Dienstag, 19. Oktober 2004

Es reicht für heute!

... und morgen geht das alles wieder von vorne los!

Weg wie wo was wann warum?

bazregio.magazin, S. 6, Starkolumnist -minu berichtet über seine Abenteuer auf der Suche nach einem Ersatzjoseph für seine Krippe. Schliesslich findet und kauft er einen mit zwei unterschiedlich farbigen Augen bei einem neapolitanischen Krippenmacher:

Er wickelte mir das Figürchen in Holzwolle. Später hörte ich ihn durch die Finger pfeifen. Ein kleiner Tamile wuselte an: "Pinsle nochmals so einen zweiaugenfarbigen Gräuel - bei den Tussis gehen die weg wie frische Eier!"

Bei wem gehn die weg wie was? Wie frische Eier? Eier? Eier??? -minu? -minu!!!

Also das ist jetzt fast schon geschmäcklerisch

baz Frontseite. Das freut den Profibasler:

SBB stören den FCB nun nicht mehr - Der letzte Stolperstein für den Joggeli-Ausbau ist beseitigt.

Bisher kannte ich: "Steine aus dem Weg räumen" und "Hindernisse beseitigen". Und "etwas kann ein Stolperstein sein / zum Stolperstein werden für X auf dem Weg von A nach B". Aber ich hab noch nie "Stolpersteine beseitigt". Man hat nie ausgelernt, resp. staunt immer wieder über den kreativen Gebrauch, den die da am Aeschenplatz machen von dem, was sie für Sprache halten. Aber wie gesagt, das ist jetzt fast schon geschmäcklerisch, zugegeben.

Ich als Altgrieche...

... bin da jetzt etwas unsicher, ob das so geht, nur unschön ist oder schon kreuzdaneben: bazkultur.magazin S. 5, Portrait von Catherin Zeta-Jones aus der Feder von Christian Jungen:

Zeta-Jones ist keine Heulsuse, sondern eine Diva mit lateinisch anmutendem Temperament.

Das kommt mir irgendwie spanisch vor. Aber lassen wir das mal durchgehen, ausnahmsweise. Trotzdem: Wenn schon mit Stereotypen hantieren, dann wär "eine Diva mit südlichem Temperament" schöner gewesen. Oder allenfalls "mit Latina-Temperament". Beachte das "a"! [Hier folgte eine Kritik, die sich als falsch herausstellte und darum nicht mehr hier steht...]

Die baz soll wieder eine Zeitung werden

bazregio.magazin, S. 20, Artikel über den Fussbalclub Nordstern und sein Bestreben, in den unteren Ligen zu überleben, von Dominic Willimann. Titel:

Nordstern soll wieder ein Verein werden

Aber, so frag ich mich irritiert, was ist er denn jetzt? Immerhin les ich in dem Artikel:

Dennoch steht dem Verein ein umkämpfter Rest des Championats bevor. (...) Damit auch der Rankhof-Abwart weiss, dass es sich beim FC Nordstern nicht um "irgendeinen" Verein handelt.

Mehr "Big Brother"s!

Grosse Brüder können vielleicht wenigstens Deutsch. baz, S. 2, linke Spalte, Kommentar von Patrick Marcolli zur anstehenden Revision des Baselstädtischen Datenschutzgesetzes in Sachen Überwachungskameras im öfffentlichen Raum:

Mit dem Einsatz von Überwachungskameras haben sich die Basler Behörden bisher gemässigt. Zum Glück.

Zum Glück? Auch wenn's nichts heisst? Trotzdem und wider besseres Wissen zum Glück? Wenn Marcolli sagen wollte, die Behörden hätten Überwachungskameras bisher- zum Glück - zurückhaltend eingesetzt, dann hat er das vielleicht gedacht, aber sicher nicht geschrieben. Knapp daneben ist auch verfehlt: Es hätte schon gereicht, wenn er "zurückgehalten" statt "gemässigt" genommen hätte.

Zeitung ist eine Art Dienst am Lesen...

...oder ähnlich. bazregio.magazin, S. 14 ff., Interview mit Ex-Top-Banker Roland Rasi "über seine Grossratskandidatur und über gefallene CEOs":

Frage: Herr Rasi, Sie kandidieren für den Grossen Rat. Haben Sie zu wenig Arbeit, dass Sie in die Politik einsteigen wollen?
Rasi: Nein, sicher nicht, aber Politik ist eine Art Dienst am Staat, den man in einem System, das von der Milizarbeit lebt, erbringen muss.(...)
Frage: Wäre die Nichtwahl eine Enttäuschng?
Rasi: Nein, ich habe auch keine Chance. Zudem habe ich keinen politischen Ehrgeiz, für so etwas bin ich zu alt.
Frage: Dann sind Sie bei der LDP also nur ein prominenter Listenfüller?
Rasi: Das kann man schon so sagen. Ich habe aber keine Mühe damit. Ich bin ja nicht einmal Parteimitglied.
(...) Frage: Führen Sie also gar keinen Wahlkampf?
Rasi: Was heisst schon Wahlkampf? Ich mache jedenfalls keinen.


Rasi, zu alt für Ehrgeiz, chancenlos, unengagiert, parteilos, bekennendes Listenfüllmaterial bei der Basler "Daig"-Partei LDP, hält "Politik" trotzdem für einen notwendigen "Dienst" am Staat. Was aber, wenn "Politik" gar kein "Dienst" sein kann, (höchstens "politisches Engagement" kann das)? Oder meint er, noch die Haltung der Politiker in Erinnerung, wie er sie erlebte, als er Topbanker beim Bankverein war, "Politik" sei eine "Dienstleistung"? Und ist er auch Apolitiker, so hat er doch Philosophie:

Das Leben ist unglaublich faszinierend, und je älter ich werde, desto stärker empfinde ich das so. (...) Es geht doch darum, welche Werte wir unseren jungen Menschen vermitteln. Leider ist die Wertehaltung in unserer Gesellschaft stark vom Geld geprägt. Da muss man nur den Wirtschaftsteil der Zeitungen lesen, dort geht es immer nur um Geld, Geld, Geld.

Was? Im Wirtschaftsteil der NZZ geht es nur um Mammon, Knete, Kies? Und im Feuilleton ham die's nur von Theater, Literatur und Tanz? So ein Skandal! Und Ex-Top-Banker Rasi hat ihn aufgedeckt! Gratuliere. Endlich sagt mal einer, wie's wirklich ist! So einer sollte in die Politik! Aber das Interview ist noch lange nicht fertig:

Wenn junge Menschen vom Mond auf die Erde kämen, und Zeitungen lesen würden, dann würden sie glauben, Geld sei hier der Wert Nummer eins. Das prägt eine Gesellschaft.

Mir hingegen prägt sich dieses Bild der hienieden Zeitung lesenden "jungen Menschen vom Mond" ein. Ich frag mich sofort, wer wohl die "jungen Menschen vom Mond" da ausgesetzt hat? So eine Gemeinheit! Da gibt's nämlich nicht mal Zeitungen. An Rasi als Gratistipp: Wenn schon extraterrestrische Sprachbilder, dann "Ausserirdische" missbrauchen, und nicht "junge Menschen vom Mond", wo sowieso nur ein alter Mann wohnt

Frage: Was ist denn Ihr Wert Nummer eins?
Rasi: Da gibt es viele andere Werte, wie sie etwa in der Bibel stehen. Ich bin überhaupt nicht religiös, aber die Bibel war schon immer das wichtigste Managementlehrbuch der Welt. Dort ist die Rede von Bescheidenheit, Solidarität, Liebe, Ehrlichkeit, Offenheit und Vertrauen - auf diesen Werten sollte unsere Gesellschaft basieren.


Tut sie aber nicht, sondern sie basiert auf so schönen biblischen Grundsätzen wie "Aug um Auge, Zahn um Zahn" etc.. Und, lieber Roland Rasi, solche wie Du sind mitschuld daran und sollten nicht Krokodilstränen darüber vergiessen. Aber danke für das offene (um nicht zu sagen entlarvende) Interview, und Danke! baz, dass Du Rasi dazu bekommen hast, es so zu authorisieren. Du bist halt doch die beste Zeitung der Welt!

Doppeltes Lottchen

Der aufmerksame Leser mit dem Kosenamen "lichtschmied" hat mich auf folgende Doppelfreude aufmerksam gemacht: baz, S. 19, rechte Spalte:

nachrichten
Kontaktstelle wird doch weitergeführt
St. Johann. Die vom Basler Frauenverein getragene Kontaktstelle für Eltern und Kinder im St. Johann, die auf Ende dieses Jahres hätte geschlossen werden sollen, wird doch weitergeführt. Laut einer Mitteilung der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt wird die Arbeit ab 2005 in reduziertem Umfang durch die reformierte Kirchgemeinde St. Johannes und durch den Sozialverein St. Johannes finanziert.


Und was stand an der genau gleichen Stelle vor genau sieben Tagen zu lesen? Das da:

nachrichten
Kontaktstelle wird doch weitergeführt
St. Johann. Die Kontaktstelle für Eltern und Kinder im St. Johann, die auf Ende dieses Jahres hätte geschlossen werden sollen, wird doch weitergeführt. Laut einer Mitteilung der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt wird die Arbeit ab 2005 in reduziertem Umfang durch die reformierte Kirchgemeinde St. Johannes und durch den Sozialverein St. Johannes finanziert.

Gibt es Heilige unter den Nazis?

bazregio.magazin, S. 9, Peter Schenk über eine neue Ausstellung in Lörrach:

Eindrückliche Reliquien der Nazi-Zeit - Dauerausstellung zur Dreilandgeschichte im Museum am Burghof erweitert (...) Die neuen Räume sind mit 200 Quadratmetern nicht gross - aber was dort zu sehen ist, ist eindrücklich. So haben die Museumsmacher an die einhundert Propaganda-Plakate der Nationalsozialisten gesammelt, von denen ein grosser Teil zu sehen ist. (...) "In den Staub mit allen Feinden Grossdeutschlands", heisst es da auf einem Plakat, (...) Das Leiden der Naziopfer wird im Bewusstsein, dass es kaum Bilder gibt, um dies auszudrücken, zurückhaltend behandelt.

So viel dummdreiste Verlogenheit in so wenig Worten. Aber das kann dem bazler, der die Aussagen der Ausstellungs(!)macher naiv wiederkäut, nicht auffallen, denn der ist ja von ihrem Nazidreck so beeindruckt, dass er ihn zur Reliquie erhebt. Zu wenig Opferbilder, darum nur Mörderpropaganda: Wie meinte Dietrich Kuhlbrodt in seiner Besprechung des Films "Der Untergang" (KONKRET 10/04) so treffend:

Hitler ist nicht untergegangen. Im Gegenteil. "Der Untergang" feiert seine Wiederkehr.

Die Ausstellung im Burghof feiert mit.

Da muss ich hin!

baz, S. 28, Inserat für Propagandaveranstaltung in Sachen Biotechnologie, präsentiert von der baz und der "BioValley Platform Basel", moderiert von baz-Wissenschaftsredaktor Martin Hicklin:

Life Sciences - Das Schwungrad unserer Region - Aufbruchwille führt zu Meilensteinen. Neue Firmen wollen an die Börse. Zieht die ganze Region am selben Stick?

Life Sciences als Schwungrad? Ist das denen ihr Ernst? Und wo resp. wer ist der Motor? Ein Schwungrad ohne steht ziemlich still und ist eher ein Risiko als eine Chance. Schade um ihre (wem seine? der baz ihre, also "unsere") Region. Aber - das haben wir soeben gelernt - wo ein Wille ist, da sind auch Steine.

Gesammelte Bazismen

Die baz (Basler Zeitung) ist die beste Zeitung der Welt und ich bin ihr Prophet! It's a dirty job, but somebody's got to do it! language is a baz-illus! Hier können übrigens alle mitschreiben. Alle mit einem twoday-account. Und der ist gratis! Feedback via "bazismus @ mac.com".

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