich trotzdem "Jungsozialisten", weshalb eines ihrer Mitglieder doch wohl "Jungsozialist" heissen müsste. Wer ein "Jungsozialer" ist, ist wohl "nur" ein weniger als 20 Jahre alter Gutmensch, was aber noch nichts über sein Verhältnis zum Sozialismus aussagt.

Volltreffer!

S. 21, Timm Eugster über die Reaktion der Universität zum Sparentscheid der Regierungen der beiden Basel.

Deutliche Worte findet Hans-Jakob Wirz, Dekan der naturwissenschaftlichen Fakultät: "Ständig betonen die Regierungen, wie wichtig die Universität für die Region sei - aber dass sie sich mit ihrer Politik ins eigene Bein schiessen, merken sie nicht."

Sie merken nichts, weil sie genau wissen, dass sie sich erst "in den eigenen Fuss schiessen" müssen, bis das Sprachbild etwas heisst.

Alle Macht den Sowjets!

bazkultur.magazin S. 3, Daniel Wiener stellt in seiner beliebten Kolumne "Unsere kleine Stadt" fest, dass der Kanton BS eigentlich, bei genauer Betrachtung, von nur 12 Prozent der Bevölkerung regiert wird, resp. nur 12% die Mehrheit im Grossen Rat gewählt haben.

Es stellen sich heikle Fragen: Funktioniert unsere Demokratie unter diesen Bedingungen noch? Würden nicht repräsentative Umfragen oder Beteiligungsverfahren mit Bürgerversammlungen, runden Tischen und Konsultationen von Fall zu Fall eine höhere Legitimation erzielen?

Es stellen sich heikle Fragen: Hat die Schweizer Version der Demokratie je anders funktioniert? Warum kommt Wiener mit seinem Vorschlag, alle Macht den Sowjets zu übertragen (copyright: W. I. Lenin 17.4.1917) , gerade jetzt, nach einer Wahl mit immerhin 44% Wahlbeteiligung (guter Durchschnitt!), die SP & Co in eine komfortable Position gebracht hat? Und: Warum verlässt ihn die Argumentationskraft, wenn er einen weiteren, durchaus bedenkenswerten Vorschlag macht:

Wenn schon 56 Prozent aller Schweizerinnen und Schweizer auf die Ausübung ihres Wahlrechts verzichten, sollten mindestens jene Ausländerinnen und Ausländer, die davon Gebrauch machen wollen, diese Möglichkeit erhalten.

Ein Scheinargument. Schade. Es gäb auch richtige. Der Mut verlässt Wiener vollends, wenn der Autor sich dem Stimm- und Wahlalter Null zuwendet:

Ebenso wichtig wäre der Einbezug der Kinder. Eltern könnten von Geburt an bis zur Mündigkeit für jeden Sprössling eine zusätzliche Stimme abgeben. Damit würden die Interessen der Jungen, mithin der Zukunft stärker gewichtet. Zugleich entstünde zwischen Eltern und Heranwachsenden ein Diskurs über die richtige Wahl. Diese innerfamiliäre Bildungsarbeit würde Kinder schon früh in ihre politischen Rechte einführen.

Der Paternalismus eines Altlinken drückt wieder durch: Eltern sollen im Namen der Kinder stimmen und wählen. So, wie die Avantgarde der kommunistischen Partei genau weiss, was gut ist für das Proletariat? Nee, so wird das nix. Wenn schon: Stimm- und Wahlalter Null! Dann, wenn Kinder und Jugendliche wollen, wenn sie den Zeitpunkt für gekommen erachten, dann dürfen sie an die Urne. Ohne dass ihnen Papa oder Mamma den Zettel ausfüllt. Paternalismus "innerfamiliäre Bildungsarbeit" zu nennen, sich davon einen "Diskurs über die richtige Wahl" zu versprechen, ist - mindestens - blauäugig.

positiver Bazismus

bazkultur.magazin S. 5, Silvano Cerutti über den Protestrock als Missverständnis. Man darf ja auch mal eine Formulierung nennen, die einem gefallen hat:

Wer in den Neunzigern eine Rockband nach ihrer politischen Position fragte, kam etwa so gut an, wie jemand, der sich beim Familienfest nach dem Verbleib des Nazi-Onkels erkundigt.

Einziger Makel: Nazi-Onkel ist etwas unscharf, etwas sehr deutsch - unter Umständen. Welcher ist gemeint? Der Onkel, der bei den Nazis war? Der Onkel, der heute mit den Neonazis sympathisiert? Der Onkel, den sowieso alle für ein Arschloch halten? Warum nicht guteidgenössisch: "Frontisten-Onkel"?

Verschwindibus

bazkultur.magazin S. 11, Verena Naegele über den Umgang mit dem Erbe von Bach, Schuhmann, Mendelssohn, Wagner & Co in den ostdeutschen Bundesländern.

Nach den Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg und der Isolation, die der "Eiserne Vorhang" mit sich brachte, verschwand das musikalische Bewusstsein der Stadt vorübergehend in der Versenkung.

Das Bewusstsein in der Versenkung? Dunkel war's, der Mond schien helle... Aber wir sehen Licht am Ende des Tunnels:

Erst in jüngster Zeit rückt die Musik wieder ins Licht, allerdings sehr zögerlich und problembeladen, und es fehlt an öffentlichem Geld.

Zögerlich rückt die problembeladene Musik mit leerem Portemonnaie wieder ins Licht? Wir riechen den Sinn, das wohl. Allein...

Was ein Schock!

S. 13, Wirtschaf, Stefan Schuppli über den Stellenabbau bei ICF

Neuer Arbeitsschock für die Region Basel:(...)

Wir kennen den Kälteschock, den Hitzeschock: Da wirken sich übertriebene plus- oder minus-Temperaturen schockartig aus. Wie aber äussert sich ein Arbeitsschock? Die Arbeit schockiert? Die Arbeit ist schockiert? Wieder ein Fall von: Wir riechen den Sinn, das wohl. Allein...

Gesammelte Bazismen

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